Bochum. Gold bei den Ruhr Games: Die Stabhochspringerin des VfL Gladbeck gibt nach der bitteren Deutschen Meisterschaft die richtige Antwort. Und wie!
Die Latte bleibt liegen. Anne Berger auch für einen kurzen Moment. Dann reißt sie die Arme hoch und freut sich. Es ist viel von ihr abgefallen, das ist ihr anzusehen. Nach der aus ihrer Sicht unglücklich verlaufenen Deutschen Meisterschaft in Braunschweig am Freitag hatte die Stabhochspringerin des VfL Gladbeck aber nicht lange überlegen müssen, ob sie am Folgetag bei den Ruhr Games im XO-Cup antritt.
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Bei der DM bekam sie keinen Fuß an die Erde. Alle ihre Versuche waren ungültig, nicht einmal die Marke von 3,90 Meter schaffte sie. „Es lag nicht an meiner physischen Kondition. Das war nur der Kopf“, blickte sie kurz und knapp zurück. „Es war eine unglaubliche Enttäuschung, da brauchen wir gar nicht mehr drüber reden.“
Ruhr Games: Anne Berger will die DM schnellstmöglich vergessen
Die Überlegung stand im Raum, gar nicht erst nach Bochum zu fahren. „Ich wollte das so schnell wie möglich vergessen“, beschrieb Berger ihre Gefühlslage. Neu fokussiert trat sie in Bochum an, um das Beste herauszuholen. Das gelang ihr mit Bravour.
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Mit 4,25 Meter sicherte sie sich nicht nur den Titel, sondern verbesserte auch ihre persönliche Bestleistung, die sie erst vor einem Monat in Leverkusen aufgestellt hatte, im Laufe des Wettbewerbs sogar zweimal. Zunächst von 4,15 Meter auf 4,20 Meter und schließlich auf die glücklich machenden 4,25 Meter. Damit erfüllte die Medizinstudentin übrigens auch die Norm für die U23-EM in Talinn!
Die zum Schluss aufgelegten 4,31 Meter konnte Berger nicht mehr überwinden. Ein kleiner Fingerzeig Richtung Braunschweig? „Das war es schon auf eine Weise“, sagte sie grinsend. Die Deutsche Meisterin Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) gewann dort mit 4,30 Meter.
Am Ende lässt Berger die Gold-Höhe der DM auflegen
Ruhr Games- Tag 2
Dass sie mit 4,31 Meter nicht nur ihre Konkurrenz vom Vortag überflügelt hätte, sondern auch die Norm für den Bundeskader um einen Zentimeter überboten hätte, kam ihr dabei gar nicht in den Sinn. „Am Ende war ein wenig die Luft raus. Ich habe mich so über die 4,25 gefreut, dass es schwer war, sich noch einmal voll zu konzentrieren“, erklärte sie. „Aber ich bin mir sicher, dass die 4,30 in diesem Jahr drin sind.“
„Das Ziel sind jetzt erstmal die 4,30 Meter“, umriss sie die Pläne für den Rest des Jahres. Ein weiteres Ziel wird Berger aber durch ihre gesamte Karriere hinweg verfolgen: „Es ist mehr ein Witz: Ich will die 4,34 Meter springen. 4,33 Meter ist die Senioren-Bestleistung von meinem Trainer. Vorher höre ich nicht auf.“
Ein Zwischenerfolg ist auch der Sprung auf Platz drei in der Deutschen Jahresbestenliste der Damen. Dort thront die amtierende Deutsche Meisterin Otchere ganz oben. Mit 4,45 Metern. Berger hat sich dank ihrer 4,25 auf Rang drei vorgeschoben. Eine Momentaufnahme. „Diese Liste gucke ich mir eigentlich im September an. Es ist natürlich schön, wenn man so weit oben ist“, sagte Berger. „Eigentlich bin ich so auf Platz neun bis zehn.“
Berger bekommt das Angebot, zum Klettern zu wechseln
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Einen kleinen Anteil an ihrem Erfolg hatten sicher auch die wenigen, aber immerhin anwesenden Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion, die sie mit allen Mitteln der Kunst unterstützten.
„Es ist komplett was anderes, wenn man sich die anderen Wettkämpfe – auch die Deutsche Meisterschaft – anschaut. Da sitzen dann mal drei Trainer auf der Tribüne und feuern an. Dagegen ist das hier schon 3000 Prozent besser“, bemerkte sie beim Blick ins Stadionrund. Natürlich hätte sie gerne mehr Leute gesehen, aber auch die kleine Unterstützung kam bei ihr gut an.
Zum Abschluss dieser beiden so unterschiedlichen Tage, kam noch eine Einladung auf Berger zu. „Als ich ankam, kam einer der Kletterer auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nicht den Sport wechseln will. Wenn es noch geht, würde ich das gerne mal ausprobieren.“ Mit Höhe kennt sie sich ja zu Genüge aus.