Gladbeck. Schalke 04 steht das Wasser bis zum Hals. Das lässt Gladbeck als königsblaues Kernland nicht kalt. Wir haben mit bekennenden S04-Fans gesprochen.
Nein, Fan des FC Schalke 04 zu sein, ist derzeit nicht einfach. Nachzufragen bei vielen Anhängern aus Gladbeck, das ja königsblaues Kernland ist. Seit 22 Spielen sind die Knappen ohne Sieg – die letzte Partie gewannen sie am 17. Januar gegen Borussia Mönchengladbach. Darauf folgten 10:58 Tore mit acht Punkten in saisonübergreifend 22 Spielen. In der laufenden Saison hat die Elf von Neu-Trainer Manuel Baum erst zwei Zähler auf dem Konto und steht nun vor dem Kellerduell beim FSV Mainz 05.
Ellinghorsts Trainer Andre Marcussen stellt die Mentalitätsfrage
Grund genug, um mit dem einen oder anderen bekennenden Schalke-Fan aus Gladbecker Fußballkreisen zu sprechen. Wie groß ist die Sorge um S04? Woran liegt es, dass es überhaupt nicht läuft? Wie kann die Trendwende eingeleitet werden?
„Die Schalker Spieler können froh sein, dass derzeit keine Fans ins Stadion dürfen“, lautet die klare Aussage von Andre Marcussen, Trainer des A-Ligisten Adler Ellinghorst. Er begründet: „Denn dann würden manche Spieler erst einmal merken, was Schalke für die Menschen hier in dieser Region bedeutet. Uns fehlt die komplette Kämpfermentalität und die Einstellung der Spieler.“
Die ganze Trainerdiskussion kann Marcussen nicht mehr hören: „Mittlerweile sollte doch jeder Schalker mitbekommen haben, dass es an den Spielern liegt und die Einstellung nicht stimmt. Ich verstehe nicht, warum man, wenn es schon so lange schlecht läuft, man nicht weiter auf die Jugend wie Ahmet Kutucu oder Timo Becker setzt. Die wissen wenigstens, was es heißt, für Schalke zu spielen.“
Der Ellinghorster Coach nimmt den Vorstand der Schalker in die Pflicht: „Was intern passiert, bekommen wir nicht mit. Aber in der Öffentlichkeit könnte man meinen, dass die im Vorstand sehr unsicher agieren und keinen Plan haben.“
FSM-Spieler Mert Kara prognostiziert Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag
Mert Kara, Spieler des A-Ligisten FSM Gladbeck, sieht für die Königsblauen schwarz: „Als gebürtiger Gelsenkirchener hoffe ich natürlich nicht, dass Schalke absteigt. Allerdings muss man die Dinge nüchtern betrachten und da denke ich, dass es bis zum letzten Spieltag ein Kampf um den Klassenerhalt gibt.“
Der FSM-Akteur sieht die Fehler vor allem in der schlechten Absprache in der Defensive und Offensive. „Versucht man ein paar Ballstaffetten aufzubauen, ist der Ball nach zwei, drei Kontakten wieder beim Gegner. Aber wenn man mit Weston McKennie den besten Spieler der letzten Saison abgibt, braucht sich auch niemand zu wundern“, so Kara, der sich für das Spiel am Samstag (7. November) in Mainz eine Schalker Mannschaft mit Herz und Leidenschaft wünscht: „Sogar in der Kreisliga sieht man mehr Kampf, wenn es spielerisch schon nicht klappt.“
Für Rentforts Trainer Daniel Griese ist das Kind schon in den Brunnen gefallen
Für Daniel Griese, den Trainer des B-Ligisten BV Rentfort III, ist das Kind längst in den Brunnen gefallen: „Das war ein schleichender Prozess, der sich über Jahre abgezeichnet hat, wo es jetzt auch nicht hilft, die Finger in die Wunde bei Trainern zu legen, denn da müsste man schon vor Jahren anfangen.“
Auf Schalke gibt es für ihn – Daniel Griese: „Das ist typisch Schalke“ – zu viele Nebenschauplätze, auf denen es nicht läuft: „Da kommt doch alles zusammen. Die oberste Etage verhält sich daneben, wenn ich zum Beispiel an den Rassismus-Skandal von Clemens Tönnies denke und so nimmt das alles seinen Lauf nach unten.“
Gegen die Mainzer erwartet der Rentfort-Coach nichts anderes als einen Sieg: „Wir brauchen einen dreckigen Sieg für die Psyche. Wenn nicht gegen Mainz, gegen wen denn dann?“
Preußen-Jugendtrainer Grudzien sieht seine Schalker im Abstiegskampf
Auch Max Grudzien, Jugendtrainer von Schwarz-Gelb Preußen Gladbeck, sieht seine Schalker im Abstiegskampf. Er sagt: „Diese lange Sieglosserie ist für mich ein Produkt von jahrelanger schlechter Vereinspolitik.“
Ein Sieg gegen Mainz sei mehr als Pflicht, weil der Kader weiterhin die Qualität besitze, um nicht abzusteigen. Grudzien erklärt: „Ich verstehe einfach nicht, was der Vorstand bei uns im Verein macht. Warum feuert man einen Trainer nach dem zweiten Spieltag? Das hätte man direkt nach der letzten Saison machen müssen, da der neue Trainer dann eine vernünftige Vorbereitung gehabt hätte.“
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