Zweckel. Drei Spiele in der Bezirksliga fielen coronabedingt aus, der SV Zweckel durfte ran und holte den nächsten 1:0-Sieg - am Ende gab es dennoch Frust.
Bisher war die Defensive das Prunkstück beim Fußball-Bezirksligisten SV Zweckel. Nur in einem der ersten fünf Partien kassierten die Grün-Weißen Gegentreffer und mauserten sich so zu einem gelungenen Saisonstart mit neun Punkten. Huub Stevens und sein königsblaues Herz wären sicher stolz auf den SVZ und Trainer Guido Naumann.
Dass eine stabile Defensive die oberste Maxime ist, bewies der SV Zweckel auch beim 1:0-Sieg (0:0 zur Pause) gegen Genclikspor Recklinghausen, in der er seiner Favoritenrolle – die Gäste hatten zuvor aus fünf Partien sechs Zähler geholt – in der Anfangsphase durchaus gerecht wurde.
SV Zweckels Jonas Gerfen versucht es aus der Distanz
Die Hausherren waren spielbestimmend, auch wenn in den ersten 20 Minuten keine wirklich gefährliche Situation heraufbeschworen werden konnte. Die Partie plätscherte ein wenig vor sich hin, ehe Genclikspor den ersten Warnschuss setzte. Kapitän Hakan Cayirli visierte nach einem aus Zweckeler Sicht unnötig hergeschenkten Freistoß das linke obere Eck an, zielte aber ein wenig zu hoch, sodass die Kugel auf die Latte klatschte.
Auf der Gegenseite sah Jonas Gerfen, der gemeinsam mit Mehmet Önata die Antwort von Guido Naumann auf die angespannte Personalsituation auf den Außenverteidigerpositionen war, dass Recklinghausens Torhüter Hüseyin Takim etwas zu weit vor dem Tor stand und probierte es mit einer Bogenlampe mit der Innenseite. Takim offenbarte bei dem eigentlich harmlosen Ball durchaus seine Probleme und ließ die Kugel auf der Torlinie – aber nach Meinung des Unparteiischen Marc-Philipp Berg nicht dahinter – fallen, ehe er sie sicherte.
Nach Zweckels verschossenem Elfmeter wird es emotional
War Takim hier noch wackelig, hielt er in der 36. Minute das 0:0 fest. Zweckels German Prudetskiy setzte Genclikspors letzten Mann Yakup Köse im Zentrum schon bei der Ballannahme unter Druck, schnappte sich die Kugel und zog verfolgt von zwei Gästen Richtung Strafraum. Als er im Sechzehner angekommen war, konnte er nur noch durch eine Grätsche von Hüseyin Kerter gestoppt werden. Klare Sache: Elfmeter und gelb für Kerter – die korrekte Entscheidung, da es eben keinen Frei- sondern einen Strafstoß gab. Zu diesem trat Sebastian Hagemeister an, dessen wuchtigen aber nicht ganz platzierten Schuss Takim allerdings zum Unmut aller Zweckeler parierte.
Plötzlich war Hektik im Spiel. Nur wenige Minuten nach dem Elfmeter jubelte Genclikspor. Ein Schuss von der linken Seite wurde von Gerfen unhaltbar für Zweckels Torhüter Pascal Schulz-Knop ins eigene Tor abgefälscht. Doch Schiedsrichter Berg hatte unmittelbar zuvor bereits in seine Pfeife geblasen, da Gerfen den Ball mit dem Unterarm berührt hatte. Eine Voreiligkeit, die diesmal zum Glück für Zweckel wurde. Denn nach einigen Diskussionen wurde aus dem verhängten Freistoß schließlich nichts, die Seiten wurden torlos gewechselt.
German Prudetskiy gelingt ein traumhafter Schuss
Dabei sollte es im zweiten Spielabschnitt aber nicht mehr lange bleiben. Die Partie wurde nun aufregender – in den Zweikämpfen, von der Emotionalität her und auch vor den Toren der Mannschaften.
Genau das wurde belohnt, als Prudetskiy in der 57. Minute aus 25 Metern mit links einfach mal abzog. Sein Schuss hatte eine für Genclikspors Torhüter sehr unangenehme Flugkurve, sodass er sich vergeblich streckte und der Ball über ihn hinweg zur Zweckeler Führung einschlug.
Die Gäste waren nun gefragt, eine Antwort auf die Minimalisten des SV Zweckel zu finden, die sich mit der knappen Führung in einer äußerst liebsamen Position befanden und mit Schulz-Knop zudem einen sicheren Rückhalt hatten. Denn Genclikspors Kadir Kerter zeigte nur kurze Zeit nach dem Kunstwerk von Prudetskiy eigentlich die richtige Reaktion, als er nach einem hohen Ball seinen Größenvorteil ausspielte, aus fünf Metern frei zum Kopfball kam, in Schulz-Knop aber seinen Meister fand.
SV Zweckels Abwehr hält dicht
Zweckel zog sich nun clever zurück und suchte die Entscheidung per Konterspiel. Die sich bietenden Möglichkeiten wurden aber leichtfertig vergeben. Zum Beispiel von Sebastian Waldner acht Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit, nachdem der eingewechselte Pascalis Terzis ihn bediente, dabei den Ball aber nicht flach hielt und es Waldner so deutlich schwieriger machte, ihn zu verarbeiten.
Es blieb energisch. Doch Zweckel fuhr die Taktik des einkalkulierten Risikos, schickte nicht mehr alle Mann nach vorne und machte die Defensive alleine schon durch personelle Überzahl dicht. Nach Ballgewinn war die Kugel allerdings viel zu schnell wieder weg, sodass Genclikspor eine Angriffswelle nach der anderen startete, sowohl mit langen Bällen als auch mit Dribblings aber kein Durchkommen durch das Blau-Gelbe Dickicht fand und Zweckel am Ende so schon den dritten 1:0-Sieg der Saison feierte, zum fünften Mal ohne Gegentreffer blieb.
Wie gesagt: Auch wenn spielerisch noch nicht alles Gold ist, was glänzt - Huub Stevens wäre anhand von nun schon zwölf Punkten auf der Habenseite stolz.
Zwei Platzverweise als unrühmlicher Schlusspunkt
Einen Aufreger gab es dann aber doch noch – und zwar einen extrem unrühmlichen. Genclikspors Torhüter Takim streckte Zweckels Jan Schwers außerhalb des Blickfelds des Schiedsrichters nieder, dieser echauffierte sich verständlicherweise, konnte sich allerdings nicht mehr beruhigen und musste nach einer Wortkaskade in Richtung des Unparteiischen mit Gelb-Rot vom Feld, während Takim ungestraft blieb. Dies sorgte wiederum für Aufregung auf der Zweckeler Bank. Der ausgewechselte Mykola Makarchuk lief auf das Feld und ließ seinem Unmut freien Lauf. Die Folge war ein weitere Platzverweis.
Trainer Naumann war genau deshalb auch nicht ganz zufrieden: „Jetzt fehlen uns wieder zwei Spieler“, monierte er und sagte zum Spiel: „Wichtig war, dass wir wieder zu Null gespielt und gewonnen haben. Genclikspor war ein unbequemer Gegner. Nach dem verschossenen Elfmeter haben wir eine hektische Phase und kamen etwas durcheinander. In der Halbzeit konnten wir uns wieder sortieren und haben dann ordentlich gespielt. Nach dem Tor müssen wir aber die Konter cleverer setzen, besser aussetzen und das Spiel entscheiden. Das ist aktuell ein Manko.“
Aufstellung: Schulz-Knop - Gerfen, Avci, Hagemeister, Önata - Yavuzaslan, Prudetskiy - Waldner, Cicek - Schweers, Makarchuk (76. Minute Terzis).
Tor: 1:0 Prudetskiy (57.)
Besondere Vorkommnisse: Hagemeister verschießt einen Foulelfmeter (36.), Gelb-Rot für Schweers, Rot für Makarchuk (90.+2).
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