Gladbeck/Haltern. Der VfL Gladbeck und der HSC Haltern haben einen offenen Brief an den DHB-Chef geschrieben. Es geht um Handball-Schiris und vierstellige Summen.
Es geht um Handball-Schiedsrichter, drakonische Strafen und einen aggressiven, offenen Bieterwettstreit um aktive Unparteiische. Der VfL Gladbeck und der HSC Haltern-Sythen wollen dieses Gerangel und Geschachere um Schiedsrichter nicht mitmachen und haben deshalb jetzt einen offenen Brief an Andreas Michelmann, den Präsidenten des Deutschen Handball-Bundes, geschrieben. „Wir sind überzeugt“, heißt es in dem Schreiben, „dass die nun gewählte Form der Sanktionierung der falsche Weg ist.“
VfL Gladbeck und HSC Haltern-Sythen kritisieren Paragraf 17 (Absatz 3)
Im Zentrum der Kritik der beiden Klubs steht der Paragraf 17 (Absatz 3) der Schiedsrichterordnung. Der sieht vor, dass Vereine, die ihr Schiedsrichtersoll nicht erfüllen, Geldstrafen zahlen müssen. Im dritten Jahr in Folge schließlich bekommt die höchstspielende Mannschaft des betreffenden Klubs Punkte abgezogen. Diese vor zwei Jahren erlassene Regelung führt laut dem VfL Gladbeck und dem HSC Haltern-Sythen zu einer völlig falschen Entwicklung.
„Es wird“, schreiben Tim Deffte, Abteilungsleiter Handball im VfL, und HSC-Chef Barthold Budde in dem Brief, „unter anderem mit Wechselprämien, doppelter Fahrtkostenerstattung, umfassender Ausstattung und satten Vergütungen um Schiedsrichter gebuhlt.“ Dies habe eine Preisspirale zur Folge, die momentan erst noch am Anfang stehe, sich unter Umständen aber rasant nach oben entwickeln werde.
Laut Tim Deffte erfüllt der VfL Gladbeck sein Schiedsrichtersoll
Laut den Handballern aus Haltern und Gladbeck werden Schiedsrichtergespannen aktuell „teilweise vierstellige Beträge pro Saison geboten“. Es sei sogar von Blankoschecks zu hören. Und neuerdings teilten sich Klubs Unparteiische. „Im Jahr 1“, heißt es in dem offenen Brief an DHB-Chef Michelmann, „pfeifen alle für Verein A, im zweiten Jahr für Verein B usw. Die Strafen werden dann geteilt.“
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Der VfL Gladbeck und der HSC Haltern-Sythen plädieren stattdessen dafür, Zeit und Geld in die Schiedsrichterausbildung zu stecken. Wie es in den vergangenen Jahren beispielsweise der VfL Gladbeck und der HSC Haltern-Sythen getan haben. Tim Deffte betont im Gespräch mit der WAZ: „Der VfL erfüllt sein Soll, wir sind also auf der sicheren Seite.“
17 Unparteiische sind für den VfL Gladbeck aktiv
17 Unparteiische sind in der Saison 2020/2021 für die Rot-Weißen aktiv, einer davon inzwischen in der Dritten Liga und der A-Jugend-Bundesliga. In Heiko Rutkowski gehört der Schiedsrichter-Verantwortliche des VfL sogar dem Abteilungsvorstand an. „Heiko“, lobt Tim Deffte, „,macht einen tollen Job.“ Es stecke viel Arbeit darin, Unparteiische in den eigenen Reihen zu finden und sie bei der Stange zu halten.
Der Handballchef des VfL Gladbeck betont, keine Lust zu haben, vielleicht irgendwann einmal Ablösesummen für Schiedsrichter zahlen zu müssen, um einem Punktabzug der ersten Mannschaft zu entgehen. „Ich möchte“, sagt Tim Deffte, „die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, in unsere Nachwuchsförderung stecken.“
Die beiden Vereine sagen, dass die Strafen nicht zielführend sind
In dem offenen Brief an den DHB-Boss heißt es des Weiteren: „Die Strafen des DHB beziehungsweise der Landesverbände für fehlende Schiedsrichter sind für uns daher nicht zielführend. Es wird durch den §17 nicht ein zusätzlicher Schiedsrichter für unseren Sport gewonnen. Ganz im Gegenteil. Es gibt sogar Vereine, die offen über Mannschaftsabmeldungen sprechen, um Strafen zu vermeiden.“