Gladbeck. Tom Gubini ist erst 24 Jahre alt, hat aber schon viel erlebt. Von den Adlern als Torhüter bis in die Oberliga - und als Verteidiger in die C-Liga.
Wenn Tom Gubini an die aktuelle Mannschaft von Adler Ellinghorst denkt, gerät er ins Schwärmen: „Das ist vom Charakter her die beste Truppe, mit der ich jemals zusammengespielt habe“, sagt Gubini, der gemeinsam mit Alex Konradi Spielführer bei den Adlern ist.
Es ist ein Satz, der durchaus überrascht, immerhin landete Ellinghorst in der vergangenen Saison lediglich auf dem 13. Tabellenplatz der Kreisliga A. Und dennoch ist der Kröger Park für Gubini genau der richtige Ort, seiner großen Leidenschaft - dem Kicken - nachzugehen, obwohl diese ihn bereits auf die Hochglanz-Anlagen von Borussia Dortmund, Rot-Weiss Essen und des MSV Duisburg geführt hat.
Für den MSV Duisburg gegen Leroy Sané und Lukas Klostermann
Als kleiner Junge, mit sieben Jahren, lief der Gladbecker Gubini zum ersten Mal im rot-schwarzen Trikot an der Ellinghorster Straße auf. Sein Talent war früh zu erkennen. Als Torhüter sprang er den Bällen hinterher und warf sich in den Dreck des Ascheplatzes. So energisch, dass ihn sein Weg in die Kreisauswahl führte. „Über die bin ich dann zur SG Wattenscheid gekommen und in der C-Jugend zum MSV Duisburg“, erinnert sich Gubini.
Beim MSV erlebte er eine für ihn komplett neue Welt. Der Gladbecker: „Man kennt von den Adlern noch den Ascheplatz und dann kommt man in ein Nachwuchsleistungszentrum. Da ist alles professionell. Alleine das Trainerteam: In Ellinghorst waren oft Väter die Trainer, beim MSV hatte ich Torwarttraining, es gab einen Physiotherapeuten und Athletiktrainer.“
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Bis ins Jahr 2015 blieb der heute 24-Jährige in Duisburg, spielte in der B- und A-Junioren-Bundesliga unter anderem mit Ahmet Engin zusammen, der noch heute das Zebra-Trikot trägt und gegen spätere Nationalspieler wie Leroy Sané, Thilo Kehrer, Benjamin Henrichs oder Lukas Klostermann. Im zweiten A-Junioren-Jahr durfte Gubini auch in der Oberliga Niederrhein für die zweite Mannschaft ran und saß bei den Profis in der 3. Liga immerhin ein paar Mal auf der Bank.
Bei Rot Weiss Essen endet der Traum vom Profifußball durch einen Trainingsunfall
Als der MSV jedoch in die 2. Liga aufstieg, suchte Gubini das Weite, startete zur Saison 2015/2016 einen Versuch bei Rot-Weiss Essen. „Ich habe damals bei RWE einfach die bessere Perspektive gesehen. Nach dem Aufstieg des MSV fiel dort die U23-Regel weg, durch die einige junge Spieler immer im Kader stehen müssen, weshalb ich auch oft dabei war. In der 2. Liga hätte ich aber nur noch mittrainiert, das war bei RWE anders. Die haben zwar nur Regionalliga gespielt, aber hatten trotzdem professionelle Strukturen. Das ist ja kein normaler Regionalligist“, sagt Gubini, der seine Zeit an der Hafenstraße aber als „durchwachsen“ in Erinnerung hat.
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Denn: „Ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht, auch als junger Spieler Einsätze zu bekommen. Aber in dem Jahr lief es bei RWE auch sportlich nicht so. Ich bin dann zwischen Bank und Tribüne gependelt.“
Der Durchbruch gelang ihm also auch an der Hafenstraße nicht. Stattdessen schlug das Verletzungspech gnadenlos zu. Gubini: „Im Training habe ich einen Volleyschuss aus kurzer Distanz abbekommen und konnte meine Hand nicht mehr fixieren. Den Ball habe ich zwar dadurch übers Tor gelenkt, die Hand ist aber abgeknickt und ich habe schnell gemerkt, dass etwas passiert ist.“ Dieses Etwas war ein Kahnbeinbruch. Die Folge eine Operation, sechs Wochen lang Gips - und das Ende in Essen.
„Entweder ich gebe 100 Prozent oder gar nicht“
Denn obwohl Gubini den Gips nach sechs Wochen wieder ablegen konnte, war an Fußballspielen noch lange nicht zu denken, vor allem nicht als Torhüter. „Nach den sechs Wochen war die Hand nicht bewegungsfähig“, so der Gladbecker. Und weiter: „Ich hatte dadurch noch ein halbes Jahr lang Reha, in der ich aber gemerkt habe, dass die nicht mehr zur gleichen Belastung führt, wie vorher. Zum Beispiel kann ich heute keine Liegestütz mehr machen. Da bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht besser ist, die Karriere an den Nagel zu hängen und mich auf mein BWL-Studium zu konzentrieren.“
Das Platzen des Traumes vom Profifußball sei natürlich „nicht schön“ gewesen. Schließlich habe er seine ganze Jugend lang darauf hingearbeitet und auf viel verzichtet. Doch die Entscheidung sei weniger emotional, sondern rational geprägt gewesen. „Mit Schmerzen ist man auch so gehemmt im Kopf. Entweder ich gebe 100 Prozent oder gar nicht“, sagt Gubini, der fußballerisch plötzlich vor dem Nichts stand. Kein Rot-Weiss Essen, kein Profifußball, kein Torhüterdasein.
Von der Regionalliga in die Kreisliga C - mit einer neuen Position
So ganz ohne seinen Sport ging es dann aber doch nicht. „Fußball war schon immer ein Teil meines Lebens. Von heute auf morgen aufhören, konnte ich nicht. Das wäre für mich nicht normal gewesen. Ein Freund von mir hat beim SV Vonderort gekickt und mich gefragt, ob ich nicht mal vorbeikommen will“, erinnert er sich.
Gubini kam vorbei, trainierte mit, meldete sich an und machte immerhin zwei Spiele für den Bottroper Klub. Nicht als Torhüter, sondern als Innenverteidiger. „Das ist nur eine Position weiter vorne. Ich habe das Spiel immer noch vor mir, das mochte ich schon immer. Und ich kann aus der Verteidigung heraus auch Verantwortung übernehmen“ erklärt Gubini seine Entscheidung, weiterhin in der Defensive zu bleiben.
Zurück zu den Wurzeln bei den Adler Ellinghorst
Plötzlich war die Kreisliga C sein sportliches Zuhause, der Kontrast und der Aufprall hätten nicht härter ausfallen können. In Vonderort blieb er nur dieses eine Jahr. Danach zog er weiter zu Teutonia Schalke und schließlich wieder zu den Adlern nach Ellinghorst. „Zurück zu den Wurzeln quasi. Bei den Adlern hatten wir eine super Zeit in der Jugend. Wir haben damals gesagt, dass wir uns irgendwann wieder finden sollten. Ich musste nicht viel nachdenken, um auf die Asche zurückzukommen“, so Gubini, der nun wieder zusammenkickt mit seinen Kumpanen aus der Jugend wie Justin Klink oder Kevin Radtke.
Schon früher ein Anführer im Tor, übernimmt er auch heute aus der Abwehr heraus eine Führungsposition. „Ich habe schon so viel gesehen in der Fußballwelt. Ich bin selbst nicht alt, aber ich möchte meine Erfahrung weitergeben und den anderen Spielern helfen. Die taktische Ausbildung in der Kreisliga ist ja doch eine ganz andere“, sagt Gubini und lobt die Entwicklung der Mannschaft, die ja eine schwere Saison hinter sich hat.
Der Traum von einer eigenen Jugend bei den Adlern
Gubini erklärt: „Es ist nun meine dritte Saison hier. In der ersten hatten wir eine relativ gute Mannschaft, die sich dann aber etwas aufgelöst hat. Dadurch sind viele aus der Zweiten hochgekommen, die vorher Kreisliga C gespielt haben. Deswegen haben wir die ersten neun Partien auch verloren und gefühlt 81 Gegentore bekommen. Danach kassierten wir aber nur noch eine Niederlage und haben eine Serie gestartet“, so Gubini.
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Dass sein Heimatverein keine Nachwuchsmannschaften mehr hat, findet er schade. Gubini: „Ich kenne noch bessere Zeiten, als die Adler noch eine Jugend hatten. Dass dies wieder so wird wie früher, ist ein Traum von mir. Das ist zwar etwas utopisch mit der Asche, aber ich bin den Weg auch vom Ascheplatz aus gegangen. Und dann gibt es noch einen Moritz Nicolas, der früher hier spielte, bei Union Berlin war und nun beim VfL Osnabrück ist. Von der Asche bis in die Bundesliga.“
Eine Jugendabteilung in Ellinghorst, das ist Zukunftsmusik. Gubini möchte sich mit der Ersten in der neuen Saison zunächst einmal in der Kreisliga A etablieren und einfach das Vereinsleben genießen. Auf und neben dem Platz. Denn da zählt der Charakter - und der ist bekanntlich überragend.
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