Bottrop. Drei Jugendteams mussten abgemeldet werden: Der SV Vonderort kämpft mit einem Projekt für seine Wettbewerbsfähigkeit und einen Kunstrasenplatz.

In der Nachbarschaft sind die Kunstrasenplätze in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Der VfB Bottrop hat einen, der SV Fortuna, der FC Bottrop, in Fuhlenbrock gibt es einen und der SV Rhenania hat sogar zwei. In Vonderort liegt aber noch immer “roter Rasen“. Geht es nach den Vereinsverantwortlichen des SV Vonderort soll sich das in Zukunft ändern. Der C-Kreisligist hat die Planung für den Bau eines Kunstrasenplatzes in Angriff genommen und ruft im Internet zu Unterstützung auf.

Eindeutig verortet hat Markus Ochmann diesen Tag in seinem Gedächtnis noch nicht. Zumindest nicht emotional. Der Vorsitzende des SV Vonderort gibt zu: „Am Ende hatte ich Tränen in den Augen.“ Dieser 25. Juni bescherte Ochmann eine seltene Mischung aus Freude und Traurigkeit. Als Trainer der D-Junioren hatte Ochmann an diesem Tag seine Spieler und deren Eltern auf der Sportanlage begrüßt. Bei bestem Wetter wurde Fußball gespielt, dann wurden die Wasserpistolen gezückt, später noch Pizza bestellt. Ein ausgelassener Spielenachmittag in der betont familiären Atmosphäre eines kleinen Fußballvereins. Aber: Es war das Abschiedstraining der letzten verbliebenen Jugendmannschaft des SV Vonderort. „Am Ende musste ich in die Augen von neun tollen Fußballtalenten schauen und ihnen für die Zukunft bei einem anderen Klub viel Glück wünschen. Der Abschied ist mir nicht leicht gefallen“, sagt Ochmann.

Keine Jugendmannschaft mehr

Die Vonderorter haben in den vergangenen Jahren kaum einen Versuch ausgelassen, ihre Jugendarbeit anzuschieben. In der vergangenen Saison brachen aber trotz aller Bemühungen auch die letzten drei Teams weg. „Es wird immer schwieriger, Kinder und Jugendliche für unseren Verein zu gewinnen“, sagt Christian Schröer. Der 1. Geschäftsführer des Vereins unterstreicht die Situation mit Statistik: „Unsere Mitgliederzahlen gehen zurück. Allein in den letzten zwei Jahren haben wir über 20 Prozent verloren. Wir sind nur noch 120 Mitglieder, zu unseren besten Zeiten waren es mehr als 300.“

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Ein Zustand, der den Vereinsverantwortlichen große Sorgen bereitet. Markus Ochmann betont die Verantwortung, die der Verein als soziokulturelles Zentrum für den Stadtteil Vonderort trage: „Wir sind seit über 70 Jahren der einzige Treffpunkt im Stadtteil. Ohne unser Vereinsheim gäbe es hier nicht einmal eine Kneipe. Wir fühlen uns Vonderort verpflichtet.“

Verein benötigt Unterstützung

Die Vereinsführung muss die Talfahrt stoppen, „sonst ist hier bald Schicht im Schacht“, wie Christian Schröer sagt. An Ideen mangelt es dem Vorstand nicht. Das Vorhaben, einen Kunstrasenplatz zu bauen, besteht schon lange, doch die Vonderorter haben sich bei diesem Thema in der Vergangenheit gleich mehrfach eine blutige Nase abgeholt. „Wir haben Gespräche mit der Stadt und auch mit dem Landessportbund geführt, haben uns über Fördermöglichkeiten, Voraussetzungen und Vorschriften informiert. Am Ende mussten wir uns eingestehen, dass wir das als kleiner Verein kaum stemmen können“, so Ochmann.

Drei Teams starten

Zur neuen Saison werden drei Mannschaften das Trikot des SV Vonderort tragen. Neben den Alt-Herren wird es zwei Senioren-Teams in der Kreisliga C geben.

Neuer Trainer der ersten Mannschaft, die einen einstelligen Tabellenrang anstrebt, ist Martin Cholewa. „Martin ist mit dem Verein und dem Stadtteil tief verwurzelt. Als verdienter Spieler kann er viel Erfahrung an die jüngere Generation weitergeben“, so der Sportliche Leiter Tobias Immick.

Und dennoch nehmen die Wienberg-Löwen jetzt einen weiteren Anlauf zur Verwirklichung ihres Traums. Mit dem neuen Sportlichen Leiter Tobias Immick kam neue kreative und motivierte Manpower zu den Blau-Weißen. Der neue Mann möbelte die Homepage auf, intensivierte die Social Media-Aktivitäten des Vereins. Sogar ein eigener Fanshop wurde eingerichtet, in dem sich Wienberg-Löwen mit Shirts, Handyhüllen und Bierkrügen eindecken können. Für den Kunstrasen-Bau hat der Verein auf der Crowdfunding-Plattform leetchi.com das Projekt „Green Field“ ins Leben gerufen. 177 Tage sind noch Zeit, als Spendenziel sind ambitionierte 300.000 Euro formuliert.

Ohne Sponsoren hat das Projekt keine Aussicht auf Erfolg

„Es geht jetzt nicht darum, dieses Geld bis zum Jahresende komplett einzusammeln“, relativiert Christian Schröer, „die Kampagne ist Teil einer Machbarkeitsstudie. Die Frage lautet, ob wir genügend Unterstützung für unser Vorhaben finden können.“ Auch Vereinsboss Markus Ochmann weiß, dass sich ein Kunstrasen ohne Förderer und Sponsoren nicht umsetzen lassen wird: „Alleine können wir das nicht stemmen, aber wir müssen jetzt unsere Kräfte bündeln, damit der SV Vonderort eine Zukunft hat. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit einem Kunstrasen wieder bessere Chancen hätten, vor allem bei den Jugendlichen unseres Stadtteils.“

Wer sich an der Spendenaktion zum Bau eines Kunstrasenplatzes beim SV Vonderort beteiligen möchte, findet die Kampagne unter: www.leetchi.com