Altenberg/Gladbeck. Dass Kira Lipperheide (Gladbeck) mit Kim Kalicki bei Junioren-WM und WM ein Bob-Team gebildet hat, war kein Zufall. Ihr Trainer hatte diese Idee.

Vor dem Beginn der Bob-Saison 2019/2020 hatte Heiner Preute davon gesprochen, dass auf Anschieberin Kira Lipperheide „ein Lehrjahr“ warte. Wie fällt nun eigentlich das Urteil des Chefs und Trainers des TV Gladbeck Kufe aus, nachdem sein Schützling mit Kim Kalicki überraschend Vizeweltmeisterin wurde und davor Junioren-Weltmeisterin? „Das“, sagt Preute und lacht, „war verdammt nah dran an einer Eins mit Sternchen.“

Gladbecker Heiner Preute telefoniert vor der Saison mit Kim Kalicki

Heiner Preute ist der Leiter und Trainer der Abteilung Kufe im TV Gladbeck.
Heiner Preute ist der Leiter und Trainer der Abteilung Kufe im TV Gladbeck. © WP/Falk Blesken | Falk Blesken

Es seien viele Dinge zusammenkommen in den vergangenen Wochen und Monaten. „Kira“, so der Coach, „hatte etwa Glück, dass sie in Winterberg mit Stephanie Schneider im Schlitten saß und sie dann dort ihren ersten Weltcupsieg feiern konnte.“

Kein Glück oder Zufall war es hingegen, dass Lipperheide, die am 7. Februar ihren 20. Geburtstag gefeiert hat, bei der Junioren-WM in Winterberg mit Kim Kalicki an den Start gegangen ist. Das hatte Preute schon vor der Saison im Sinn gehabt und sich daher im November des vergangenen Jahres am Telefon mit der Pilotin aus Wiesbaden darüber unterhalten. „Falls du mit Kira starten möchtest, kannst du auf sie zählen“, so der Gladbecker Medaillen- und Talentschmied zu Kalicki.

Der vierte deutsche Bob zeigt bei der WM vier klasse Läufe

Preutes Masterplan ging auf. Kalicki wollte mit Lipperheide starten. Schließlich hatten die beiden im Jahr zuvor bei der Junioren-WM Rang drei belegt und die U23-Wertung gewonnen. Die beiden Talente kannten sich also bereits - und sie mögen sich. Gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.

Und wie erfolgreich sie waren! Dank des Triumphs bei der Junioren-WM durften Kalicki/Lipperheide auch bei der Weltmeisterschaft der „Großen“ starten. Und dort zeigte der vierte deutsche Bob vier klasse Läufe. Preute jubelte: „Das war eine perfekte Teamleistung.“ Die Startzeiten konnten sich sehen lassen und auf der anspruchsvollen Bahn von Altenberg bewies Kalicki ihr fahrerisches Können. „Kim“, lobte Preute, „hat einen super Job an den Lenkseilen gemacht.“

Bob-Elite fliegt Mitte März für zehn Tage nach Lake Placid

Glücklich: Kira Lipperheide (li.) und Kim Kalicki. Das Team landete bei der Bob-WM in Altenberg auf dem zweiten Platz.
Glücklich: Kira Lipperheide (li.) und Kim Kalicki. Das Team landete bei der Bob-WM in Altenberg auf dem zweiten Platz. © dpa | Robert Michael

Seiner Athletin attestierte der Gründer des TV Gladbeck Kufe ebenfalls gute Leistungen. „Wobei“, so Preute, „man Kira angemerkt hat, dass ihr allmählich die Körner ausgingen. Sie war jetzt sieben, acht Wochen am Stück unterwegs, da ist das ganz normal.“

Die Füße hochlegen und durchschnaufen kann die frisch gebackene Vizeweltmeisterin Kira Lipperheide aber immer noch nicht. Mitte März geht es mit der deutschen Elite schon wieder nach Nordamerika. Genauer: nach Lake Placid in die USA. Die Olympia-Bobbahn Mount Van Hoevenberg ist nämlich Austragungsort der nächsten Weltmeisterschaft. „Die zehntägige Maßnahme“, so Preute, „dient bereits der Vorbereitung auf die WM 2021.“

Kira Lipperheide absolviert Grundausbildung bei der Bundespolizei

Wie geht es eigentlich danach mit Kira Lipperheide weiter? Wird sie demnächst mit Kim Kalicki ein festes Team bilden oder weiter zu dem von Olympiasiegerin Mariama Jamanka gehören? Frage Nummer zwei kann Preute zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten: „Klar ist, dass Kira auf Dauer keine Ersatzanschieberin ist, sondern eine erste Anschieberin. Ob das aber schon in der nächsten Saison der Fall sein muss, sei dahingestellt.“ Es müssten erst einmal Gespräche mit allen Beteiligten und Verantwortlichen geführt werden.

Die erste Frage lässt sich dagegen leicht beantworten: Ende März wird Lipperheide bei der Bundespolizei ihren Dienst aufnehmen und die Grundausbildung absolvieren. Das alles geschieht in Bad Endorf, wo Sportlerinnen und Sportler in verschiedenen olympischen Wintersportarten gefördert werden.

In zwei Jahren finden wieder Olympische Winterspiele statt

Die Winterspiele 2022 als großes Ziel, die hatte Kira Lipperheide auch schon vor ihrer Wahnsinnssaison im Blick gehabt. Ende November hatte sie zur WAZ gesagt: „Man wäre doch blöd, wenn man nicht davon träumt.“