Gladbeck. Vor einem Jahr erst hat Kira Lipperheide (TV Gladbeck) erstmals einen Bob angeschoben. Nun jettet sie mit der Olympiasiegerin nach Nordamerika.

Vor knapp einem Jahr erst bestritt sie ihr allererstes Rennen. Nun jettet Kira Lipperheide als Teammitglied von Olympiasiegerin Mariama Jamanka nach Nordamerika zum Auftakt der Bob-Weltcupsaison. „Es ist verrückt“, sagt die für den TV Gladbeck Kufe startende 19-Jährige, als sie von der WAZ auf ihre Blitzkarriere als Anschieberin angesprochen wird.

Es ist tatsächlich verrückt. Am 23. September 2018 hat Kira Lipperheide auf der Rollanschubstrecke in Winterberg zum ersten Mal einen Bob auf Touren gebracht. „Vorher konnte ich mir das nicht so richtig vorstellen“, erzählt sie.

Kira Lipperheide aus Gladbeck holt mit Kim Kalicki bei Junioren-WM Gold in der U23

Kira Lipperheide (TV Gladbeck, links) gehört zum Team von Bob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka.
Kira Lipperheide (TV Gladbeck, links) gehört zum Team von Bob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka. © dpa | ExpaJohann Groder


Danach ist alles ganz ganz schnell gegangen. Die aus Castrop-Rauxel stammende Sprinterin - ihre Bestzeit über 100 Meter liegt bei 12,12 Sekunden - gab bereits im Januar 2019 in Innsbruck ihr Weltcup-Debüt im Bob von Mariama Jamanka. Und schließlich gewann sie mit Pilotin Kim Kalicki bei der Junioren-Weltmeisterschaft in der U23-Wertung noch die Goldmedaille. Nun geht’s über den großen Teich in die Staaten.

Mindestens drei Weltcuprennen soll Kira Lipperheide in dieser Saison absolvieren, sagt Heiner Preute. Der Leiter und Trainer der Abteilung Kufe im TV Gladbeck erklärt: „Vorausgesetzt, dass dabei jeweils eine Top-Sechs-Platzierung herausspringt, wird Kira Mitglied im Olympiakader und erhält die Maximalförderung.“ Er betrachtet die Saison für Lipperheide als „Lehrjahr“.

Weltcupsaison 2019/2020 beginnt im US-amerikanischen Lake Placid

Das beginnt Anfang nächster Woche. Von Frankfurt/Main aus fliegt Kira Lipperheide am Montag, 2. Dezember, nach Montreal, per Pickup-Truck geht’s danach weiter von Kanada in die Vereinigten Staaten nach Lake Placid , wo am Samstag das erste Weltcuprennen der Saison 2019/2020 ausgetragen wird. Die Athletin des TV Gladbeck Kufe, das jüngste Mitglied im deutschen Team, soll den Bob von Olympiasiegerin und Weltcupsiegerin Mariama Jamanka anschieben.


Die Bahn in Lake Placid, auf der in 2021 die Weltmeisterschaften stattfinden werden, gilt in der Szene als sehr schwierig. Macht sich Kira Lipperheide, die bisher insgesamt nur vier Bobrennen bestritten hat und daher noch reichlich unerfahren ist, darüber einen Kopf? „Eigentlich nicht“, sagt sie, „ich denke gar nicht so viel darüber nach.“ Außerdem sei da ja noch die Pilotin. „Ich weiß, dass Mariama gut fahren kann“, sagt Kira Lipperheide, „ich fühle mich sicher.“

Vereins- und Teamkollegin Annika Drazek verzichtet auf den USA-Trip

Ein erfolgreiches Gespann: Kira Lipperheide mit Heiner Preute, Leiter und Trainer der Abteilung Kufe im TV Gladbeck.
Ein erfolgreiches Gespann: Kira Lipperheide mit Heiner Preute, Leiter und Trainer der Abteilung Kufe im TV Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann


Auch Heiner Preute sorgt sich nicht um seine junge Athletin. „Mariama“, sagt der erfahrene Coach, der einst selbst aktiver Bobsportler war und später in Winterberg unter anderem Athletiktrainer des heutigen Bundestrainers René Spies, „ist eine gute Pilotin, Kira braucht wenig Angst zu haben, weil das Sturzrisiko gering ist.“

Gleich zwei Weltcuprennen (am 7. und am 13. Dezember) stehen in Lake Placid auf dem Programm, ehe im neuen Jahr in Winterberg die Saison fortgesetzt wird. Kira Lipperheide wird dann ins zweite Glied zurücktreten und ihren Platz für Annika Drazek räumen müssen. Ihre Vereins- und Teamkollegin, die im vergangenen März mit Jamanka den WM-Titel gewann, verzichtet auf die Reise nach Nordamerika und wird erst im Sauerland ins Geschehen eingreifen. Ist das für Lipperheide ein Problem? Die 19-Jährige schüttelt sogleich den Kopf. „Für mich ist das okay, das ist ja sowieso noch alles neu für mich.“

Kira Lipperheide träumt von den Olympischen Spielen 2022 in Peking

Wer auf eine derartige Blitzkarriere zurückblicken kann wie Kira Lipperheide, der hat doch bestimmt auch schon einmal über seine weitere sportliche Zukunft nachgedacht. Wie sieht’s aus mit den Winterspielen 2022 in Peking? Antwort Kira Lipperheide: „Man wäre doch blöd, wenn man nicht davon träumt.“