Die Sprinterin des TV Gladbeck ist die viertschnellste Deutsche über 200 Meter. Die 19-Jährige merkt aber auch, wie eng es an der Spitze zugeht.
Kaum war Neele Schuten zum dritten und letzten Mal an diesem Wochenende durchs Ziel gelaufen, packten sie und ihr Trainer Heiner Preute die Sachen, machten sich schnell auf den Weg zurück nach Gladbeck.
„Wir mussten ja keine Siegerehrung oder Dopingkontrolle mehr abwarten“, meinte Preute Aber nicht aus Frust oder Ärger über Schutens vierten Platz: Einfach, um schnell von Leipzig aus nach Hause zu kommen. Und mit dem sportlichen Ergebnis war das Duo vom TV Gladbeck im Gegenteil sogar mehr als zufrieden.
Der vierte Platz ist mehr als Blech
Wie erhofft erreichte Schuten in einer ihrer beiden Disziplinen das Finale, über 200 Meter lief sie am Sonntag sogar als Vierte durchs Ziel, bestätigte dabei ihre im Vorlauf aufgestellte neue Bestzeit von 24,19 Sekunden (vorher 24,23). „Insgesamt betrachtet können wir voll zufrieden sein“, meinte der Trainer, Neele hat alles umgesetzt, alle Vorgaben erfüllt und der vierte Platz hört sich zwar immer an als wäre es Blech – aber in dieser Konkurrenz war das das Maximum.“
Es war immerhin eine Deutsche Meisterschaft, bei der Schuten in der Leipziger Arena am Start war – und auf dieser Ebene ist selbst das beste manchmal nicht gut genug, wie Schuten am Samstag lernen musste.
Sechs Hundertstel fehlen für den Hürden-Finalplatz
Über 60 Meter Hürden schied sie im Vorlauf aus. Mit 8,45 Sekunden lief sie eine gute Zeit, „die zweitschnellste Zeit, die sie je gelaufen ist“; wie Preute betonte – und das, nachdem sie beim Aufwärmen fast eine Kollision mit einem der 60-Meter-Sprinter hatte.
„Es war pickepackevoll, das war grenzwertig“, fand Preute. „Unter diesen Umständen war alles gut.“ Nur eben nicht genug für den erhofften Finalplatz.
Zweiter Lauf hätte Schuten am Samstag gutgetan
Von drei Vorläufen kamen jeweils die beiden Siegerinnen weiter, dazu die beiden Zeitschnellsten – Platz fünf in ihrem Lauf war für Schuten da zu wenig. „Ein zweiter Lauf hätte mir gutgetan“, meinte Schuten nachher, und auch Preute dachte: „Im zweiten konnte sie in dieser Saison meist noch eine Zehntel drauflegen – und ich glaube auch, dass das möglich gewesen wäre. Den gibt es aber eben bei der Deutschen Meisterschaft nicht.“
Während um Schuten herum fast alle Athletinnen Saison- oder sogar persönliche Bestzeit liefen, blieb sie zwei Hundertstel über ihrer Bestmarke, am Ende fehlten ihr als Zwölfte sechs Hundertstel für einen Finalplatz in einem ganz engen Feld. Damit blieb ihr für die Finalteilnahme noch die Chance am Sonntag über 200 Meter.
„Wenn vorne eine schwächelt, sind wir da“
Die Vorgabe war einfach: In ihrem Vorlauf musste Schuten Erste oder Zweite werden, um einen der sechs Finalplätze zu bekommen. Dabei fiel mit Lisa Nippgen eine der Topsprinterinnen aus, Schuten siegte souverän in 24,19 Sekunden und bekam es im Finale mit den besten zu tun.
„Eine Medaille war unter normalen Umständen außer Reichweite“, meinte Preute nachher mit Blick auf die drei Topläuferinnen Haase, Wessoly und Eidner, die alle unter 24 Sekunden blieben.
„Das Ziel war also Platz vier – und wenn vorne eine schwächelt, sind wir da.“ Aber es schwächelte ganz vorne niemand, es wurde Platz vier für die Gladbeckerin und Preute war zufrieden: „Sie war mit Abstand die Jüngste im Feld und dafür war es schon eine Demonstration.“ Schuten bestätigte schließlich ihre Bestzeit und machte sich glücklich auf den Rückweg nach Gladbeck.
Schuten: „Ich habe noch ein paar Jahre vor mir“
„Die Medaille hatte ich natürlich schon irgendwie im Blick“, meinte die 19-Jährige, „aber ich habe mit dem Finale mein Ziel erreicht und der Rest kann ja noch kommen – ich habe ja noch ein paar Jahre vor mir.“