Gelsenkirchen. SV Hessler 06 III führt mit vier Toren Vorsprung gegen VfL Resse 08. Dann passiert Außergewöhnliches: „Der Gegner bekam Rückenwind und wir Flatterknie.“
Vor Kurzem sorgte eine Partie im Schleswig-Holstein-Pokal für bundesweite Schlagzeilen. Die SG Oldenburg/Göhl lag nach 51 Minuten gegen den TSV Wasbek mit 0:7 zurück, schaffte es jedoch, bis zum Ende der regulären Spielzeit zum 7:7 auszugleichen. Im Elfmeterschießen setzte sich Oldenburg/Göhl schließlich mit 5:4 durch und zog eine Runde weiter.
Jetzt hat auch der Fußballkreis Gelsenkirchen sein Oldenburg/Göhl und sein Wasbek. In der Staffel 1 der Fußball-Kreisliga B gab es am vergangenen Sonntag eine Begegnung, die einen ähnlich außergewöhnlichen Verlauf nahm wie jene im hohen Norden, und zwar die Begegnung zwischen dem aus der Kreisliga C aufgestiegenen Tabellenzwölften SV Hessler 06 III und dem aus der Kreisliga A abgestiegenen Tabellenzehnten VfL Resse 08.
Ganz so spektakulär wie in Schleswig-Holstein war es nicht, aber die dritte Mannschaft des SV Hessler 06 führte gegen den VfL Resse 08 zur Pause mit 5:2 und drei Minuten nach Wiederbeginn sogar mit 6:2. Bei diesem Zwischenstand blieb es bis zur 65 Minute. Das Eigentor von Dimitrios Kalaitzidis zum 6:3 nahmen alle Beteiligten eher beiläufig zur Kenntnis. Aber als vier Minuten danach auch noch das 6:4 fiel, ging ein Ruck durch die Resser Mannschaft. Sie drehte die Partie mit drei weiteren Treffern in den letzten zehn Minuten und gewann noch mit 7:6.
SV Hessler 06 III - VfL Resse 08: „Ich bin sprachlos“
„Ich bin sprachlos.“ Das war der erste Kommentar von Antonino Giglio, des Trainers der unterlegenen Heßleraner. „So etwas habe ich weder als aktiver Spieler noch als Trainer erlebt. Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, dann aber irgendwann den Faden verloren.“
Resses Coach Oliver Gerliz ist ehrlich genug, um zuzugeben, dass er nach dem sechsten Gegentreffer nicht mehr an einen Erfolg seines Teams geglaubt hatte. „Wir hatten die Flinte bereits ins Korn geworfen“, sagt er. „Aber dann haben wir in der zweiten Halbzeit gemerkt, dass die Kräfte der Heßleraner nachließen. Wir haben gleichzeitig unsere individuellen Fehler abgestellt und zu unserem Spiel gefunden.“
Gästeteam aus Resse kann sein Glück kaum fassen
Irgendwann bekam das Geschehen auf dem Kunstrasenplatz des Jahnstadions dann auch eine psychologische Note. „Der Gegner bekam Rückenwind und wir Flatterknie“, sagt Antonini Giglio. „Nach dem 6:2 hatten unsere Jungs ja schon geglaubt, das Ding sei gelaufen. Aber die Resser haben siebenmal auf unser Tor geschossen und siebenmal getroffen.“
Die Resser konnten ihr Glück kaum fassen. Sie feierten noch im Jahnstadion eine deftige Kabinenparty. Im nächsten Meisterschaftsspiel, am Sonntag zu Hause gegen den VfB Kirchhellen II, möchten sie aber nicht erst ab der 65. Minute, sondern von Beginn an in Stimmung kommen.
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