Gelsenkirchen. . Schalkes Sportvorstand Horst Heldt formulierte bei der Jahreshauptversammlung in der Arena die Saisonziele: Top Vier in der Bundesliga, Achtelfinale in der Champions League, DFB-Pokalfinale. Marketingvorstand Alexander Jobst bat um Verständnis.

Einmal schwiegen die Schalker bei der Jahreshauptversammlung. Es ging nicht um Viagogo, nicht um die Wiederwahl von Clemens Tönnies, nicht um das Saisonziel. „Film ab“, sagte Tönnies und blickte wie die 9000 Mitglieder zur Leinwand in der Arena. Tönnies und Finanzvorstand Peter Peters standen in Russland am Grab von Adolf „Ala“ Urban.

Fünf Meisterschaften holte „Ala“ mit Schalke, erzielte elf Tore in 21 Länderspielen. Doch am 27. Mai 1943 fiel er im Krieg nach einer schweren Verwundung. Schalke-Mitglied Karl Brockmann hatte Tönnies darauf aufmerksam gemacht – und flog dann gemeinsam mit der Schalke-Spitze nach Karpowo. „Wir holen Ala nach Hause“, verkündete Tönnies und empfahl den Mitgliedern, „Ala“ Urban und Raúl in die Ehrenkabine zu berufen. Es wurde die einstimmigste Entscheidung eines turbulenten Tages.

Zweithöchster Umsatz in der Schalker Vereinsgeschichte

Sieben Stunden dauerte die Versammlung in der Arena – und es ging nicht nur um Viagogo und die Wahl zum Aufsichtsrat. Finanzvorstand Peter Peters (51) stellte die aktuellsten Zahlen vor und präsentierte den zweithöchsten Umsatz der Vereinsgeschichte – 190,8 Millionen Euro. In einem Jahr konnte Schalke die Schulden um zwölf auf 173 Millionen Euro reduzieren. Dass die Ausgaben für den Lizenzspielerkader nur um 1,4 Millionen Euro auf 98,5 Millionen Euro sanken, lag „an Vertragsauflösungen und Abfindungszahlungen“. Neuverschuldung schloss Peters aus, deshalb muss der Umbau des Parkstadions noch etwas warten. Das ginge „nur über Transferüberschüsse oder sportlichen Erfolg.“ Noch nicht abgeschlossen ist die Sanierung des Arena-Dachs. Bisher musste Schalke 12,4 Millionen Euro investieren. Die weiteren Arbeiten kosten noch einmal sechs Millionen Euro.

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Der umstrittene Marketingvorstand Alexander Jobst (39) wollte sich seine Arbeit „nicht auf Viagogo reduzieren lassen“. Schalke konnte die Marketingeinnahmen um fünf Millionen Euro steigern. „Wir müssen den Spagat zwischen Tradition und Moderne hinkriegen, sonst haben wir auf Dauer keine Chance. Der Friedhof ist voll von Vereinen, die das nicht hinbekommen haben. Sponsoren wollen Vorteile für ihr Image – die müssen wir bieten.“ In Kürze eröffnen die Schalker einen Fanshop in Essen.

Heldt - "Habt ihr Bock, über Fußball zu sprechen?"

Viel Applaus gab es für Jobst nicht – für Sportvorstand Horst Heldt, der seine launige Rede mit den Worten „Habt ihr Bock, über Fußball zu sprechen?“ begann, hingegen schon. Heldt bezeichnete die Trennung von Trainer Huub Stevens als „unumgänglich“, erinnerte an die beiden Derbysiege („Absolute Ekstase – unvergesslich“) und verkündete die ehrgeizigen Ziele für die kommende Saison: Top Vier in der Bundesliga, Achtelfinale in der Champions League, DFB-Pokalfinale in Berlin („Da hat es uns vorletztes Jahr sehr gut gefallen“). Diese Ziele unterstützte Clemens Tönnies und sagte: „Ich kann es nicht ab, hinter den Zecken zu stehen.“

Die Schalker Profis verließen nach Heldts Bericht die Versammlung und ließen sich zum Düsseldorfer Flughafen fahren. Es ging in den Süden – ins Trainingslager. Trainer Jens Keller bekam vor der Abreise noch einmal eine Menge Unterstützung und spielte den Ball zurück: „Dass bei einer Hauptversammlung so viele Leute da sind, ist sehr beeindruckend – und ich habe in einigen Vereinen gearbeitet.“

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Bei der Jahreshauptversammlung in der Arena kochte die Schalker Fan-Seele.
Von Friedhelm Pothoff

Trotz des Konsolidierungskurses muss Keller nicht damit rechnen, weiter sparen zu müssen. „Wer auf sinkende Personalkosten setzt, kann sich auch kaputtsparen“, sagte Peters. Heldt fügte hinzu: „Natürlich ist der Personaletat hoch, und wir versuchen, runterzukommen. Aber eine konkurrenzfähige Mannschaft kostet viel Geld. Mit dem Freiburger Etat kann man nicht dauerhaft europäisch spielen.“

Nach Heldts Rede gab’s Ovationen für den Sportvorstand. Danach ging es um Viagogo . . .