Gelsenkirchen. Mit Tranquillo Barnetta als rechtem Außenverteidiger zog der neue Schalke-Trainer Jens Keller nicht den Glücksgriff. Schalke verlor das DFB-Pokalspiel mit 1:2 - und beim entscheidenden Gegentor trabte Barnetta hinterher. Mainz-Trainer Thomas Tuchel erlebte das Ende der Partie vor dem Kabinen-Fernseher.
Wer verliert, hat immer die schlechteren Argumente. So gesehen, wollte Manager Horst Heldt sich am liebsten gar nicht groß zum Effekt des Trainerwechsels äußern. Das Pokal-Aus nach der 1:2-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 wog schon schwer genug. Jedenfalls witterte Horst Heldt bei jeder entsprechenden Trainerfrage einen Hinterhalt: „Selbstverständlich habe ich einen Effekt gesehen. Aber wir sind ausgeschieden und deshalb ist es ratsam, nicht zu erklären, was besser gelaufen ist. Ich möchte die Veränderungen nicht kommentieren, weil ich ihn sonst mit dem alten Trainer vergleichen müsste.“
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Sicherlich muss man dem neuen Schalke-Coach bis zu einer fundierten Beurteilung seiner Arbeit noch Zeit geben, mindestens bis nach dem Trainingslager Anfang Januar in Katar. Festzuhalten gilt aber nach dem Pokal-Aus, dass er zumindest in Sachen Aufstellung kein glückliches Händchen bewiesen hat. Das Experiment mit Tranquilo Barnetta als rechtem Außenverteidiger muss wohl als gescheitert betrachtet werden, nicht nur bei dem entscheidenden Treffer zum 1:2, als er Nicolai Müller bestenfalls Geleitschutz gab, machte der Schweizer, der in Leverkusen mal als Stürmer angepriesen war, eine unglückliche Figur. „Der Ball ist gefühlte zehn Sekunden in der Luft, den muss man klären“, hatte auch Trainer Keller keinen Erklärungsspielraum.
Schalkes Holtby musste eine gute Stunde die Ersatzbank drücken
Und dass auch Lewis Holtby eine gute Stunde die Ersatzbank drücken musste, ehe er für den fahrigen Roman Neustädter eingewechselt wurde, der zum Jahresschluss offensichtlich auch am Ende seiner Kräfte angekommen ist, war an diesem Abend jedenfalls suboptimal. Denn gerade mit Holtby kam gehörig Schwung in die Partie, die erst in der letzten Viertelstunde richtige Pokalfight-Atmosphäre erhielt.
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Vielleicht hat es sich auch auf das Engagement Holtbys positiv ausgewirkt, dass die Verhandlungen sich nun dem Ende nähern. „Ich habe heute noch mit seinem Berater gesprochen und von ihm die Zusage erhalten, dass ich noch in diesem Monat eine Entscheidung in der Angelegenheit höre“, wies Heldt nochmal auf seine passive Rolle zur Zeit hin.
Hätte sich Julian Draxler, der nach 57 Minuten vom Platz gehumpelt war, schwerer verletzt, hätte sich der Schalke-Manager vielleicht sogar noch einmal auf dem Transfermarkt umschauen müssen. Doch am Mittwoch kam die Entwarnung.
Dennoch wird das Aufgebot zum Rückrundenstart am 18. Januar gegen Hannover 96 überschaubar sein: Kyriakos Papadopoulos wird definitiv fehlen, Ibrahim Afellay soll aber wieder zurück sein. Gesperrt sind Klaas-Jan Huntelaar und wohl auch Jermaine Jones.
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Zwar läuft der Einspruch Schalkes gegen die Vier-Spiele-Sperre des Deutsch-Amerikaners noch, aber der hat bei seinem Pokal-Mitwirken nicht gerade Eigenwerbung beim DFB für eine Verkürzung der Sperre betrieben. Die Aktion, in der Jones mit beiden Beinen voran in den Mainzer Gegenspieler Marco Caligiuri rutschte, war trotz Gelber Karte grenzwertig und brachte Trainer Thomas Tuchel bei der anschließenden Rudelbildung einen Platzverweis ein. „Ich habe mich halt wahnsinnig erschrocken bei dieser Szene, auch über die Art und Weise des Fouls. Jones hat sich mehrmals bei Caligiuri entschuldigt, aber ich sagte ihm, dass könne er sich sparen, wenn er vorher so reintritt“, beschreibt der Gästetrainer die entstandenen Tumulte. Schiedsrichter Marco Fritz wies daraufhin Tuchel von der Bank. „Er sagte mir, er habe keine andere Wahl, weil ich das Spielfeld betreten habe.“
Tuchel erlebte das Ende in der Gästekabine
Tuchel verzichtete auf den Tribünenplatz, sondern erlebte das Ende vor dem Fernseher in der Gästekabine. Mit einer Bildverzögerung von zehn Sekunden zum tatsächlichen Geschehen draußen mit Geräuschkulisse. Eine echte Tortur.