Lyon. .

Nach der Ankunft am Mittwochnachmittag am Düsseldorfer Flughafen packte Christoph Moritz richtig mit an: Der Youngster fuhr die schweren Metallkoffer aus der Ankunftshalle heraus zum Mannschaftsbus. Bevor nun jedoch der Verdacht aufkommt, dass es sich dabei um eine Strafaktion nach seinem Fehler zur Schalker 0:1-Niederlage in Lyon handelt, sei gesagt: Moritz ist immer dabei, wenn es darum geht, mit anzupacken. Er ist halt ein anständig erzogener Junge.

Umso mehr wusste er selbst, dass er in der fraglichen Szene in der 21. Minute die falsche Entscheidung getroffen hatte, den Ball nach einer Flanke in Richtung Manuel Neuer zu­rückzuköpfen – zumindest, wenn man sich seiner Sache nicht ganz sicher ist und der Kopfball dann viel zu kurz gerät. Doch vor allem Manuel Neuer, der sich als Kapitän hinter seine Mitspieler stellt, nahm Moritz in Schutz: „Christoph ist in dieser Szene doch die ärmste Sau. Er be­kommt einen schweren Ball, und hinter ihm lauert ein schneller Spieler. Außerdem war es nicht seine beste Position, auf der er gespielt hat. Ihn also jetzt als Sündenbock hinzustellen, ist nicht fair.“

Nummer vier

isandro Lopez (OL) zwischen Christoph Moritz (l.) und Manuel Neuer.
isandro Lopez (OL) zwischen Christoph Moritz (l.) und Manuel Neuer.

Moritz, ein gelernter Mittelfeldspieler, hatte als rechter Verteidiger ausgeholfen – die Position, auf der Schalke nach dem Verkauf von Rafinha das größte Problem hat. Aus wirtschaftlichen Gründen war es ein Gebot der Vernunft, dass Felix Magath Rafinha für neun Millionen Euro nach Genua abgegeben hat – schließlich wäre der Brasilianer in einem Jahr ablösefrei von der Fahne gegangen (einer Vertragsverlängerung hätte Rafinha nicht mehr zugestimmt).

Aber: Sportlich hat Magath die Lücke nicht schließen können, obwohl er mit Tim Hoogland und Atsuto Uchida gleich zwei neue Rechtsverteidiger verpflichtet hat. Doch Hoogland fällt mit einer Knieverletzung noch für Wochen aus (was Magath nicht ahnen konnte), und der momentan ebenfalls verletzte Uchida hat den Nachweis seiner Tauglichkeit noch nicht erbracht. So kamen in fünf Pflichtspielen schon vier verschiedene Spieler (Uchida, Matip, Metzelder und nun Moritz) als rechter Verteidiger zum Einsatz. Und Moritz hat aus diesem Quartett beinahe sogar den besten Eindruck hinterlassen – abgesehen von seinem dicken Patzer. „Daraus wird er aber lernen“, hofft Neuer.

Auch Felix Magath glaubt, dass er bei seiner Großbaustelle Abwehr langsam das Fundament gelegt hat: Der Franzose Nicolas Plestan scheint als ablösefreier Innenverteidiger kein ganz schlechter Griff gewesen zu sein, und Benedikt Höwedes muss seine Sperre nach der Roten Karte in Lyon ja im nächsten Champions-League-Spiel am 29. September gegen Benfica Lissabon absitzen – am Sonntag im Derby ist er dabei. Dass Höwedes für sein eher harmloses Foul an Jimmy Briand die Rote Karte sah, wurmte ihn enorm: „Ich hatte maximal mit Gelb gerechnet, denn ich gehe ja nicht mit gestrecktem Bein hin.“ Höwedes, der in den vergangenen Jahren kaum einmal Gelbe Karten gesehen hatte, kassierte nach Hamburg schon seinen zweiten Platzverweis in dieser Saison – „beide Rote Karten waren für mich nicht vertretbar“, sagt Magath.

Welcher Schiri das Derby pfeifen wird, ist übrigens noch nicht bekannt. Klar aber ist: Heute um 16 Uhr ist Training. Die Derby-Vorbereitung be­ginnt.