Lyon. .

Schalkes Trainer Felix Magath spricht nach der Auftaktniederlage in der Champions League und drei Pleiten in der Bundesliga von einer schwierigen Situation für die Königsblauen. Und setzt notgedrungen auf das Revierderby gegen Borussia Dortmund am Sonntag.

Manchmal passieren Dinge ganz einfach zur Unzeit. Felix Magath erging es in Lyon so. Als Schalkes Trainer nach dem Spiel zur Pressekonferenz kam, stolperte er kurz vor dem Podium und konnte mit beiden Händen einen Sturz gerade eben noch abfedern. Der Zeitpunkt war deswegen so unglücklich, weil man diese Beobachtung als Symbol für Schalkes Niedergang heranziehen konnte. Vor einem Jahr hätte es beim gleichen Stolpern indes vermutlich noch geheißen: Donnerwetter, Magath verhindert schlimmen Absturz!

Nun kommt Schalke sportlich nicht auf die Beine und muss befürchten, am Sonntag ausgerechnet vom Erzrivalen Dortmund den nächsten Tiefschlag zu bekommen: Mit einer Heim-Niederlage im Derby würde aus dem kapitalen Fehlstart endgültig ein Desaster. Magath ist nach vier Pflichtspiel-Niederlagen in Folge unter Druck wie noch nie in Schalke. „Das ist eine ganz schwierige Situation“, räumte er am Mittwochnachmittag auf dem Rückflug vom Champions-League-Spiel in Lyon (0:1) im Gespräch mit dieser Zeitung ein: „Wir dürfen uns durch diese unglückliche Niederlage jetzt nicht runterziehen lassen.“

An Schlussmann Manuel Neuer liegt es nicht, dass Schalke momentan nicht gewinnen kann.
An Schlussmann Manuel Neuer liegt es nicht, dass Schalke momentan nicht gewinnen kann.

Magath behält als Krisen-Manager die Ruhe. Das ist typisch für den 57-Jährigen, der schon im Vorjahr in kritischen Situationen eher lobte und stattdessen nach guten Spielen Kritik übte. Auch jetzt sagt er: „Wir sind nach den Spielen in Hoffenheim und Lyon auf dem Weg, es besser zu machen. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir gegen Dortmund gewinnen können, wenn wir diese Leistung wieder bringen.“ Tatsächlich hat die Mannschaft, im Vergleich zu den ersten Spielen in Hamburg und gegen Hannover, einen Hauch an defensiver Stabilität gewonnen. Einen Hauch – nicht mehr.

Dennoch zeigen sich in Schalke Krisen-Symptome, die auf einen äußerst hartnäckigen Negativ-Lauf schließen lassen. Es gibt halbe Eigentore (wie in Lyon der Fehler von Christoph Moritz vor dem 0:1 durch Michel Bastos – „den haben wir fast selbst reingemacht“, so Magath). Und es gibt Rote Karten - schon jetzt sind es zwei (beide für Benedikt Höwedes) in fünf Pflichtspielen, nachdem Schalke im Vorjahr lediglich einen einzigen Platzverweis kassierte. Die Rote Karte nach nur 37 Minuten war nicht nur für Schalkes Trainer der Knackpunkt. Magath: „Warum der Schiedsrichter in dieser Szene Rot gegeben hat, nachdem er vorher für das Foul von Diakhate an Huntelaar nichts gezeigt hat, bleibt nur ihm erschlossen und war sicher entscheidend dafür, dass wir das 1:0 nicht drehen konnten.“

Warum Derby-Boykott?

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    Auf jeden Fall, und auch das ist ein Krisen-Symptom, gab es danach nur noch den Versuch der Schadensbegrenzung. Der ist in der aktuellen Situation zwar verständlich, weil Magath vor dem Derby keine hohe Klatsche riskieren wollte und ein knappes 0:1 wenigstens die Chance offen lässt, im Rückspiel den direkten Vergleich mit Lyon zu gewinnen. Aber es wirkte auf dem Platz eben so, dass Schalke nicht mal auf den Ausgleich drängte.

    „Wir müssen die positiven Dinge mitnehmen“, sagte Manuel Neuer. Und dann fügt er leise an: „Ja, wir müssen halt an uns glauben.“ Gerade vor dem Derby. Magath behauptet sogar, dass dieses Duell zur richtigen Zeit für seine angeschlagene Truppe kommt: „Gegen Dortmund muss so oder so gewonnen werden.“ Manuel Neuer lächelte dazu verlegen. Dortmund? „Mit diesem Spiel kann man auch viel gewinnen.“