Essen. Nach der vierten Pflichtspiel-Pleite in Serie gab sich Schalke-Coach Felix Magath betont gelassen. Aber der Druck auf ihn wächst. Ein Kommentar.
Es gibt Menschen, denen nachgesagt wird, über Wasser gehen zu können. Wenn diese plötzlich Nässe an Füßen und Beinen spüren und ihnen also dämmert, sie könnten doch irdische Wesen sein, flüchten sie sich gewöhnlich in bekannte Durchhalteparolen, bevor ihnen das Wasser womöglich bis zum Hals steht.
Felix Magath wählte – nach dem Motto: tue möglichst nichts, was von dir erwartet wird – eine andere Variante und sagte nach dem 0:1 in Lyon: „Es ist ein gutes Ergebnis, mit dem ich gut leben kann.“ Eine solche Einschätzung lässt sich als positives Denken auslegen. Aber auch als Ratlosigkeit oder gar Realitätsverlust. Selbst nach zugegeben unglücklichem Spielverlauf und einer unberechtigten roten Karte für Benedikt Höwedes darf eine Mannschaft schließlich besser spielen als Schalke in der zweiten Halbzeit.
Tatsache ist aber auch, dass der Vizemeister nach drei Bundesligaspielen punktgleich mit Wolfsburg und Stuttgart ist und lediglich vier Zähler hinter Bayern und Werder -- alles Top-Klubs – liegt, während in der Champions-League gerade mal die erste von sechs Partien beim Gruppenfavoriten knapp den Bach runtergegangen ist. Was also ist schon groß passiert?
Nun, rechnerisch nicht viel, wenn auch auf keinen Fall – wie uns Magath in Bezug auf die Champions League glauben machen will – „nichts“. Dafür jedoch gefühlt eine ganze Menge. Schwindet doch bei einer zunehmenden Zahl von Fans das Vertrauen in ihren vermeintlichen Meistermacher. Und noch weiß niemand, ob – was schlimmer wäre – auch die Spieler nicht mehr bedingungslos daran glauben, dass aus jedem Hut, den Magier Magath präsentiert, tatsächlich ein Kaninchen hüpft.
Vor diesem Hintergrund kann jedes Spiel, allen voran das bevorstehende Revier-Derby, gegen den BVB, die Dämme brechen lassen. Zwar mögen sich viele – unter ihnen auch der Ex-Schalker und -Dortmunder Jens Lehmann – nicht vorstellen, dass Schalke fünf Pflichtspiele in Serie verliert. Aber so hat die Liga auch reagiert, als Fast-Meister Hertha BSC in den Abstiegsstrudel geriet. Bis sich Trainer Lucien Favre, dem ebenfalls schon göttliche Eigenschaften zugesprochen worden waren, nicht mehr über Wasser halten konnte und der Verein am Ende unterging...