Gelsenkirchen. Nur ein geringer Teil der Talente schafft es bei Schalke 04 und anderen Klubs ganz nach oben. Drei S04-Experten sagen, was Talente liefern müssen.
Norbert Elgert, Talent-Entdecker des FC Schalke 04, ist froh, dass er geballte Kompetenz an seiner Seite hat. Mit Tim Hoogland, Charles Takyi und Volkan Ünlü kann sich der 67-Jährige auf große Unterstützung verlassen. „Fachlich und menschlich sind alle drei loyal, fleißig und top. Wenn sie es wollen, dann werden sie den Sprung in den Profibereich schaffen.“ Warum der Weg für junge Spieler so hart ist und was Talente heute tun müssen, verraten Hoogland, Ünlü und Takyi im WAZ-Interview.
Charles Takyi, Tim Hoogland und Volkan Ünlü, was muss ein junger Spieler heute mitbringen, um sich den Profi-Traum zu verwirklichen? Und was passiert, wenn es für Talente auf Schalke nicht zum Schritt in den Seniorenbereich reicht?
Charles Takyi: „Fußballerisches Talent ist nicht der herausstechende Aspekt“
Charles Takyi: Wenn wir einen Blick auf die U19-Bundesliga werfen, fällt auf: In einer Liga voller Talente ist das fußballerische Talent allein nicht der herausstechende Aspekt. Du musst Gas geben und für deinen großen Traum über Grenzen gehen. In dem Bereich, in dem wir uns bewegen, gehört es dazu, den Spielern auch zu sagen: Es geht hier für dich nicht weiter. Da muss man das Sportliche und das Menschliche trennen. Wichtig ist, den Jungs ein ehrliches Feedback zu geben. Wenn es bei uns für sie nicht weitergeht, heißt es nicht, dass der fußballerische Weg zu Ende ist. Ganz im Gegenteil. Der Weg geht nur hier vorerst nicht weiter.
Volkan Ünlü: „Respektvoll und Klartext“
Volkan Ünlü: Man merkt einfach, dass Talent allein heutzutage nicht mehr ausreicht. Warum schaffen es generell so wenige Spieler aus der U19-Bundesliga in den Profibereich? Es gibt viele Gründe. Wenn die Jungs aufwachen, ist es oft schon zu spät. Wichtig ist, dass man den Jungs immer respektvoll die Wahrheit sagt und mit ihnen Klartext redet.
Tim Hoogland: Mit Talent sind ganz, ganz viele gesegnet. Man muss sich mal einfach anschauen, wie viele Leistungszentren es nicht nur hier in Deutschland und Europa gibt, sondern weltweit. Viele Top-Talente in der Welt schaffen es nicht. Ein Spieler schafft es nur, wenn er auch in anderen Bereichen fleißig ist, wenn er tagtäglich dafür alles gibt und dafür lebt. Es ist ganz wichtig, dass er am Ende den Spaß nicht verliert. Talent heutzutage reicht nicht. Das ist der schöne Spruch von Norbert, und der stimmt wirklich: Talent bringt dich zur Tür, aber durchgehen musst du allein.
Wie sieht es mit Ihren Ambitionen als Trainer aus? Wohin geht die Reise von Volkan Ünlü, Charles Takyi und Tim Hoogland?
Ünlü: „Bewusst entschieden, ganz unten anzufangen“
Volkan Ünlü: Ich habe mich 2015 bewusst dafür entschieden, ganz unten mit einer U9 anzufangen und bin aktuell Torwarttrainer der U19. Seit fast 5 Jahren bin ich Koordinator für fünf Torwart-Trainer und 25 Torhüter im Jugendbereich. Das sind zwei sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben. In den Jahren habe ich die komplette DFB- Torwartausbildung erfolgreich absolviert. Natürlich habe ich da Ambitionen auf absolutem Top Niveau als Torwarttrainer zu arbeiten. Wenn die Zeit für den großen Schritt in den Profifußball kommt, werde ich gut vorbereitet sein. Im Idealfall eines Tages auch auf Schalke.
Takyi: „Schalke ist mir ans Herz gewachsen“
Charles Takyi: Auch ich habe das Privileg, von Norbert Elgert lernen zu dürfen. Ich möchte hier so weit kommen wie möglich und genau wie Volkan das Maximum herausholen. Ich bin Schalker durch und durch, der Verein ist mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen. Schalke ist unser Zuhause, in dem es für uns darum geht, U19-Spieler und Menschen besser zu machen.
Tim Hoogland: 2021 habe ich in Wales mit der B- und A-Lizenz angefangen und sie in einem Intensivkurs für ehemalige Profis erworben. Mit dabei waren unter anderem Spieler wie Yaya Toure und einige walisische Spieler wie Ben Davies, der noch zur walisischen Nationalmannschaft gehört und in Tottenham spielt. Seit diesem März mache ich meinen Fußballlehrer in Wales, um dann irgendwann auch im Profibereich Trainer zu sein.
Können Sie mit dem Begriff Laptop-Trainer etwas anfangen oder setzen Sie lieber auf Oldschool-Methoden?
Volkan Ünlü: Ich finde den Begriff Laptop-Trainer negativ behaftet. Ich nutze auch die Technologie für die Analyse. Wenn wir auf viele Daten Zugriff haben, dann sollten wir sie auch nutzen. In der Verbindung mit dem Expertenauge macht es sicherlich die richtige Mischung. Ich möchte mich in allen Bereichen weiterentwickeln und auch mit der Zeit gehen.
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Takyi: „Ohne Laptop geht es gar nicht“
Charles Takyi: Ohne Laptop könnten wir heute gar nicht mehr arbeiten. Das gilt ja nicht nur für den Fußball, sondern auch für andere Bereiche.
Tim Hoogland: Wer sich nicht weiterentwickelt und nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Du kannst so viele Sachen vereinfachen, was Analysen angeht. Der Laptop ist ein ständiger Begleiter, den du nutzen musst.
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