Gelsenkirchen. In der Schalke-Kabine war der dritte Torwart Michael Langer über sieben Jahre der Klebstoff zwischen den Grüppchen. Nun muss er gehen.

Als Michael Langer nach dem Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth in Richtung Gäste-Fankurve spazierte, konnte er seine Gefühle nicht mehr verbergen. 39 Jahre ist der Österreicher alt, seit 20 Jahren Fußballprofi, sieben davon als Torwart des FC Schalke 04. Er wirkte angefasst, als er die Anhänger ansah, Tränen standen in seinen Augen. Auch wenn er als mal zweiter, mal dritter, mal vierter Torwart nur acht Pflichtspiele für S04 bestritt, bleibt er bei allen in Erinnerung. Weil er stets ein großer Leader im Hintergrund war. Einer, der immer ein nettes Wort für die Fans hatte. Einer, den auch auf der Geschäftsstelle jeder schätze. Langers Vertrag endet am 30. Juni und wird nicht verlängert.

Der kühle Umgang mit den Spielern, die gehen können, weil ihre Verträge enden, war teamintern während der vergangenen Wochen und beim Abschiedsfrühstück ein großes Thema. Auch Schalke-Idol Mike Büskens, als Co-Trainer nicht mehr gefragt, bemängelte öffentlich, dass ihm ein Abschied von den Fans nicht ermöglicht worden wäre. Dass aber auch Langer nicht mehr erhielt als einen Händedruck, erschütterte selbst die Mitspieler.

Schalke-Torwart Langer: Kassenwart und Ansprechpartner

Langer war nicht allein der lustige Kassenwart der Mannschaft, der bei disziplinarischen Verfehlungen Geld eintreibt. Er war Teil des Mannschaftsrats, als Elder Statesmen Ansprechpartner aller Profis von Jung bis Alt, im Training ein Motivator - mal lobend, mal schimpfend. Egal welcher Trainer des Sagen hatte, ob Nationalspieler oder Nachwuchskräfte für S04 spielten, alle schätzten Langer. „Es ist eine große Ehre, dass so von mir gesprochen wird. Als ich auf Schalke angekommen bin, habe ich mir vorgenommen, dass ich jeden Tag alles geben will für unseren Erfolg, für die Gruppe, für das Torwartteam. Das hat mir Spaß gemacht. Ich durfte viel sehen, viel erleben in meiner Karriere, Positives wie Negatives. Ich habe versucht, meinen Teil dazu beizutragen, dass Dinge nicht passieren, dass Dinge abgewendet werden, Probleme gelöst werden“ ,sagte er.

Auch wenn Langer beide Abstiegsjahre (2021, 2023) mitmachte, die aktuelle Saison 2023/2024 sei die herausforderndste gewesen, das gab er auf Nachfrage dieser Zeitung zu. „Das war das schwierigste Jahr. Es sind sehr, sehr viele Dinge passiert. Wir waren sehr oft, sehr lange in sehr schwierigen Situationen. Es war sehr, sehr fordernd“, sagte er und hob einige Mitspieler hervor: „Ich war richtig froh, dass wir Jungs wie Simon Terodde, Kenan Karaman und Marcin Kaminski in der Gruppe hatten, die nie aufgesteckt haben, die vorangegangen sind, immer weiter angetrieben haben.“ Vor allem nach der grauenvollen Stimmung im ersten Drittel des Jahres 2024, als Schalke viele Auswärtsspiele in Serie grauenvoll abgab.

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    In dieser Saison galt Langer als Klebstoff dieser Mannschaft. Er telefonierte viele Nächte lang, um die Gruppen zusammenzuhalten, um einen kleinen gemeinsamen Nenner zu finden. „Es waren sehr, sehr viele Aufgaben mit sehr vielen Wechseln - sei es auf der Führungsebene, sei es auf der Trainerebene oder auch sehr viele Spieler. Es wurde sehr viel probiert, bevor wir dieses Gerippe, von dem man immer spricht, gefunden haben. Das ist in einer Gruppe mit 27 Jungs nicht so einfach“, sagte er.

    Schalke-Torwart Langer: „Es ist wichtig, dass es ein Miteinander wird“

    Langers Sätze auf die Frage, was Schalke braucht, um wieder erfolgreich zu sein, offenbaren, woran es in der abgelaufenen Saison haperte: „Für mich ist wichtig, dass es ein Miteinander wird. Dass jeder versucht, bestmöglich für das große Ganze zu arbeiten. Das ist der Schlüssel für jeden Erfolg, egal, ob es in der Kreisliga ist oder in der Bundesliga. Dem muss sich jeder verschreiben. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen, dass es nächstes Jahr wieder bergauf geht. Dieser Klub, diese Fans, das gehören ins Oberhaus.“

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    Doch ist Langers Abschied wirklich endgültig? In der Pressemitteilung der Königsblauen hieß es, der Vertrag werde „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht verlängert. Also vielleicht später? Wenn das neue Trainer- und Torwartteam feststeht? „Die Formulierung kam nicht von mir. Da müssen Sie die Vereinsseite fragen“, sagte Langer. „Es ist vom Klub kommuniziert worden, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Das respektiere ich, ich verstehe diese Gedanken auch, ich bin ja kein junger Spieler mehr. Alles Weitere wird man in ein paar Wochen oder Monaten sehen.“ Gedanken will er sich im Liegestuhl im Urlaub machen.

    Vom Karriereende sprach er nicht, wie Torwarttrainer Simon Henzler dieser Zeitung vor zwei Wochen sagte, sei Langer immer noch topfit, ein Musterprofi eben. Als Sportvorstand Peter Knäbel noch da war und die Verantwortlichen Rouven Schröder und André Hechelmann hießen, durchlief Langer ein Trainee-Programm auf der Geschäftsstelle. „Ich wurde von jeder Abteilung gut mitgenommen, durfte viel lernen, auch hinter die Kulissen blicken. Das war für mich extrem lehrreich. Ich bin den handelnden Personen extrem dankbar.“

    Schalkes Torwarttrio im der Rückrunde: Michael Langer (l.) mit Ralf Fährmann (Mitte) und Marius Müller.
    Schalkes Torwarttrio im der Rückrunde: Michael Langer (l.) mit Ralf Fährmann (Mitte) und Marius Müller. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

    Klar ist: Michael Langer wird kein Schalker vergessen, der ihn in den vergangenen sieben Jahren kennengelernt hat. Auch wenn er nur ein Leader im Hintergrund war. Der Dank, den er an alle Schalker richtete, kam von Herzen: „Auf diesem Wege möchte ich mich für sieben Jahre Schalke bei allen Mitgliedern und Fans bedanken. Bedanken für viele positive Erlebnisse, für schwere Zeiten, durch die wir zusammen gegangen sind. Ich blicke stolz auf die sieben Jahre zurück.“

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