Gelsenkirchen. Die SF Bulmke kassieren in Middelich-Resse ihre erste Saison-Niederlage. Nach dem Abpfiff kommt es zur Eskalation. So reagieren beide Klubs.

Sechs Polizeifahrzeuge, ein verletzter Spieler, der mit dem Krankenwagen abtransportiert werden musste, und schwere Vorwürfe: Das Kreisliga A2-Spiel zwischen der SpVgg Middelich-Resse und den Sportfreunden Bulmke geht in eine unerfreuliche Verlängerung.

„Dreckiges“ Spiel

Middelich-Resse hatte die umkämpfte Partie gegen den Tabellenführer 2:1 gewonnen. Sascha Wolf, Trainer der Sportfreunde Bulmke, bezeichnete die Partie als „sehr dreckig“, sah darin aber keinen Auslöser für die Auswüchse, die sich nach dem Abpfiff ereigneten: „Middelich-Resse hat gegen uns sehr robust gespielt. Das finde ich aber überhaupt nicht verwerflich, sondern durchaus legitim. Dass es am Ende so eskaliert ist, geht natürlich nicht.“

Unmittelbar nach Abpfiff wurde es unübersichtlich. Während einer Rudelbildung soll ein Middelich-Resser Spieler durch einen Schlag verletzt und zu Boden gegangen sein. Es soll sich eine Traube aus Spielern und auf den Platz geeilten Zuschauern gebildet haben.

„Das wird ein Nachspiel geben“, meint SF-Bulmke-Trainer Sascha Wolf.
„Das wird ein Nachspiel geben“, meint SF-Bulmke-Trainer Sascha Wolf. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Sascha Wolf: „Ich habe mich im Anschluss vor den am Boden liegenden Spieler gestellt. Wie es dazu kam, dass der gegnerische Spieler zu Boden gegangen ist, kann ich nicht sagen. Man hat in so einer Situation keine Kontrolle mehr.“ Beide Seiten seien involviert gewesen. Der ehemalige Schalker Stürmer Wolf: „Das, was da passiert ist, hat mit Fußball nichts mehr zu tun. Gewalt möchte ich nicht, das darf einfach nicht vorkommen. Das war ganz klar eine Nummer drüber.“

Wolfs traurige Premiere

Für Sascha Wolf war die Eskalation, die sich nach dem Abpfiff ereignete, eine traurige Premiere. „Ich bin jetzt eineinhalb Jahre Trainer bei den Sportfreunden Bulmke. Es gab bisher überhaupt keine Probleme. Wir sind noch nie irgendwo angeeckt, wir haben kein Theater im Training, sportlich läuft es auch mega. Wir sind eine vernünftige türkische Mannschaft. Aber teilweise sind da am Platz von Zuschauer-Seite Bemerkungen gefallen, die sich einfach nicht gehören. Da waren Sätze dabei, die teilweise in die rechte Schiene gingen.“ Wolf schiebt nach: „Eigentlich hätten wir zum Schiedsrichter gehen und die Partie abbrechen müssen. Aber meine Jungs wollten es auf dem Platz zeigen.“

Am Tag danach waren die Geschehnisse viel diskutiertes Thema in der Bulmker Team-WhatsApp-Gruppe. Am Mittwoch will Sascha Wolf die Thematik im gemeinsamen Gespräch mit seinen Jungs aufarbeiten und sagt: „Ich denke, dass es ein Nachspiel vor der Sportgerichtsbarkeit geben wird.“ Schiedsrichter Simon Schulz wollte sich gegenüber der WAZ nicht zu den Vorkommnissen äußern, wird aber einen Sonderbericht anfertigen.

Material wird ausgewertet

Auch Middelich-Resses Präsident Carsten Deroi hält den Ball flach. „Die Gemüter waren nach dem Spielende erhitzt. Wir wollen nach den Vorkommnissen nicht zu sehr ins Detail gehen. Wir werten zurzeit das vorliegende Filmmaterial aus und behalten uns weitere Schritte vor.“ Die Polizeibeamten nahmen den Sachverhalt vor Ort auf.

Dem Unparteiischen, der sowohl einen Middelich-Resser (Murat Neziraj) als auch einen Bulmker (Görkem Can) mit Gelb-Rot vom Platz stellte, zollte Deroi ein großes Lob: „Er hat sehr gut gepfiffen. Ihm ist das Ganze nach Abpfiff sehr nahe gegangen.“ Auch bei Deroi selbst hinterließ der Sonntag Spuren: „Nach solchen Vorfällen überlegt man schon, ob das alles noch Sinn macht. Eigentlich soll Fußball ein schönes Hobby sein.“

Um die aufgeheizte Stimmung etwas herunterzukühlen, gingen nach dem Spiel erst die Sportfreunde Bulmke zum Duschen, während die Spvgg Middelich-Resse draußen in Jacken gehüllt wartete. Erst als die Bulmker umgezogen waren, betraten die Gastgeber die Umkleideräume.

David Rogowski, Trainer der SpVgg Middelich-Resse, wollte sich zu den Vorkommnissen nicht äußern.
David Rogowski, Trainer der SpVgg Middelich-Resse, wollte sich zu den Vorkommnissen nicht äußern. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Rogowski: „Einstellung und Willen“

David Rogowski, Trainer der Spvgg, wollte die unschönen Geschehnisse nicht kommentieren: „Ich bin für den sportlichen Bereich zuständig. Von zehn Spielen würde es gegen Bulmke wahrscheinlich neunmal nicht zum Sieg reichen, aber es gibt immer mal diese eine Begegnung, in der man über sich hinauswächst. Wir sind ein kleiner Verein, der es mit Einstellung und Willen gepackt hat. Ich finde, das sollte angesichts der Begleiterscheinungen nicht in Vergessenheit geraten.“

Für die Middelicher hatten Maurice Miguel Buczkowski (15.) und Malte Durau, der einen Ball mit Windunterstützung aus rund 80 Metern versenkte (67.), getroffen. Für die Sportfreunde Bulmke besorgte Mehmet Kafli das zwischenzeitliche 1:1 (57.).