Gelsenkirchen. Bis 2005 gab es die Spvgg Resser Mark. Erinnerungen an 53 Jahre Vereinsgeschichte – und warum der Klub keine Perspektive mehr hatte.

Nicht jeder Verein, der im vergangenen Jahrhundert in Gelsenkirchen gegründet wurde, brachte es zu überregionaler Bekanntheit, bevor er wieder von der Bildfläche verschwand. Die Spvgg Resser Mark 1952/59 ist so ein Beispiel. Der damals im Nordosten der Stadt beheimatete Klub spielte mehr als ein halbes Jahrhundert in den Ligen des Deutschen Fußball-Bundes, aber nie höher als in der Kreisliga B.

„Wir waren immer der viel zu kleine Verein“, sagt Frank Bogdanski, der letzte Vorsitzende der Spielvereinigung. Ihm blieb es vorbehalten, im Jahre 2005 den Antrag auf Löschung aus dem Vereinsregister beim damals noch existierenden Amtsgericht in Buer zu stellen. „Selbst in unseren besten Zeiten hatten wir nur 130 bis 140 Mitglieder. Zuletzt waren es nicht einmal 100. Wir standen halt immer im Schatten unserer Nachbarn Viktoria Resse, Resse 08, Eintracht Erle, Erle 19 und nicht zuletzt Erle 08.“

Spvgg Resser Mark: „Irgendwann war keine Perspektive mehr zu erkennen“

Resser Mark ist trotz oder vielleicht auch wegen seiner Randlage ein beliebter Stadtteil von Gelsenkirchen. Wer dort lebt und sich wohlfühlt, zieht so schnell nicht weg. Was durchaus positiv zu werten ist, wirkte sich auf die Spielvereinigung Resser Mark im Laufe der Jahre negativ aus. Das Durchschnittsalter stieg - im Stadtteil und auch im Verein. Es kam kaum Nachwuchs nach, und auch die Bereitschaft, ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen, nahm bei der Spielvereinigung immer mehr ab.

„Irgendwann war keine Perspektive mehr für den Verein zu erkennen“, sagt Frank Bogdanski rückblickend. Der heute 59-Jährige war insgesamt zehn Jahre im Vorstand tätig, die beiden letzten davon als 1. Vorsitzender. Davor war er für den Klub als Spieler aktiv, meistens in der Kreisliga B, aber auch in der Kreisliga C.

Zwischen den beiden untersten Spielklassen hin und her gependelt

Der Verein pendelte zwischen den beiden untersten Spielklassen hin und her und erlebte seinen letzten Höhepunkt im Jahre 2000, als unter Rainer Sowa, dem heutigen Trainer der Spvgg Erle 19, als Meister einer auf zehn Teams abgemagerten Kreisliga-C-Staffel letztmals der Aufstieg in die Kreisliga B gelang. Fünf Jahre später mussten die Resser Marker als Tabellenletzter wieder runter. Aber ein weiteres Intermezzo in der Kreisliga C tat sich der Klub nicht mehr an. Er verschwand von der Bildfläche.

Damit endete eine 53 Jahre alte Geschichte, die am 28. September 1952 mit der Gründung des Spielvereins Rot Weiss Resser Mark begann. Die große Anzahl an Jugendlichen im Stadtteil wollte sich nicht länger mit Straßenfußball begnügen oder weite Wege zu den Vereinen außerhalb des Stadtteils auf sich nehmen. Die 40 meist jugendlichen Sportfreunde wählten an jenem Sonntag ihren ersten Vorstand, der sich aus den folgenden Personen zusammensetzte: Werner Langkau, August Ochsenknecht, Johann Brosch, August Kazmarzik, Paul Brumischewski und Günter Pichotka.

Rainer Sowa (li., hier am 6. Juni 2022 in seinem letzten Spiel als Trainer der SpVgg. Erle 1919) schaffte mit der Spvgg Resser Mark den letzten Aufstieg für den Verein: Im Jahr 2000 ging es nach der Meisterschaft in der Kreisliga C hinauf in die B-Liga.
Rainer Sowa (li., hier am 6. Juni 2022 in seinem letzten Spiel als Trainer der SpVgg. Erle 1919) schaffte mit der Spvgg Resser Mark den letzten Aufstieg für den Verein: Im Jahr 2000 ging es nach der Meisterschaft in der Kreisliga C hinauf in die B-Liga. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Am 3. Juli 1965 schlossen sich der Spielverein Rot Weiss Resser Mark und der SV Eichkamp, der aus der Zechenmannschaft von Graf Bismarck 7/8 hervorging, zur Spielvereinigung Resser Mark 1952/59 zusammen. Aus Gründen der Praktikabilität blieb man bei rot und weiß als Vereinsfarben. Der Fusionsklub spielte auf dem Ascheplatz an der Straße Im Emscherbruch 75 - dort, wo heute die Spvgg. Middelich-Resse ihre sportliche Heimat hat.

Fußball in Gelsenkirchen: Weitere Berichte

Aufgrund der ungünstigen infrastrukturellen Voraussetzungen und wegen der großen Konkurrenz in der Nachbarschaft bekam es die Spvgg Resser Mark immer nur kurzzeitig hin, eine Jugendabteilung auf die Beine zu stellen. Und auch eine zweite Mannschaft im Männer-Bereich war keine Dauereinrichtung. „Das Ende war sicherlich traurig“, sagt Frank Bogdanski rückblickend. „Aber trotzdem muss man attestieren, dass es immer Spaß gemacht hat, für die Spvgg Resser Mark zu spielen.“

Der letzte Chef des Klubs hat danach eine neue fußballerische Bleibe gefunden. Er ging zur Spvgg Erle 19 zurück, also zu jenem Klub, für den er bereits in der Jugend gekickt hat. An die Spvgg Resser Mark denkt er jedoch immer noch gerne zurück, auch wenn der Verein seit mittlerweile 18 Jahren nicht mehr besteht.