Gelsenkirchen/ Herne. Marcel Radke wird neuer Trainer bei YEG Hassel. Warum er trotz einiger Baustellen zugesagt hat und weiter bei Westfalia Herne tätig sein wird.

„Zu 99 Prozent werden wir den neuen Trainer am Freitag vorstellen, vielleicht aber auch früher.“ Mit diesen Worten beschrieb Sener Bükrü, Sportlicher Leiter von Fußball-Landesligist YEG Hassel, Anfang dieser Woche den Stand der Trainersuche.

Zuvor hatte der Verein entschieden, dass der bisherige Coach Hakan Durdu künftig Bükrü als zweiter Sportlicher Leiter unterstützen soll. Nun steht fest: Die Suche nach einem Nachfolger ist tatsächlich schneller beendet als gedacht. Marcel Radke wird den Trainerposten bei YEG übernehmen.

Marcel Radke: Vom SV Horst 08 zu Firtinaspor Herne

Radke ist in Gelsenkirchen bestens bekannt: Der 37-Jährige trainierte in der Saison 2021/22 die erste Mannschaft des SV Horst 08 in der Landesliga, wo er aber nach sieben Niederlagen aus den ersten zwölf Ligaspielen früh gehen musste. Zuvor war er mehrere Jahre in der Jugend der Horster tätig gewesen.

Wenige Wochen nach dem Aus bei den Null-Achtern heuerte Radke dann bei Horsts Ligakonkurrent Firtinaspor Herne an, den er mit einer starken Rückrunde sensationell zum Klassenerhalt führte. In der vergangenen Saison legte Radke mit Firtinaspor eine solide Hinrunde hin, doch nach dem ersten Rückrundenspiel trennten sich beide Seiten dann überraschend.

Rückkehr nach Gelsenkirchen zu YEG Hassel

Nun kehrt Radke nach Gelsenkirchen zurück: „Ein neuer Trainer muss zum Verein passen, auf diesem Niveau schon mal trainiert haben und eine Strategie verfolgen. Das alles haben wir in Marcel gefunden“, begründet YEGs Sener Bükrü die Verpflichtung. Er hebt vor allem Radkes Netzwerk hervor: „Marcel kennt die Hälfte der Mannschaft persönlich, weil er sie schon mal in anderen Vereinen trainiert hat. Und er ist so ein großer Fußball-Liebhaber, dass er auch alle anderen Spieler zumindest mit Namen kennt“, sagt Bükrü.

Radke muss grinsen, als die WAZ ihn darauf anspricht. „Das ist wirklich so. Ich kenne jeden Spieler, und viele von ihnen kennen auch mich“, erzählt er. Das sei aber nicht der einzige Grund, warum er sich schnell mit YEG einigen konnte: „YEG ist in Gelsenkirchen dafür bekannt, dass sie seit Jahren gute Arbeit machen. Wir standen auch schon länger in Kontakt, da ging es aber nicht um den Trainerposten, sondern um Spieler.“

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Apropos Spieler: Das ist eine von Radkes neuen Baustellen. Er muss YEG nach dem Abstieg quasi verarzten, der Kader ist wie vor zu klein. „Es ist keine einfache Situation“, räumt Radke ein. „Auch der Zeitpunkt ist nicht optimal, weil viele Transfers schon gelaufen sind. Trotzdem müssen wir uns verstärken, ich hätte gerne noch drei bis vier Spieler.“

Bei den Zielen für die neue Saison hält sich Radke deshalb noch zurück. Nach dem Abstieg wolle er YEG erstmal in der Landesliga stabilisieren. Dennoch betont er auch: „Mittelfristig wollen wir zurück in die Westfalenliga.“

Auf jeden Fall kann sich Radke in der neuen Saison auf einige brisante Duelle freuen, denn er wird etwa auf YEGs Mit-Absteiger DJK TuS Hordel und Westfalia Herne treffen. In Hordel war Radke als U19-Trainer aktiv. Bei Westfalia Herne fungierte er nach seinem Firtinaspor-Abschied als sportlicher Leiter der Jugendabteilung – und wird dies auch trotz seines neuen Jobs bei YEG weiterhin tun: „Beide Vereine unterscheiden sich sehr, deshalb glaube ich nicht, dass es da Interessenskonflikte geben wird“, sagt Radke und stellt fest: „Ich hatte bei Westfalia sowieso offen kommuniziert, dass ich, wenn ich ein gutes Angebot bekomme, es auch annehme.“ YEGs Offerte war nun ein solches.

Firtinaspor-Abstieg tut Ex-Trainer Marcel Radke weh

Auf einen anderen seiner Ex-Klubs wird Marcel Radke in der neuen Saison nicht treffen: Firtinaspor Herne. Der Klub, der sich im Winter von Radke getrennt hatte, ist aus der Landesliga abgestiegen. Dabei hatten die Herner zum Zeitpunkt der Trennung noch sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze gehabt.

Damals hatte sich Radke nicht näher zum Abschied äußern wollen, doch jetzt wird er konkreter: „Es gab zu hohe Erwartungen. Der Verein wollte am liebsten in die Westfalenliga aufsteigen, obwohl der Kader das gar nicht hergegeben hat.“ Firtinaspors Abstieg tue ihm „im Herzen weh, weil wir da viel aufgebaut hatten. Den Abstieg muss sich der Verein aber selbst ankreiden.“