Gelsenkirchen. Der Titelverteidiger stürzt auf der anspruchsvollen Strecke rund um den Förderturm der Zeche Hugo zwei Mal.
Unmittelbar nach der erfolgreichen Titelverteidigung bei der Deutschen Tretrollermeisterschaft in Gelsenkirchen zog sich Andreas Böhm sein Trikot aus und kippte sich Wasser über eine dicke Schürfwunde, die er sich am Ellenbogen zugezogen hatte.
Zwei Stürze des Meisters in Gelsenkirchen
Auch beide Knie und der Brustbereich wiesen nach zwei Stürzen auf dem Rundkurs, der bei 30 Grad Celsius um den Förderturm der Zeche Hugo führte, Verletzungen auf. Ein Sanitäter des Arbeiter-Samariter- Bundes (ASB) versorgte den frischgebackenen Titelträger und legte einen Verband am aufgeschürften Ellenbogen an.
Wie passend: Andreas Böhm ist Arzt
Andreas Böhm nahm die medizinische Versorgung gelassen hin und war schnell wieder zu Scherzen aufgelegt. „Ich bin selbst Arzt. Meine Frau ist Krankenschwester in der Notaufnahme. Die Versorgung ist also auch zuhause gewährleistet“, meinte der Esslinger mit einem Schmunzeln. Böhm war schon früh in einer tückischen Kurve am Ende eines abfallenden Streckenstücks gestürzt, hatte dabei seine Trinkflasche verloren – und rappelte sich schnell wieder auf.
Böhm nimmt seine Stürze mit Humor
„Später bin ich an der selben Stelle noch einmal gestürzt. Für mich war es die Meisterschaft der Schmerzen“, meinte Böhm wieder mit einem Lächeln. Böhm kam bei den männlichen Senioren zwar in 1:32,36 Stunden nur als Zweiter hinter Patrick Olthoff (1:32,24/Stepteam Twente) über die Ziellinie, war aber nach seinen 34 gefahrenen Runden trotzdem Erster.
André Thiemann, Präsident des Deutschen Tretrollerverbands, klärt auf: „Patrick Olthoff ist Holländer. Deswegen konnte er bei unserer offenen Meisterschaft kein Deutscher Meister werden. Dafür muss man Deutscher Staatsbürger sein. Und deshalb geht der Titel erneut an Andreas Böhm.“ Böhm blieb bis zur 26. Runde an Olthoff dran, änderte dann aber seine Rennstrategie.
Ein starker Holländer in Gelsenkirchen
„Der Holländer war wahnsinnig stark, das muss man anerkennen. Ich habe zwischendurch gemerkt, dass ich beim Fahren Gänsehaut bekam. Das war das erste Anzeichen von Überhitzung. Ich habe das Tempo reduziert, bin auf Sicherheit gefahren und habe immer wieder nach hinten geguckt, um das Feld hinter mir im Blick zu haben“, analysiert Böhm. Bei den weiblichen Senioren setzte sich die große Favoritin Jule Prins durch.
Prins siegt vor Frings und Sönnichsen bei den Frauen
Die gebürtige Bremerin bewältigte die 28-Runden-Strecke, die neben einem Asphalt-Teilstück auch Schotter-Passagen bereithielt, in 1:23,30 Stunden. Platz zwei und drei gingen an zwei Lokalmatadorinnen aus dem Ruhrgebiet: Deutsche Vizemeisterin wurde Yvette Frings aus Dorsten (26 Runden/1:25,34), Platz drei ging an die Gladbeckerin Lucienne Sönnichsen (24 Runden/1:25,36).
Prins freute sich nicht nur über ihren dritten Deutschen Meistertitel, sondern auch über die Unterstützung am Streckenrand, wo mehrere Helferinnen und Helfer Getränke sowie Abkühlungen in Form von Wasserspritzern bereithielten.
Prins: „Die Erfrischungen waren perfekt. Da habe ich mich nach jeder Runde richtig drauf gefreut. Im letzten Jahr sind wir beim Rennen gnadenlos eingegangen, weil diese Abkühlungen fehlten. Daraus haben wir dieses Mal gelernt. Verpflegung, Wetter, Motivation und Strecke in Gelsenkirchen waren der Hammer. Das hat richtig Spaß gemacht, hier bei der Deutschen Meisterschaft mitzumachen“, meinte die Titelverteidigerin, die mit ihrem Wohnmobil nur wenige hundert Meter vom Zieleinlauf entfernt das Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
Durch einen Generator konnte das Wohnmobil, in dem auch vier ihrer Hunde untergebracht waren, auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt werden. So konnte die „Prinzessin von Gelsenkirchen“, wie sich selbst mit einem Augenzwinkern bezeichnete, ihre erfolgreiche Titelverteidigung nach dem heißen Rennen ganz cool genießen.