Gelsenkirchen. Lucienne Sönnichsen wird bei hohen Temperaturen rund um die Zeche Hugo clever taktieren – in Gelsenkirchen wird die DM der Footbiker ausgetragen.
Strahlender Sonnenschein, Temperaturen an der 30-Grad-Grenze: Für Lucienne Sönnichsen sind die Bedingungen bei der Deutschen Meisterschaft der Footbiker nicht ideal. „Das ist nicht mein Wetter“, sagt die Gladbeckerin vor den nationalen Titelkämpfen, die am Samstag ab 17 Uhr in Gelsenkirchen rund um den Förderturm Zeche Hugo ausgetragen werden.
Rund 60 Fahrerinnen und Fahrer haben sich für die Deutsche Meisterschaft angemeldet. Bei den Männern geht Titelverteidiger Andreas Böhm (Esslingen) als Favorit an den Start. Im Training spannt der angehende Arzt Böhm seine Labradorhündin Lotta vor das Footbike. Im Frühling nahmen die beiden noch an Zughunderennen teil.
RC Olympia Buer ist der Ausrichter
„Wir freuen uns auf einen spannenden Renntag. Footbiken ist eine tolle Sportart, die immer mehr Leute begeistert und vor der man absoluten Respekt haben muss. Um so ein Rennen mit Beinkraft zu bewältigen, muss man schon einiges rausfeuern“, sagt Michael Zurhausen, Präsident des ausrichtenden RC Olympia Buer.
Der Rennveranstaltungs-Experte ist froh über den zweiten hochkarätigen Footbike-Wettkampf in Gelsenkirchen. „Im letzten Jahr war es unsere Idee, den Sportlerinnen und Sportlern die Stadt Gelsenkirchen und ihre Bergbau-Vergangenheit hautnah zu präsentieren. Die 900 Meter lange Rundstrecke an der Zeche Hugo hat sich als idealer Austragungsort erwiesen. Das hat sich beim Europacup im letzten Jahr gezeigt.“
„Ich bin in ein paar Minuten an der Rennstrecke. Da ist natürlich schon ein Vorteil“
Als die Anfrage vom Deutschen Tretroller-Verband kam, die Deutsche Meisterschaft mitten im Ruhrpott auszurichten, kam man schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Zurhausen: „Da mussten wir nicht lange überlegen.“
Lucienne Sönnichsen, die an der Stadtgrenze Gladbeck/Gelsenkirchen wohnt, ist mit der Strecke bestens vertraut. Im Sommer 2022 war sie beim Europacup der Footbiker am Start – auch hier ging es rund um den Förderturm der Zeche Hugo.
„Ich finde Zechen und Halden immer schön als Kulisse für so eine Sportveranstaltung. Dass wir an diesem Wochenende in Gelsenkirchen fahren, finde ich super. Vorher war hier in dieser Sportart einfach gar nichts“, sagt die Gladbeckerin, die von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die kürzeste Anreise hat. Sönnichsen: „Ich bin in ein paar Minuten an der Rennstrecke. Da ist natürlich schon ein Vorteil.“
Die ersten reisen schon am Freitag an
Footbiker aus Bayern und Thüringen reisen bereits am Vortag des Rennens mit dem Wohnwagen an und sind auf dem Parkplatz eines benachbarten Autohauses untergebracht. Sönnichsen, die seit 2016 mit ihren Vierbeinern an Hunderennen teilnimmt und im Vorjahr bei ihrem ersten Footbike-Rennen in Gelsenkirchen Zweite bei den weiblichen Seniors wurde: „Zu anderen Wettkämpfen bin ich auch mit dem Wohnwagen gereist. Im Sommer kühlt es darin allerdings nicht richtig ab.“
Ähnlich wie im Radrennsport gibt es bei den Tretrollern auch besonders hochwertige Ausführungen. Bei der Deutschen Meisterschaft pendelt die Auswahl der Footbikes zwischen Rennscootern, die mit schmalen Reifen ausgestattet sind, und Modellen, die Mountainbike-Reifen besitzen und für rustikalen Untergrund geeignet sind. Sönnichsen: „Ich fahre mit der Mountainbike-Bereifung. Was da am Ende besser ist, werden wir beim Wettkampf am Samstag sehen. Mein Tretroller ist jetzt vier Jahre alt. Der ist sehr robust. Ich habe bisher einmal die Bremsen erneuert.“ Bei den Frauen geht die Lokalmatadorin nicht als Favoritin an den Start, hat aber durchaus Ambitionen, eine Top-3-Platzierung einzufahren. Europacup-Siegerin Jule Prins aus Bremen dürfte auch am Samstag wieder das Maß aller Dinge sein. „Sie ist der Wahnsinn“, lobt Lucienne Sönnichsen, „sie hat im Hunderennsport schon öfter die WM oder EM gewonnen und wird auch bei der Footbike-DM ganz vorne sein. Jule ist einfach in allen Kategorien super.“
Lucienne Sönnichsen wird bei den hohen Temperaturen clever taktieren und am Anfang nicht zu hohes Tempo powern. „Es bringt nichts, wenn ich mit Jule Prins anfangs drei, vier Runden mithalte und dann nicht mehr zulegen kann. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht aus den Latschen schieße. Vor dem Start werde ich mich im Schatten aufhalten. Trotz der Hitze ist es wichtig, sich vernünftig aufzuwärmen, den Puls auf Touren zu bringen. Zwischendurch werde ich auf der Strecke auch mal anhalten und etwas trinken.“
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Der Renntag am Samstag beginnt bereits um 15 Uhr mit der Eröffnung des Sommerfestes auf dem Gelände der Zeche Hugo. Um 15.30 Uhr wird die Rennstrecke präpariert, anschließend werden Zielwagen und eine Traverse mit Videokameras über die Rennstrecke aufgebaut.
Um 16.30 Uhr haben die Besucher erstmalig die Möglichkeit, in einem kleinen Jedermann-Rennen ein Footbike über eine Runde zu testen. Um 17 Uhr erfolgt der Start zur Footbike-DM in einem Massenstart. Gewertet werden nach 18 Kilometern zuerst die Jugendfahrer, nach 28 Kilometern endet das Rennen der Damen und nach 35 km steht der Sieger bei den Herren fest.