Gelsenkirchen. 2023 formuliert der Judo-Club Koriouchi Gelsenkirchen diese Saisonziele. Zum Auftakt der 2. Bundesliga gastiert das Team bei Bayer 04 Leverkusen.
Große Töne beim Judo-Club Koriouchi Gelsenkirchen? Solche hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, vom Sprung in die Eliteklasse, die 1. Bundesliga, ist die Rede gewesen. Vor dem Start in die Saison 2023 der 2. Bundesliga Nord-West klingt dies anders, ganz anders sogar. „Wir wollen nicht auf- und nicht absteigen“, sagt Erhan Baz, der Präsident, und lacht. Die Erklärung? „Die Probleme sind wie eh und je: Die 1. Liga ist finanziell ziemlich unattraktiv“, sagt der 53-Jährige.
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Klar: Es geht auch ums Geld. „Wir hätten in der 1. Liga das Fünffache an Kosten, und der Mehrwert wäre überschaubar“, sagt Erhan Baz, für den eine Rückkehr in die Beletage des deutschen Judos nur dann Sinn ergäbe, „wenn du einen langfristigen Plan hast“, wie er sagt. „Kurz- oder mittelfristig ist das nicht zu stemmen. Es müsste ein Projekt sein, das über die nächsten fünf Jahre finanziert wäre.“
Zum Saisonstart gastiert der JC Korioichi Gelsenkirchen beim TSV Bayer 04 Leverkusen
Im Klartext: Der JC Koriouchi bräuchte langfristig finanzielle Sicherheiten, um investieren zu können. „Sonst“, betont Erhan Baz, „kannst du dir keine Klasse-Kämpfer leisten. Und überall nur hinzufahren, um zu verlieren, ergibt keinen Sinn.“ Es machte vor allem auch keinen Spaß, und so setzen die Gelsenkirchener Judoka auf etwas mehr Ruhe und Entspannung: eben in der 2. Bundesliga.
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Beim Blick auf das Starterfeld muss Erhan Baz nicht lange überlegen, wen er in den Topf der Top-Favoriten wirft: das Judo-Team Hannover, den Absteiger aus der 1. Bundesliga, und traditionell den ehemaligen Erstligisten TSV Bayer 04 Leverkusen, bei dem die Mannschaft von Trainer Mohsen Ghaffar am Samstag (18. März, 16 Uhr) ihren Saison-Auftaktkampf bestreiten wird. Aber wenn er so auf die übrigen drei Kontrahenten schaut – das Judo-Team Holten, den Braunschweiger JC und 1. JC Mönchengladbach –, kommt der Koriouchi-Chef auch zu dem Schluss, dass „alles eng beieinander liegen wird“.
Liam Herrmann hat den JC Koriouchi Richtung 1. Bundesliga verlassen
Erhan Baz ist ohnehin sehr gespannt, wie sich das etwas veränderte Gelsenkirchener Team schlagen wird, in dem nicht mehr Leichtgewichtler Liam Herrmann steht. Der 66-Kilo-Athlet hat sich dem Erstligisten Remscheider Judo-Team angeschlossen. „Das tut echt weh und ist sehr schade“, sagt er und ist auch ein bisschen überrascht, dass der Kieler innerhalb Nordrhein-Westfalens den Verein gewechselt hat.
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Weitere Komplikationen für die Saisonplanung des JC Koriouchi sind, dass sich 100-Kilo-Mann Lex Janssen beim Rugby eine schwere Kopfverletzung zugezogen und ein Judo-Verbot erhalten hat. „Er hat sehr gute Techniken und hätte alle geschlagen“, sagt Erhan Baz über den 28-jährigen Niederländer, der schon länger auf der Gelsenkirchener Meldeliste steht, aber ein doch seltener Gast gewesen ist. Und im Halbmittelgewicht, der 81-Kilo-Klasse, wird der Kapitän ein seltener Gast sein, wenn überhaupt: Christian Hellinger. „Er ist beruflich sehr eingespannt. Es wird schwierig, diese Lücke zu schließen“, sagt Erhan Baz.
Der JC Koriouchi will auf Kämpfer aus den eigenen Reihen setzen
Neu im Team des JC Koriouchi sind unter anderem der tadschikische 60-Kilo-Mann Abdullo Azizov (20), der aber, weil er schon seit mehr als sechs Jahren in Deutschland lebt, keinen Ausländerplatz belegt, der niederländische 73-Kilo-Kämpfer Lennart Most (22), der iranische 90-Kilo-Mann Mohammad Reza Kaghazchi (30) und auch Präsidenten-Sohn Mikail Baz. Logisch: Papa Erhan wird sehr genau hinschauen, wie sich der 23-jährige Schwergewichtler (+100 Kilo) in seiner ersten Zweitliga-Saison schlagen wird.
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Apropos: Ohnehin verfolgt der der Judo-Club Koriouchi den Weg, auf Kämpfer aus den eigenen Reihen zu setzen. „Da hat Mohsen in den vergangenen Jahren schon super Arbeit geleistet“, lobt Erhan Baz den Trainer. „Es ist doch umso erfreulicher, wenn immer mehr Gelsenkirchener dabei sein.“
Erhan Baz: „Es gibt für uns momentan keine Reize, in der 1. Bundesliga zu kämpfen“
Die vermeintliche Gemütlichkeit, die die Saison 2023 bescheren soll, bedeutet jedoch nicht, dass der JC Koriouchi fünfmal mit einem Schlendrian antreten wird, obwohl klar ist, dass am Ende nicht der Aufstieg stehen wird, auf den der Meister laut Statuten des Deutschen Judo-Bundes verzichten darf – wie Leverkusen in der Saison 2022. „Wir wollen trotzdem jeden Kampf gewinnen“, sagt Präsident Erhan Baz. „Und wir wollen die Mannschaft auch nicht demotivieren. Aber jeder weiß, wie stark die 1. Liga besetzt ist. Das ist eine andere Hausnummer, und da bräuchten wir hier andere Rahmenbedingungen.“
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Zum Beispiel ein eigenes Dojo, wie es etwa in Witten die Sport-Union Annen hat, also eine eigene Judo-Halle. „Es gibt für uns momentan keine Reize, in der 1. Bundesliga zu kämpfen. Da ist der Sinn des Aushängeschildes sehr begrenzt“, betont Erhan Baz, der auch weiterhin von Ali Alimirzaei unterstützt wird, der nach der vergangenen Saison als Manager zurückgetreten ist. „Das kostet überall mehr Geld, aber du hast nicht mehr Einnahmen.“