Gelsenkirchen. „Kiki“ spielt nicht nur in der Offensive Line, sondern trainiert auch die Ladies, bei denen seine Freundin Shirin spielt.

Sein Spitzname „Kiki“ lässt nicht gerade erahnen, dass es sich um ein echtes Kraftpaket handelt, doch auf dem Spielfeld sieht die Sache dann schon anders aus: Christian Reck zählt bei den American Footballern der Gelsenkirchen Devils zu den Kraftpaketen.

American Football ist für den Gelsenkirchener „schöner Ausgleich“

Seit über zehn Jahren trägt der Routinier, der als Führungskraft bei ThyssenKrupp in verantwortungsvoller Position arbeitet, das rot-weiße Trikot der Gelsenkirchener.

„American Football ist für mich ein schöner Ausgleich“, sagt der Offensive Line-Spieler im Gespräch mit der WAZ. Angefangen hat Reck ganz klassisch mit Fußball.

„Ich war bei Horst 08 in der vierten Mannschaft. Wir hatten uns damals von der Kreisliga C bis in die Kreisliga A hochgespielt, aber irgendwie war es immer das gleiche. Ich wollte einfach eine neue Herausforderung.“

Interesse wurde beim TV-Schauen geweckt

Beim Fernsehen entdeckte Christian Reck dann sein Interesse am Football. „Irgendwann habe ich ein Play-Off-Spiel der NFL gesehen und fand das interessant. Über einen guten Freund, der damals in der Jugend der Gelsenkirchen Devils aktiv war, habe ich dann den Kontakt zum Football-Team geknüpft. Ich bin zum Tryout gegangen, habe jede Position durchprobiert und hatte schon eine Vorstellung, was ich machen wollte. Der Ausdauer-Fanatiker bin ich nun wirklich nicht“, sagt „Kiki“ mit einem Lachen.

Von Gelsenkirchen nach Langenfeld und zurück

Vor ein paar Jahren wagte Christian Reck den Schritt zu einem anderen Verein und trug zwei Jahre lang das Trikot der Langenfeld Longhorns.

„Das war sportlich interessant. Wir haben mit Langenfeld in der 2. Bundesliga gespielt. Die Devils waren damals in der Regionalliga. Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Mir ging es um die sportliche Herausforderung“, blickt er zurück und stellt fest: „Wahrscheinlich hätte ich auch in der 1. Bundesliga spielen können. Aber man muss sich irgendwann auch fragen: Was will ich? Seinen Lebensunterhalt kann man als deutscher Spieler hier im American Football nicht bestreiten.“

Christian Reck, Routinier der Gelsenkirchen Devils. Foto: Pascal Hohen-Hinnebusch.
Christian Reck, Routinier der Gelsenkirchen Devils. Foto: Pascal Hohen-Hinnebusch. © Foto: Pascal Hohen-Hinnebusch

Neben den vier Trainingsstunden, die für die Devils pro Woche anstehen, gesellen sich noch vier Stunden Arbeit im Fitness-Studio hinzu. Hinzu kommen die Verbandsliga-Spiele, wenn die Saison im Frühjahr startet.

Zeitintensive Sportart für Christian Reck

„Das ist schon zeitintensiv“, stellt Reck fest. Bei ihm kommen im Football noch einige Stunden obendrauf. Als Trainer der Devils-Ladies, die in der 2. Bundesliga eine Spielgemeinschaft mit den Mülheim Shamrocks bilden, ist Reck auch im Coach-Bereich eingespannt - und ist dabei auch Trainer seiner Freundin Shirin.

Freundin Shirin beim Football kennengelernt

„Wir haben uns beim Football kennengelernt. Es gab vor Jahren mal eine Aktion in Gelsenkirchen, um die Kneipen zu beleben. Da waren wir mit den Herren- und Damen-Teams der Devils unterwegs: Und zwar in leuchtend roten Jogginganzügen. Dabei haben wir uns kennengelernt.“

Verständlicherweise ist American Football auch in den eigenen vier Wänden ein größeres Thema. „Man kriegt mehr Input über Technik, Taktik oder Dinge, die im Training noch nicht so optimal laufen. Ich habe dabei den Vorteil, dass meine Freundin auf einer Position spielt, die nicht in meinen Coach-Bereich fällt“, schmunzelt Christian Reck, der sich selbst als „sehr diszipliniert“ einstuft und diese Eigenschaft in den drei wöchentlichen Trainingseinheiten auch von seinen Spielerinnen einfordert.

Keine Prognose über Karrierezeit

Der Ladies-Coach sagt mit einem Zwinkern: „Es kann nicht jeder Tom Brady sein, aber das erwarte ich auch gar nicht. Wenn jede alles gibt, ist das schon einmal eine gute Basis. Es gibt viele Gründe, Trainingseinheiten ausfallen zu lassen: Müdigkeit, Stress, lange Arbeitstage. Aber dadurch lasse ich letztlich auch mein Team hängen.“

Wie lange Christian Reck mit fast 33 Jahren noch aktiv Football spielen wird, kann er nicht genau vorhersagen. „Football ist keine körperfreundliche Sportart. Die Belastung ist hoch. Eine feste Grenze, bis zu welchem Alter man Football spielen kann, würde ich nicht setzen. Ich denke, dass man mit 45 Jahren auch noch in der 4. oder 5. Liga mitmischen kann“, sagt der Mann, der mit seinem Motorrad auch schon mal auf die Rennstrecke geht oder die Angel am Karpfenteich auswirft. Sein größter Fang war bisher ein 40-Pfünder. Für American Football wäre das etwas zu leicht...