Gelsenkirchen. Als erster Gelsenkirchener Sportverein ist Chang Hun mit dem Qualitätssiegel zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport ausgezeichnet worden.
„Chang Hun Taekwondo-Do hat im letzten Jahr an einer unserer Infoveranstaltungen zu diesem wichtigen Thema teilgenommen. Da war dem Verein sofort klar: Wir machen das“, sagt Tanja Eigenrauch, die bei Gelsensport als Ansprechpartnerin für das Thema zuständig ist.
Zehn Kriterien müssen zur Aufnahme erfüllt werden
Zur Aufnahme in das Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport müssen insgesamt zehn Kriterien erfüllt werden. Dazu zählen beispielsweise die Sensibilisierung und Qualifizierung der Übungsleitenden des Vereins, die Benennung einer Ansprechperson oder die Vorlage des erweiterten Führungszeugnisses für diejenigen, die regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Chang Hun-Vorsitzender Olaf Kroll ist stolz
„Als Vorsitzender des Vereins bin ich sehr stolz, als erster Verein in Gelsenkirchen ausgezeichnet worden zu sein. Kinder- und Jugendschutz ist für uns sehr wichtig, deshalb war für uns klar, dass wir mit dem Siegel in das Bündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport eintreten wollten, denn es ist auch ein Qualitätssiegel, an dem sich Eltern orientieren können“, bilanziert Olaf Kroll, Vorsitzender von Chang Hun.
Gelsensport-Präsident Klaus Lindner hofft, bis Ende 2024 rund 20 Prozent der Gelsenkirchener Vereine für das Projekt zu gewinnen. „Wenn wir erreichen, dass sich diese Anzahl an Vereinen auf den Weg ins Schutzkonzept machen, dann wären wir schon gut.“
Viel Ankurbel-Arbeit notwendig
Klaus Lindner weiß allerdings, dass viel Ankurbel-Arbeit nötig ist: „Ich habe das Thema kürzlich auf dem Kreisschützentag angesprochen. Das sind die Wege, die wir gehen müssen. Die Fachschaften, wie zum Beispiel Tennis oder Turnen, sollen es auch thematisieren, damit wir es den Vereinen näherbringen können.“
Lindner schiebt nach: „Das Sensibilisieren ist ganz wichtig. Natürlich wissen wir, dass für die Ehrenamtler nochmal eine Schippe an Arbeit drauf kommt. Aber wir stehen mit Rat und Tat zur Seite.“
Sechs Gelsenkirchener Vereine sind aktuell auf dem Weg ins Qualitätsbündnis. „Zwei Vereine wollen Anfang des nächsten Jahres starten“, sagt Katharina Eresch, Koordinatorin des Qualitätsbündnisses zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport.
Durch mehrere Infoveranstaltungen wurde einem Teil der Gelsenkirchener Klubs der hohe Stellenwert des Qualitätsbündnisses zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport näher gebracht. „Ich finde, das ist schon ein gutes Zwischenergebnis“, stellt Eigenrauch fest.
Der Weg ist lang und steinig
Doch der Weg zwischen Erst-Gespräch und Auszeichnung ist lang und zum Teil auch steinig.
Katharina Eresch: „Nach einer Infoveranstaltung dauert es teilweise bis zu einem halben Jahr, bis die Vereine den offiziellen Beschluss, sich auf den Weg zu machen, fassen. Denn gerade in einem ehrenamtlichen System muss vieles mitgedacht werden. Das gilt aber nicht nur für Gelsenkirchen. In anderen Städten ist es ähnlich.“
Kultur der Achtsamkeit entwickeln
Eresch streicht heraus: „Es gilt, eine Kultur der Achtsamkeit zu entwickeln, bei der möglichst viele Aktive und Ehrenamtliche einbezogen werden. Dies kann bis zu zwei bis drei Jahren dauern. Es ist also mehr, als nur bestimmte Regeln einzuführen, beziehungsweise von oben zu verordnen.“
Zumindest ist in Gelsenkirchen mit Chang Hun Taekwondo-Do der Anfang gemacht. Je mehr Vereine in nächster Zeit folgen, desto größer wird der Schneeballeffekt.
Gerade bei Kampfsportvereinen fällt das Vermitteln der Wichtigkeit des Kampfes gegen sexualisierte Gewalt im Sport manchmal leichter. Tanja Eigenrauch erläutert: „In Kampfsportvereinen gibt es ein Werte-Tableau: Fairness, respektvoller Umgang und Wertschätzung werden dort vermittelt und täglich gelebt. Dies kann ein guter Zugang sein.“