Gelsenkirchen/Gladbeck. Partys in Gelsenkirchen: Der Erler SV 08 II, dessen Coach Kamillentee braucht, und Glückauf Hüllen sind in die Fußball-Kreisliga A aufgestiegen.
Als der Schlusspfiff ertönt, geht Michael Czerwinski auf die Knie und hält sich die Hände vors Gesicht. Sofort stürmen seine Spieler auf ihn zu und begießen ihn mit Sekt. Wenige Minuten später werfen sie ihren Trainer grölend in die Höhe. So sieht der erste Teil der Party der zweiten Mannschaft des Erler SV 08 am Sonntagmittag aus. Die Gelsenkirchener haben gerade mit einem 2:0 bei SG Preußen Gladbeck II die Meisterschaft in der Fußball-Kreisliga B 1 und damit den Aufstieg ins Kreisoberhaus klargemacht.
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Ortswechsel. Etwas weiter südlich in Bulmke-Hüllen wird fast zeitgleich ebenfalls gefeiert. Der FC Glückauf Hüllen hat gerade mit einem 5:2 gegen Falke Gelsenkirchen die Meisterschaft in der Kreisliga B 2 geholt. Den Jubelschrei bei Abpfiff beschreibt Glückauf-Spielertrainer Aykut Akyildiz so: „Der war so laut, so was habe ich in meiner Zeit in Hüllen noch nie erlebt.“ Danach gehen auch bei den Hüllern die Bier- und Sektduschen los.
Der FC Glückauf Hüllen hat Vereinsgeschichte geschrieben
Glückauf und Erle 08 II – beide Teams sind zwei Spiele vor Saisonende nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Die Hüller schreiben damit sogar Vereinsgeschichte: Seit der Gründung im Jahr 1964 hatte Glückauf noch nie in der Kreisliga A gespielt. Dass sich das jetzt ändert, freut nicht nur die aktuellen Spieler. „Viele ältere Leute, die früher bei Glückauf gespielt haben, haben uns gesagt, wie stolz sie auf uns sind“, erzählt Spielertrainer Aykut Akyildiz gerührt.
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Er kehrte vor der Saison zu den Hüllern zurück, mit denen er 2019 in die Kreisliga B aufgestiegen war. Obwohl der erneute Aufstieg das erklärte Ziel war, ist Aykut Akyildiz doch beeindruckt: „Dass es so souverän wird, ist stark. Wir haben ja die vergangenen zwölf Spiele alle gewonnen.“ Insgesamt gab sein Team nur vier Punkte ab. Möglich macht dies eine stark besetzte Mannschaft mit erfahrenen Spielern wie Anilcan Mankoc und Marcel Charles Kouakou, die 2019 mit der SG Eintracht 07/12 den Aufstieg in die Bezirksliga knapp verpassten. Dazu kommt mit Aykut Akyildiz ein Spielertrainer, der früher für den VfL Bochum in der A-Junioren-Bundesliga gekickt hat.
Der zweite Mannschaft des Erler SV 080 schafft den Durchmarsch
Dennoch ist der Aufstieg bemerkenswert, denn mit ihren beiden Ascheplätzen können die Hüller bei der Suche nach Neuzugängen nicht punkten. Wie Glückauf trotzdem den Aufstieg geschafft hat? „Das sind alles Jungs, die den Fußball lieben“, sagt Aykut Akyildiz und grinst. „Denen ist es egal, worauf sie spielen. Die würden sogar auf Beton spielen.“ Den Aufstieg feierten die Hüller am Sonntag mit einer großen Grillparty. „Danach sind einige noch ins Bermudadreieck gefahren“, verrät Aykut Akyildiz.
Seine Stimme hört sich am Tag nach der Feier übrigens schon wieder gut an – im Gegensatz zu der von Erles Trainer Michael Czerwinski. Der war mit seiner Truppe am Sonntag nach dem Spiel mit einem Planwagen zurück zum heimischen Forsthaus getuckert, wo die Party weiterging. Am Tag danach ist Michael Czerwinski noch heiser: „Mein Hals brennt, als wäre meine Lunge auf dem Planwagen rausgeflogen“, krächzt der Trainer.
Erles Trainer Michael Czerwinski versucht es mit Kamillentee
Für Michael Czerwinski ist der Aufstieg besonders emotional. Er baute die Erler Reserve 2019 neu auf und stieg im ersten Jahr direkt in die Kreisliga B auf. Nachdem die vergangene Saison coronabedingt abgebrochen worden war, folgte nun der Durchmarsch in die Kreisliga A – mit der starken Bilanz von 27 Siegen aus 28 Spielen. „Die zweite Mannschaft“, schwärmt Michael Czerwinski, „ist mein Baby. 80 Prozent des Teams sind Jahrgang 2000 oder jünger, viele Spieler habe ich schon in der Jugend trainiert. Als der Aufstieg feststand, sind bei vielen von uns Tränen geflossen.“ Gerührt ist Michael Czerwinski aber auch von der Unterstützung des Vereins: Rund 150 Erler Fans begleiteten die Mannschaft am Sonntag nach Gladbeck: „Das ist Vereinsleben pur.“
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Obwohl der Aufstieg feststeht, ist die Saison für die Erler noch nicht erledigt. Am Sonntag steht das Derby bei Eintracht Erle II an. „Am Mittwoch ist normal Training“, verkündet Michael Czerwinski deshalb. Ob er bis dahin seine Stimme zurückkriegt? Der Trainer lacht. „Jetzt gibt’s ein bisschen Kamillentee, dann geht das wieder.“