Schalke. Teil eins des WAZ-Interviews mit dem neuen Gelsensport-Geschäftsführer Marc Kopatz, für den es ein Traumjob ist, und -Präsident Klaus Lindner.

In Marc Kopatz‘ neuem Büro bei Gelsensport erinnert viel an seinen alten Job. An der Wand hängt ein Trikot des deutschen Handball-Nationalspielers Jannik Kohlbacher, gegenüber baumelt eine Medaille der Handball-Nationalmannschaft. Beides hat er vom Deutschen Handballbund bekommen – zum Abschied.

Nach sechs Jahren hat Marc Kopatz den DHB verlassen und ist in seinen Traumjob gewechselt: Geschäftsführer von Gelsensport. Vor gut einer Woche hat er seine Arbeit als Chef des Stadtsportbundes Gelsenkirchen aufgenommen. Dort wird er eng mit Präsident Klaus Lindner zusammenarbeiten. Im Interview erklären sie, wie sie Gelsensport verändern wollen. Zudem verrät Marc Kopatz, warum er stets von einer Führungsposition im Sport geträumt hat.

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Herr Kopatz, wie war Ihre erste Woche als Geschäftsführer?

Marc Kopatz Es waren sehr viele Eindrücke, ich musste direkt präsent sein. Wir hatten einige interne Termine, außerdem stand die Einrichtung der Aufnahmestelle für Flüchtlinge aus der Ukraine in unseren Räumlichkeiten an. Da wollten wir natürlich sofort helfen, da müssen schnell Entscheidungen getroffen werden. Ich war mit viel Elan und Spaß dabei.

Warum haben Sie sich auf die Geschäftsführer-Stelle beworben?

Kopatz Ich habe eine Gelsensport-Vergangenheit. Ich habe mit Praktikum und Ausbildung hier angefangen. Ein paar Jahre nach dem Studium bin ich zum DHB gegangen, war aber parallel ehrenamtlich in der Sportjugend von Gelsensport aktiv. Dadurch habe ich den Kontakt hierhin nie verloren. Außerdem war es immer mein Ziel, im organisierten Sport zu arbeiten. Und da ist es das Höchste, was ich erreichen kann, einen Sportbund zu leiten. Deshalb ist diese Stelle genau das, wonach ich gesucht habe.

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Sie leiten die Handball-Abteilung der TSG Kirchhellen und haben vorher beim DHB gearbeitet. Ist es für die Hallensportler ein Vorteil, dass der neue Geschäftsführer Gelsensports ein Handballer ist?

Kopatz Ich sehe die Sportvereine und Sportanlagen als eins an, egal, ob sie aus der Richtung der Sporthallen, der Sportplätze oder der Schwimmbäder kommen. Man muss sich in dieser Position neutral verhalten und für alle Sportarten offen sein. Zudem bin ich nicht nur Handballer, sondern war früher auch Schwimmer und spiele nebenbei Badminton. Ich bin flexibel.

Apropos Sportplätze und Sporthallen. Die sind in Gelsenkirchen sehr marode. Wie wollen Sie dieses Problem angehen?

Kopatz Es gibt verschiedene Bauprojekte, die auf den Weg gebracht werden müssen. Ich muss mir aber erst mal ein genaues Bild machen. Generell denke ich, dass wir wieder mehr in die Dienstleisterrolle für die Vereine kommen müssen. Dass wir eine Servicezentrale als Anlaufstelle für die Vereine aufbauen und die Vereine stärker in den Fokus rücken.

Klaus Lindner Wenn ich dazu auch etwas sagen darf: Ich würde mir wünschen, dass die Koordination besser klappt. Ich stelle fest, dass die Koordinierungsprozesse schlecht sind.

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Koordinierung zwischen wem? Zwischen Gelsensport und der Stadt?

Lindner Ja, und generell in der Verwaltung. Es gibt sehr viele Stellen, die an bestimmten Sachen mitarbeiten. Das liegt dann erst bei einem Sachbearbeiter auf dem Tisch, der aber verständlicherweise noch andere Sachen zu tun hat. Nach einer Woche gibt er sein Okay, und dann muss der nächste sein Okay geben. So gehen drei, vier, fünf Wochen ins Land. Das muss man besser koordinieren.

Kopatz Genau das ist unsere Aufgabe: So einen Koordinationsweg zu finden und solche Prozesse unbürokratischer und schneller voranzubringen.

Lindner Wir versuchen immer, in Gesprächen mit der Verwaltung eine Lösung zu finden. Aber wir müssen dann auch eine finden. Wir müssen lösungsorientiert arbeiten und nicht problemorientiert. Bisher haben wir problemorientiert gearbeitet.

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Aber noch mal zurück zum Zustand der Sportanlagen. Fußballvereine fordern immer wieder mehr Kunstrasenplätze.

Lindner Klar, Kunstrasen ist modern. Auf der anderen Seite birgt er auch enorme Folgekosten. Nach rund zwölf Jahren sind für die Modernisierung 250.000 Euro nötig. Dafür brauchen wir eine Rücklage in der Sportpauschale. Die Sportpauschale beläuft sich auf etwa 870.000 Euro im Jahr. Da kann nicht immer erwartet werden, dass für 700.000 Euro jedes Jahr ein Kunstrasenplatz gebaut wird. Wir haben neben den 52 Fußballvereinen auch noch 150 andere Sportvereine.

Kopatz Die Sportlandschaft hat sich auch verändert, weg vom Vereins- und hin zum Individualsport. Es ist nicht nur unsere Aufgabe, die Sportanlagen zu verwalten, sondern wir haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag: Was können wir für bestimmte soziale Gruppen anbieten?

Lindner Wir müssen da kontrovers diskutieren. Ein Beispiel ist: Kann man alle Sportanlagen aufrechterhalten? Wir können nicht jedem Sportverein eine eigene Anlage zur Verfügung stellen. Wenn wir etwas weniger Anlagen hätten, um die wir uns kümmern müssten, wären die vielleicht auch in einem besseren Zustand.

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Wie wäre es mit multifunktionalen Kunstrasenplätzen, die für mehrere Sportarten geeignet sind?

Lindner Angedacht ist das im Moment noch nicht, weil das von der Belegung nicht passt. Aber wir müssen in solche Richtungen denken.

Herr Kopatz, Sie begeben sich jetzt ja in ein Spannungsfeld. Wie schwierig wird es, zwischen Vereinen und Verwaltung zu vermitteln?

Kopatz Das ist natürlich Jonglage. Zunächst ist es ja so, dass wir für die Vereine da sind. So steht es in unserer Satzung. Aber wir haben auch einen Vertrag mit der Stadt, den wir erfüllen müssen. Das muss man versuchen, übereinander zu kriegen.