Gelsenkirchen. Teil zwei des WAZ-Interviews mit Gelsensport-Geschäftsführer Marc Kopatz und -Präsident Klaus Lindner, die auch an eine Neugestaltung denken.

Das Modell Gelsensport steht vor einer ungewissen Zukunft. In der Politik wurde gar über eine Auflösung diskutiert, Reformen fordern fast alle. Aktuell führt das Unternehmen Pricewaterhouse-Coopers (PwC) eine Organisationsanalyse durch, die als Entscheidungsgrundlage dafür dienen soll, wie es mit Gelsensport weitergeht. Präsident Klaus Lindner und Geschäftsführer Marc Kopatz haben klare Vorstellungen.

Stimmt es, dass die Laufzeit des neuen Vertrags zwischen Gelsensport und der Stadt um drei Jahre gekürzt worden ist? Das soll Thema im nicht-öffentlichen Teil des Sportausschusses gewesen sein.

Lindner Ja, der Vertrag hätte sich Ende 2022 automatisch um fünf Jahre verlängert, wenn er nicht ein Jahr vorher gekündigt worden wäre. Der Vertrag wäre also bis Ende 2027 gegangen. Jetzt gilt er aber nur bis Ende 2024.

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Marc Kopatz: „Das ist sicherlich eine große Herausforderung“

Die Verkürzung hängt auch damit zusammen, dass noch unklar ist, wie es mit Gelsensport weitergeht. Wann rechnen Sie mit Ergebnissen der Organisationsanalyse?

Lindner PwC will im Juni fertig sein. Sie werden sich jetzt ein Bild der Abläufe machen und feststellen, wo es vielleicht Schwachstellen gibt. Ende April, Anfang Mai wird es einen Zwischenbericht geben. Und dann arbeiten sie einen Optimierungsvorschlag aus, der politisch beraten wird.

Und wenn dabei herauskommt, dass alles schlecht läuft, hat sich Gelsensport Ende 2024 erledigt?

Lindner Das wird die Politik entscheiden.

Erhöht das den Druck?

Kopatz Das ist sicherlich eine große Herausforderung. Wichtig ist in dem ganzen Prozess, dass die vielfältigen Aufgaben, die Gelsensport innerhalb der gesamten Stadtgesellschaft übernommen hat, beachtet und berücksichtigt werden. Gelsensport ist mehr als nur Sportverwaltung. Möglicherweise steht am Ende ein neues vertragliches Verhältnis.

Klaus Lindner: „Wichtig ist, dass die Kompetenzen gebündelt werden“

Lindner Es gibt ein paar Kerndinge, die eine neue Vereinbarung mit der Stadt beinhalten muss. Die Vereine kriegen zum Beispiel einen finanziellen Zuschuss für die Platzpflege. Das ist eine vertraglich gesicherte Leistung der Stadt, und die muss es auch zukünftig für den Vereinssport geben. Dazu gehört auch die Befreiung von Hallennutzungsgebühren. Wenn diese Leistungen nicht vertraglich gesichert sind, würden es freiwillige Leistungen der Stadt sein. Sie könnten im Rahmen eines Haushaltssicherungsgesetzes gestrichen werden.

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Das heißt: Wenn der Vertrag ausläuft, wird es diese Leistungen nicht mehr geben?

Lindner Die würde es vielleicht geben, aber es kann sein, dass es nur für ein Jahr ist. Die Leistung wäre jedes Jahr im Haushalt kürzbar. Bei vertraglichen Leistungen ist das nicht so. Uns ist wichtig, dass die Sportvereine in Gelsenkirchen abgesichert sind und die Koordinierung funktioniert.

Was schwebt Ihnen denn da so vor?

Lindner Hier gibt es sicher viele Möglichkeiten zur Neugestaltung. Wichtig ist, dass die Kompetenzen gebündelt werden, um schneller agieren zu können. Hierzu werden wir zu gegebener Zeit – gemeinsam mit der Politik und der Verwaltung – in den Austausch gehen und Vorschläge unterbreiten. Auf keinen Fall darf es einen Rückschritt in die Sportverwaltung der 90er Jahre geben. (AA/AHa)