Gelsenkirchen. Fast neun Monate ist Klaus Lindner Präsident von Gelsensport. Er erzählt, was ihn in der Anfangszeit geärgert hat und welche Pläne er verfolgt.

Manchmal dauert es Klaus Lindner zu lange. Eigentlich ist er es gewohnt, Probleme direkt anzugehen und zu lösen. So kennt es der 67-Jährige aus seiner jahrelangen Arbeit als Vorsitzender des BSV Buer-Bülse. Seit fast neun Monaten ist Lindner nun Präsident des Stadtsportbunds Gelsensport – und hat bereits gemerkt: So schnell wie im Verein geht‘s in der Sportpolitik nicht.

„Ich scharre mit den Hufen, bleibe aber oft auf der Stelle stehen, weil bestimmte Zwänge da sind. Die Verwaltungsprozesse verlangsamen die Arbeit“, schildert Lindner eines der Probleme in seiner Anfangszeit bei Gelsensport. Trotzdem hat Lindner bereits erste Projekte gestartet.

Gelsensport-Präsident: Mehr Geld für Modernisierung

Schimmel in den Kabinen, Löcher in den Wänden, kaputte Drainagen: Dies sind nur einige Mängel auf Sportanlagen, von denen die Vereine immer wieder berichten. Lindner hat der Politik deshalb vorgeschlagen, drei bis vier Millionen Euro in den Haushalt einzustellen, um längst überfällige Modernisierungsarbeiten voranzubringen. Als Grund für den schlechten Zustand hat Lindner die dünne Personaldecke im städtischen Hochbau- und Liegenschaftsamt ausgemacht. Es gebe zu wenig Planer, um die Arbeiten zu bewältigen. Lindner schlägt deshalb vor, Projekte von externen Firmen planen zu lassen. Dies sei zwar teurer, gehe aber auch schneller.

Brennpunkte aus dem Sport in Gelsenkirchen:

Als Beispiel nennt Lindner den Bau des Kunstrasenplatzes in Heßler: „Der wurde extern geplant und es ging viel schneller als sonst.“ Politik und Stadt haben bisher allerdings noch nicht auf Lindners Vorschlag reagiert. Dennoch will der Präsident dranbleiben: „Entweder wir stellen die Summe in den Haushalt ein oder wir warten noch zig Jahre. Aber wie lange wollen wir warten? Wenn ich will, dass die Anlagen in Ordnung sind, muss ich auch investieren“, betont er. „Das ist kein Vorwurf an die Stadt, es gibt genug andere Probleme, die Vorrang haben. Aber man darf den Sport nicht verachten.“

Für den Gelsenkirchener Sport gibt es eine Mängelliste und bald eine App

Vor einigen Monaten bat Gelsensport die Vereine darum, eine Liste mit den jeweiligen Mängeln auf ihren Sportanlagen einzureichen. Diese Listen hat Gelsensport mittlerweile zu einer großen Übersicht zusammengefügt, abgearbeitet wurde allerdings noch nichts. „Wir stimmen uns gerade mit der Bauverwaltung ab, um aus der Übersicht eine Prioritätenliste zu erarbeiten“, sagt Lindner. Diese Prioritäten stimme er auch mit dem Fußballkreis ab.

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Transparenz ist Lindner sehr wichtig. Deshalb brachte er zuletzt die Entwicklung einer Gelsensport-App voran. Diese soll jedoch nicht nur als digitale Informationsplattform für alle Sportler dienen, sondern auch spezielle Funktionen für Vereine bieten. So soll es etwa möglich sein, Gruppenchats für Vereinsmitglieder einzurichten und damit die gängigen Whatsapp-Gruppen zu ersetzen. „Außerdem können die Vereine eigene Sponsoren finden und damit Geld sammeln“, ergänzt Lindner. Die App soll noch in diesem Jahr fertig werden und hat laut Lindner zwei große Vorteile: „Wir verbessern damit den Informationsfluss in den Vereinen und unsere Kommunikation mit den Vereinen.“

Warum Gelsensport eine Satzungsänderung plant

Um schneller Entscheidungen treffen zu können, setzt sich Lindner dafür ein, dass Gelsensport im Sportausschuss aktueller über anstehende Dinge und Anregungen berichten kann. So könnte Gelsensport Anträge durch die Politik auf den Weg bringen. Momentan gibt es diese Möglichkeit nicht. „Wenn wir als Gelsensport eine Idee haben, muss das immer über die Stadt gehen. Diesen Umweg wollen wir ausschließen“, erklärt Lindner. Er wünscht sich einen „runden Tisch mit allen demokratischen Parteien“, um über gemeinsame Ziele und Lösungsvorschläge im Sport zu sprechen.

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Bis Anfang 2023 will Lindner mit dem Präsidium einen Entwurf für eine Satzungsänderung vorlegen. „Die bisherige Satzung ist teilweise nicht aussagekräftig genug. Hier müssen wir etwa die Zuständigkeiten klar regeln“, stellt Lindner fest. Zudem will er auch das Stimmrecht überarbeiten. Da sowohl aktive als auch passive Mitglieder zählen, hat allein Zweitliga-Bundesligist FC Schalke 04 als größter Mitgliedsverein über 750 Stimmen. Der Klub könnte Wahlen daher theoretisch allein entscheiden. In der Praxis hält sich der Verein aber neutral. Über die Satzungsänderung sollen die Vereine bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abstimmen.