Resse. Der schnelle Aufstieg hatte Folgen. Mit einer neuen Mannschaft soll endlich der Grundstein für mehr Kontinuität bei Viktoria Resse gelegt werden.

Der überraschende Aufstieg in die Fußball-Westfalenliga vor vier Jahren war für Viktoria Resse ein Segen und ein Fluch zugleich. Ein Segen, weil der relativ kleine und junge Verein aus dem Gelsenkirchener Nordosten über Nacht mit den einstigen Zweitligisten SpVgg. Erkenschwick und DSC Wanne-Eickel sportlich auf Augenhöhe agierte.

Und ein Fluch, weil die Infrastruktur der Viktoria so schnell nicht mitgewachsen war und die besten Spieler ihrer gewachsenen Mannschaft auf einmal im großen Schaufenster standen - und von den zahlungskräftigeren Vereinen verpflichtet wurden.

Seit dem sofortigen Wiederabstieg in die Landesliga haben die Resser große Mühe, wieder Kontinuität in ihren Kader zu bekommen. Besonders heftig war der Aderlass vor einem Jahr, als fast die komplette Mannschaft den Emscherbruch verließ. Der damals neue Trainer Frank Kandsorra stand vor dem Nichts. Er musste mit seinem völlig neuformierten Team in der vergangenen Saison wohl nur deshalb nicht den Gang in die Bezirksliga antreten, weil es aufgrund der Corona-Pandemie keine sportlichen Absteiger gab.

Viktoria Resse stand zum Zeitpunkt des Lockdowns an letzter Stelle der Tabelle

Zum Zeitpunkt des Lockdowns standen die Resser an letzter Stelle der Tabelle. Kandsorra musste trotzdem Zuversicht ausstrahlen. „Die Mannschaft hat sich stets gesteigert, so dass ich uns zum Abbruch als konkurrenzfähig gesehen habe“, sagt er rückblickend.

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„Der Klassenerhalt auf sportlichem Wege wäre sicherlich ein hohes Ziel, aber meiner Meinung nach wäre er machbar gewesen.“ In diesem Frühjahr gab es bei der Viktoria abermals ein buntes Treiben auf dem Transfermarkt, auch wenn es nicht ganz so heftig ausfiel wie 2020. „Ich hätte mit jedem der Abgänge gerne weitergearbeitet, vor allem werde ich die Jungs menschlich vermissen, da wir bis zum Schluss einen guten Spirit in der Kabine hatten“, sagt Kandsorra.

Viktoria geht mit ganz junger Mannschaft an den Start

Bei der Suche nach Zugängen haben sich die Resser vor allem nach Spielern umgeschaut, die jung und entwicklungsfähig sind. Vier von ihnen spielten in der vergangenen Saison in überkreislichen A-Junioren-Teams. Die neue Mannschaft geht mit einem Durchschnittsalter von unter 23 Jahren an den Start.

„Ob wir uns gegenüber der vergangenen Saison verbessert haben, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten, sondern erst nach mehreren Wochen gemeinsamer Arbeit auf dem Platz“, sagt Frank Kandsorra. Eines wird er jedenfalls nicht machen: „Ich werde keinen unserer Zugänge unnötig unter Druck setzen.“

Schmerzhaftes Wiedersehen: Das Testspiel gegen die Sportfreunde Wanne mit Ex-Viktoria-Trainer Frank Conradi verloren die Resser.
Schmerzhaftes Wiedersehen: Das Testspiel gegen die Sportfreunde Wanne mit Ex-Viktoria-Trainer Frank Conradi verloren die Resser. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Für ihn stehen zunächst zwei Anliegen im Vordergrund: Das schnelle Zusammenwachsen auf und neben dem Platz sowie das Schaffen physischer Grundlagen, um in der Staffel 3 der Landesliga konkurrenzfähig zu sein. „Wenn dich letztlich der Lockdown in der Liga gehalten hat, dann ist es aus meiner Sicht gesund, kleine Brötchen zu backen“, äußert sich Frank Kandsorra, wenn man ihn nach den Erwartungen an die Saison 2021/22 fragt. „Am Ende“, so fügt er hinzu, „wollen wir die Liga sportlich halten.“

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Borkowitz macht das Arbeiten großen Spaß

Frank Borkowitz, der neue Sportliche Leiter und damit Nachfolger der Vereins-Ikone Peter Colmsee, ist überzeugt davon, dass es diesmal auch ohne Corona-Hilfe von außen zum Klassenerhalt reichen wird. „Man hat schon nach den ersten Trainingseinheiten gesehen, dass Qualität in der Mannschaft vorhanden ist“, sagt er. „Das sind wissbegierige Jungs, mit denen das Arbeiten richtig Spaß macht.“ Auch er hofft, dass mit der neuen Truppe endlich der Grundstein für mehr Kontinuität in Reihen der Viktoria gelegt werden konnte.

Viktoria vor der Saison 21/22: Alle Namen, alle Personalien

Zugänge: Linus Adlung (VfB Hüls), Altan Koca (Sportfreunde Bulmke), Janik Bröcker, Maurice Pagels (beide SV Vestia Disteln), Murat Balikci (SG Wattenscheid 09 A-Junioren), Alper Daglioglu, Lennart Rednos (beide TSV Marl-Hüls A-Junioren), Benedikt Ressin (FC Brünninghausen A-Junioren), Christoph Körner (eigene A-Junioren).
Abgänge: Timurzin Güzel, Oguzhan Kalayci (beide SV Horst 08), Mikail Birbir (SC Hassel), Robin Albrecht (FC Marl), Patryk Beczkowski, Daniel Spielhoff, Matthias Büch (alle 1. SC Blau-Weiß Wulfen), Mohammed El Kasmi (FC Kray), Devon Rode (A.S.C. Leone), Hendrik Rupieper (eigene 2. Mannschaft), Adem Kurti (Ziel unbekannt).

Der Kader für die Saison 2021/22:

Tor: Florian Altmeyer, Christoph Körner.

Abwehr: Linus Adlung, Janik Bröcker, Alper Daglioglu, Patrick Herkt, Halil Kilicalp, Cedric Köppen, Maurice Pagels, Philipp Winkler.

Mittelfeld: Erdi Can Aydemir, Baris Aydin, Burak Aydin, Murat Balikci, Kevin Englich, Altan Koca, Lennart Rednos, Benedikt Ressin.

Sturm: Lokman El-Kasmi, Devran Özdemir, Fabio Schmitz.

Trainer: Frank Kandsorra (seit 1. Juni 2020, löste Frank Conradi ab).

Co-Trainer: Kamal Ramadan (seit 1. Juli 2020).