Gelsenkirchen. Erhan Baz, Präsident des JC Koriouchi, fieberte bei den Olympischen Spielen mit seinem ehemaligen Schützling mit und ist mächtig stolz.
Ein bisschen Silber für Gelsenkirchen: Bei den Olympischen Spielen in Tokio holte der ehemalige JC Koriouchi-Judoka Saeid Mollaei die Silbermedaille in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm.
Final-Niederlage gegen Japaner Nagase
Im Finale musste sich der 26-Jährige, der für die Mongolei antritt, dem Japaner Takanori Nagase geschlagen geben. „Wir sind trotzdem alle total stolz auf ihn“, sagt Erhan Baz.
Der Präsident des Gelsenkirchener Judo-Zweitligisten JC Koriouchi kann sich noch gut an die Zeit erinnern, in der Mollaei für sein Team antrat.
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Erinnerungen an die Zeit in Gelsenkirchen
„2018 hat Saeid für uns gekämpft. Das war zu dieser Zeit schon ein richtig guter Junge, aber jetzt ist er natürlich noch erfahrener und besser. Saeid war Sportler des Jahres hier bei uns in Gelsenkirchen, hat später dann den Weltmeister-Titel geholt und es insgesamt sehr schwer gehabt, weil da nicht-sportliche Dinge eine große Rolle spielten“, fasst Erhan Baz zusammen.
Was war passiert? Saeid Mollaei erhielt 2019 während der Judo-Weltmeisterschaften in Tokio zwei Anrufe des Sportministeriums seiner Heimat Iran.
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Androhung von Konsequenzen
Der Titelverteidiger sollte sich unter Androhung von Konsequenzen aus dem Turnier zurückziehen.
Grund: Mollaei hätte im Verlauf des Wettkampfs auf einen israelischen Kontrahenten treffen können. Iranische Sportler sind aber dazu angehalten, solche Duelle zu boykottieren. Mollaei widersetzte sich der Anordnung, schied aber im Halbfinale aus, ohne auf den späteren israelischen Weltmeister Sagi Muki zu treffen. Mittlerweile sind die beiden gute Freunde.
Seit 2019 mit Pass der Mongolei
Nach der Weltmeisterschaft setzte sich Saeid Mollaei aus Angst vor Konsequenzen nach Deutschland ab und nahm 2019 die Staatsbürgerschaft der Mongolei an.
„Saeid hat sich einbürgern lassen. Bei der letzten WM ist er früh ausgeschieden. Aber jetzt hat Saeid zu seiner alten Form zurückgefunden. Bei Olympia haben unsere Judoka alle mit ihm mitgefiebert. Obwohl er nicht mehr für uns antritt, ist die Bindung da“, erklärt Erhan Baz und hofft, ihn bald noch persönlich beglückwünschen zu können. Möglicherweise im nächsten Jahr beim Grand Slam in Düsseldorf.
Riesen-Erfolg für Ex-Gelsenkirchener
Dass es im Finale gegen den Japaner Takanori Nagase nicht zu mehr reichte, hat sich für Erhan Baz relativ früh abgezeichnet.
„Die Hoffnung, dass Saeid Gold holen könnte, habe ich relativ für verloren“, stellt er fest und liefert die Begründung gleich hinterher: „Ich glaube, Saeid war mit der Silbermedaille zufrieden. Diesen unbedingten Siegeswillen, auch noch Gold zu holen, habe ich im Finale bei ihm etwas vermisst. Aber auch mit der Silbermedaille ist die Olympia-Teilnahme für ihn ein Riesen-Erfolg.“
Für den JC Koriouchi kann die Silbermedaille des ehemaligen Judoka Mollaei durchaus eine Anschubwirkung haben.
„Sportliche Erfolge sind natürlich immer hilfreich. Wir haben aktuell 120 Vereinsmitglieder und wollen die Kids so viel wie möglich fördern“, skizziert Erhan Baz, „wenn ein ehemaliger Judoka von uns bei Olympia Silber holt, dann kann das sicherlich einen Werbeeffekt für unsere Sportart haben.“
Große Ziele mit JC Koriouchi
Erhan Baz hat mit dem JC Koriouchi jedenfalls einiges vor. „Unser Ziel ist es, in Gelsenkirchen künftig wieder eine wichtige Anlaufstation und Talentschmiede zu werden und dazu wieder in die Bundesliga zurückzukehren.“
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Ein Judoka der Kategorie Mollaei ist allerdings für JC Koriouchi nicht in Sicht. Erhan Baz sagt mit einem Augenzwinkern: „Heute wäre Saeid Mollaei für unseren Verein längst nicht mehr bezahlbar.“