Buer. Eigentlich hatte „Mo“ Bouharrou seinen Vertrag als Trainer der SSV Buer II verlängert – dann kam es zur Trennung. Nun spricht er über die Gründe.

Es wirkt schon grotesk, wenn ein Trainer-Duo, das den Tabellendrittletzten des Vorjahres übernommen hat und ihn in der folgenden Saison überraschend an die Spitze führt, den Hut nehmen muss. So geschehen vor kurzem bei der SSV Buer II in der Fußball-Kreisliga A. Noch erstaunlicher klingt die Geschichte, wenn man weiß, dass Anfang Februar die Verträge mit Tobias Hennemann und Mohamed „Mo“ Bouharrou um ein Jahr verlängert wurden.

Nicht einmal zwei Monate später war alles hinfällig. Der Grund: Mohamed „Mo“ Bouharrou hatte sich in dieser Zeitung kritisch über die Sinnhaftigkeit eines möglichen Aufstiegs einer Zweitvertretung in die Bezirksliga geäußert. Die WAZ fragte bei Mohamed Bouharrou nach, was er heute dazu zu sagen hat.

Herr Bouharrou, wie blicken Sie mit etwas Abstand die Trennung zurück?

Mohamed Bouharrou: Unmittelbar nach dem Zeitungsartikel kam von den Verantwortlichen der SSV Buer erst einmal nichts, erst nach über einen Monat. Ich habe auch Buers Vorsitzenden Marcel Denneborg gegenüber erklärt, dass wir uns als zweite Mannschaft nicht mit Erstvertretungen vergleichen können. In diesen Klubs ist das nötige Geld vorhanden, um neue Spieler zu holen, auch Spieler unserer Mannschaft. Diesen Wettbewerb aufrecht zu erhalten, würde für uns in der Bezirksliga sehr schwierig werden.

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Was wäre für Sie die sinnvollere Alternative?

Jedes Jahr mit guten Leistungen im oberen Tabellenbereich der Kreisliga A mitzumischen und Spieler, die uns verlassen, durch Jungs aus dem eigenen Nachwuchs zu ersetzen - das wäre für mich der richtige Weg gewesen.

Damit stießen Sie aber bei Marcel Denneborg auf Widerstand.

Er sagte mir abschließend, dass er mit aller Macht in die Bezirksliga aufsteigen will und dass er plant, diesen Weg mit zwei neuen Leuten, mit Andreas Blaumann und Manfred Freitag, zu gehen.

Wie sehen Sie Ihr Engagement bei der SSV Buer II im Nachhinein?

Tobias Hennemann und ich haben aus einer Trümmermannschaft ein funktionierendes Team geformt. Wir sind als Abstiegskandidat in die Saison gegangen und haben uns früh an die Tabellenspitze gesetzt und diese danach bis zum Lockdown Ende Oktober nicht mehr abgegeben. Was will man noch mehr? Tobias Hennemann und ich haben gute Arbeit geleistet.

Wie geht es jetzt mit Tobias Hennemann und Ihnen weiter?

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Tobias Hennemann hatte zwei Angebote aus dem Kreis Gelsenkirchen, aber er hat mir mitgeteilt, er entspannt sich jetzt erst einmal ein bisschen. Es war ja so etwas von undankbar, was in Buer passiert ist, deshalb möchte er in diesem Jahr erst mal keine Mannschaft übernehmen. Bei mir sieht es so aus, dass ich das eine oder andere Angebot bekommen habe, aber sie waren mir nicht lukrativ genug. Es macht für mich nur Sinn, ob mit Tobias Hennemann oder ohne ihn, wenn es perspektivisch absehbar ist, eine Mannschaft formen zu können. Ich möchte keinen Trümmerhaufen übernehmen. Im Moment bin ich zudem als medizinischer Fachangestellter im Impfzentrum zeitlich stark eingebunden.

Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit in Buer an Erfahrungen mit?

Was ich aus Buer mitnehmen kann, ist erst einmal: Ich traue niemandem mehr. Das Vertrauen ist aufgebraucht. Ich habe während meiner Jahre bei der SSV insgesamt drei Mannschaften trainiert, und das ziemlich erfolgreich. Ich habe bisher an das Gute im Menschen geglaubt, aber in Buer bin ich sehr enttäuscht worden. Bei meinem nächsten Verein sind auf jeden Fall schriftliche Verträge angebracht.

Lesen Sie hier, was der SSV-Vorsitzende Marcel Denneborg zu den Vorwürfen sagt