Buer. Nichts wird es aus Bundesliga-Fußball bei den Damen der SSV Buer. Vielmehr hat es in Gelsenkirchen an der Löchterheide ein Erdbeben gegeben.
„Vision Bundesliga“: So nannten die Verantwortlichen der Damenfußball-Abteilung der SSV Buer vor knapp zwei Jahren ihren Plan, der die erste Mannschaft in zehn Jahren aus der Landes- in die Bundesliga führen sollte. Im Gespräch mit der WAZ erklärten Trainer Marcel Dietzek und Abteilungsleiter Martin Möllenbeck, wie sie das Team nach vorne bringen wollten. Jetzt, fast zwei Jahre später, ist der Bundesliga-Traum vorbei – und die Damenabteilung der SSV erlebt ein Erdbeben: Der Verein hat sich von Marcel Dietzek getrennt, mit ihm verlassen Martin Möllenbeck und viele weitere Spielerinnen und Verantwortliche der Damenabteilung die Löchterheide.
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Über die genauen Hintergründe wollen sich der Vereinsvorstand und Marcel Dietzek nicht äußern. Stattdessen spricht der SSV-Vorsitzende Marcel Denneborg von einer „einvernehmlichen Trennung“, deutet aber auch tiefliegende Probleme an: „Wir als Vorstand sind davon ausgegangen, dass wir uns von unserem Trainer trennen und nicht von einer ganzen Abteilung. Da gibt es sehr viele Verbindungen untereinander. Die Abteilung war quasi ein Verein im Verein“, erklärt Marcel Denneborg, der den Bereich künftig selbst leiten und ihn besser in den Klub integrieren will.
Auch die frühere Nationaltrainerin Steffi Jones ist weg
Die Verbindungen innerhalb der Abteilung spiegeln sich auch in den Abgängen wider: Neben Marcel Dietzeks Trainerteam um Assistent André Emmerich, Torwarttrainern Nadine Sievers und Athletiktrainer Manfred Gallwitz verlassen auch Abteilungsleiter Martin Möllenbeck, die Sportliche Leiterin und frühere Nationaltrainerin Steffi Jones, Marcel Dietzeks Bruder André (bisher Coach der zweiten Mannschaft) sowie die Spielerinnen Sabrina Mallner und Chantalle Blanke (beide Trainerinnen U15-Mädchen) den Verein. Aus dem Landesliga-Team haben sich darüber hinaus bereits fünf weitere Spielerinnen abgemeldet – Tendenz steigend.
Buers Vorsitzender Marcel Denneborg kann deshalb zur Zukunft der ersten Mannschaft, die als klassenhöchstes Team das Aushängeschild des Gelsenkirchener Damenfußballs war, noch nicht viel sagen: „Wir haben viele Gespräche mit den Spielerinnen geführt und warten nun auf die finalen Entscheidungen. Außerdem haben wir Kontakt zu neuen Spielerinnen aufgenommen.“
Mike Nareyka wird neuer Trainer der SSV Buer
Ob das aber reicht, um auch in der neuen Saison in der Landesliga zu spielen, ist fraglich. „Wir machen das davon abhängig, wie die Mannschaft letztlich aussieht“, sagt Marcel Denneborg und fügt hinzu: „Es ergibt keinen Sinn, als Vorstand eine Liga vorzugeben, obwohl die Qualität vielleicht nicht reicht. Wir müssen jetzt abwarten und dann besprechen, in welcher Liga wir spielen. Wir werden alles daransetzen, weiter überkreislichen Fußball in Buer zu bieten.“
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Für welche Spielklasse das Potenzial reicht, wird auch das neue Trainerteam entscheiden. Mit Mike Nareyka übernimmt ein alter Bekannter den Posten des Cheftrainers, der mit den Bueranerinnen 2018 als Assistent von Marcel Dietzek den Aufstieg in die Landesliga feierte.
Weiterhin zwei Damen-Mannschaften? Das ist offen
Ob die SSV Buer weiterhin zwei Damen-Mannschaften stellen kann, ist noch unklar. „Das kommt darauf an, wie viele Spielerinnen letztlich übrigbleiben“, erklärt der Vorsitzende Marcel Denneborg. Ein neues Trainerteam, das den bisherigen Coach der Reserve, André Dietzek, ersetzen kann, habe der Verein aber schon in der Hinterhand.
Im Nachwuchsbereich ist aktuell noch die Zukunft der U 15 offen, die bisher die Spielerinnen der ersten Mannschaft, Sabrina Mallner und Chantalle Blanke, trainierten.
Die U 13- und U 17-Teams bleiben dagegen in Buer. Zudem überlegt der Verein, eine U 11 zu gründen.
Als Co-Trainerin stellt ihm der Klub die ehemalige Bundesliga-Spielerin und frühere U 17-Trainerin Sabrina Dörpinghaus zur Seite. Torwarttrainerin Angela „Angie“ Orzek, die sich bis vor Kurzem um die zweite Damenmannschaft kümmerte, komplettiert das neue Trainerteam. Marcel Denneborg ist mit der neuen Besetzung zufrieden: „Die drei“, betont er, „waren schon bei uns, sind dann aber aus verschiedenen Gründen gegangen. Sie haben Bock, hier was Neues aufzubauen.“
SSV-Vorsitzender Marcel Denneborg ist nicht traurig
Doch was sagt der ehemalige Coach Marcel Dietzek zu seinem abrupten Aus nach zehn Jahren bei der SSV Buer? „Es hat nicht mehr gepasst, der Verein möchte einen anderen Weg einschlagen. Konkreteres möchte ich dazu nicht sagen“, meint er, fügt aber hinzu: „Ich finde es schade, wie der Abgang gelaufen ist. Nach zehn Jahren in Buer hätte ich mir einen vernünftigen Abschied gewünscht. Stattdessen kam das sehr plötzlich. Ich bin Bueraner mit Herzblut, deshalb weint auch mein Herz. Ich wünsche dem Verein weiter viel Erfolg.“ Wohin Marcel Dietzeks Reise als nächstes führt, will er noch nicht verraten: „Ich habe einen neuen Verein, darf dazu aber noch nichts sagen.“
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Klar ist, dass sich die von ihm und Martin Möllenbeck ausgerufene „Vision Bundesliga“ bei der SSV Buer erledigt hat. Der Vorsitzender Marcel Denneborg ist darüber aber nicht traurig, im Gegenteil: „Das war nicht mit dem Hauptvorstand abgesprochen. Als ich das gelesen habe, bin ich fast von der Toilette gefallen.“ Statt von der Bundesliga zu träumen, werden die Rothosen nun erst mal kleinere Brötchen backen müssen.