Buer. . Martin Möllenbeck, stellvertretender Abteilungsleiter der Damen- und Mädchenabteilung der SSV Buer, verfolgt einen Zehn-Jahres-Plan
Von der Dachterrasse der Firma „5Minds“ auf der De-La-Chevallerie-Straße in Buer ist die Aussicht über die Altstadt fantastisch. Hoch hinaus möchte Martin Möllenbeck, einer von drei Geschäftsführern des IT-Unternehmens, das mittlerweile mehr als 60 Mitarbeiter hat, auch mit der SSV Buer. Genauer gesagt: mit der Damen- und Mädchenabteilung des Fußballklubs. Der 49-Jährige ist seit März stellvertretender Abteilungsleiter und formuliert sein Ziel ganz offensiv: die 1. Frauenfußball-Bundesliga soll es werden. Wie dem Team, das gerade den Klassenerhalt in der Landesliga (5. Liga) geschafft hat, das gelingen soll, hat er im Interview verraten. Außerdem spricht Martin Möllenbeck über Ex-Bundestrainerin Steffi Jones und darüber, wie die SSV Buer sogar von Schalke 04 profitieren kann.
Herr Möllenbeck, Sie haben uns verraten, dass Sie Ihre Tochter Emma, die heute zwölf Jahre alt ist, unterstützen werden, damit Sie sich ihren Berufswunsch Fußballerin erfüllen kann. Kann Emma das bei der SSV Buer gelingen?
Möllenbeck Wenn wir es richtig angehen, kann es gelingen. Davon bin ich und davon sind wir überzeugt. Ich habe mal ein paar Fakten zusammengetragen, die klar für uns sprechen. 76 Prozent der Eltern unterstützen es, wenn ihre Tochter Fußball spielt. Im Ruhrgebiet haben wir einen klaren Standortvorteil. Hier leben über fünf Millionen Menschen, von denen die Hälfte weiblich ist. Die Anzahl der Talente ist riesengroß. Wir sprechen nicht davon, dass wir unser Ziel auf direktem Weg erreichen müssen. Es gibt einen Zehn-Jahres-Plan.
Aber Ihre erste Mannschaft hat gerade so eben den Klassenerhalt in der Landesliga geschafft. Ist das Ziel Bundesliga nicht etwas zu hochgegriffen?
Nur aus großen Ideen entwickeln sich große Möglichkeiten. Ich sage es ganz bewusst: Wir sind natürlich größenwahnsinnig. Ich sage aber auch: Wären wir es nicht, würde ich schon jetzt nicht daran glauben, dass wir es schaffen können.
Trägt der Vorstand der SSV Buer Ihre Pläne?
Das ist der nächste Schritt. Wir wollen zeitnah mit dem Vorstand in Gespräche eintreten und unsere Visionen und Ziele vorstellen. Wir wollen keinen Alleingang machen, sondern uns alles in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand Schritt für Schritt erarbeiten. Bislang unterstützt uns der Vorstand in jeglicher Hinsicht so gut er kann. Und auch die Akzeptanz bei den Fußballern ist enorm. Und nur so wird es funktionieren.
Welche Rolle spielt Steffi Jones dabei?
Steffi Jones spielt in unseren Planungen eine ganz wichtige Rolle. Sie hat auch einen großen Anteil daran, dass wir noch den Klassenerhalt geschafft haben. Unser Cheftrainer Marcel Dietzek und Steffi als seine Co-Trainerin sind ein perfektes Team. Auch für die Zukunft.
Das heißt?
Steffi hat zugesagt, so oft es ihr zeitlich möglich ist, uns als ehrenamtliche Co-Trainerin zur Verfügung zu stehen. Von ihrer Erfahrung, die sie als Nationalspielerin und Nationaltrainerin, aber auch als Präsidentin des Organisationskomitees der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 gesammelt hat, können wir nur profitieren. Natürlich, das verschweige ich nicht, ist die Aufmerksamkeit für unseren Klub auch eine andere, wenn es heißt, dass Steffi Jones zu uns gehört.
Wo liegt der Saisonetat einer Bundesliga-Mannschaft?
Ich nehme an, dass da schon ein Millionenbetrag nötig ist. Darum geht es aber im Moment noch gar nicht. Wichtig ist, dass wir Schritt für Schritt gemeinsam wachsen und die Aufbruchstimmung, die gerade in unserer Abteilung herrscht, bestmöglich für uns nutzen.
Wie soll es gelingen, Sponsoren zu bekommen?
Sponsoren gewinne ich durch Identifikation und Überzeugung. Einem potenziellen Sponsor muss klar sein, welches Potenzial im Frauen- und Mädchenfußball steckt. Es gibt genug gute Beispiele. Jetzt liegt es an uns, Sponsoren von unserer Idee zu begeistern.
Ist das in einer Stadt, in der der FC Schalke 04 als klare Nummer eins regiert, nicht umso schwerer?
Natürlich gibt es hier, nicht nur in Gelsenkirchen, Schalke, Schalke und nochmals Schalke. Das muss aber doch kein Nachteil für uns sein. Im Gegenteil. Denn eines ist doch klar: Wenn eine Stadt fußballverrückt ist, dann ist es unser schönes Gelsenkirchen. Und wer hochklassig Frauenfußball spielen will, muss im Moment noch weit fahren. In Frankfurt klappt es doch auch wunderbar. Eintracht Frankfurt ist aus Sicht des Fußballs der Chef und der 1. FFC Frankfurt ist die Chefin der Stadt.
Wäre eine Ausgliederung Ihrer Abteilung auch denkbar?
Darüber machen wir uns keine Gedanken. Wir fühlen uns als ein wichtiger Teil der SSV Buer sehr wohl und erfahren einen sehr respektvollen Umgang.
Würden Sie mit dem Stadion Löchterheide als Heimstätte überhaupt eine Bundesliga-Lizenz bekommen?
Nein, das würden wir ganz sicher nicht. Bis dahin vergehen aber noch einige Jahre, in denen wir noch einige Male aufsteigen müssen und alle weiteren notwendigen Entwicklungen herbeiführen müssen - sportlich, wirtschaftlich und infrastrukturell.
Spielen denn bereits Spielerinnen in Ihren Nachwuchsteams, denen Sie den Sprung in die Bundesliga zutrauen?
Absolut! Wir werden schon in der kommenden Saison unser Training anpassen, werden vermehrt auch individuell mit den Spielerinnen arbeiten, um genau diese Talente bestmöglich zu fördern. Das ist unsere Aufgabe und unser Bestreben.