Ückendorf. Gemeinsam mit der SG Eintracht hat ETuS Gelsenkirchen, der Klub von der Dessauerstraße, ein Konzept entwickelt, fordert aber auch Sanierungen.
Zwei Sportanlagen auf einer Straße: Dieses Phänomen gibt es an der Dessauerstraße in Ückendorf, wo die Spielstätten von Union Neustadt und ETuS Gelsenkirchen nur wenige Hausnummern auseinander liegen. Doch das könnte bald vorbei sein: Die Eisenbahner wollen ihre Sportanlage an der Dessauerstraße 39 verlassen und ins Südstadion der SG Eintracht 07/12 umziehen. Ein entsprechendes Konzept stellte ETuS am Dienstag gemeinsam mit der Eintracht vor.
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Aber warum will ETuS seine Heimat nach über 80 Jahren überhaupt verlassen? Geschäftsführer Gerd Eschenröder klärt auf: „Gelsensport ist im September 2019 auf uns zugekommen und hat gesagt, dass es einen Kaufinteressenten für unsere Anlage gibt. Sie haben uns daraufhin gefragt, ob wir uns vorstellen können, die Anlage zu wechseln“, erinnert sich der 71-Jährige. Perplex sei er danach erst einmal gewesen.
Doch schnell kam das Südstadion als mögliche neue Heimat ins Gespräch: „Wir wollten in Ückendorf bleiben. Da die restlichen Anlagen entweder schon von mehreren Vereinen belegt oder in privater Hand sind, sind wir auf das Südstadion gekommen.“
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Die dort seit 1967 beheimatete Eintracht stand den Umzugsplänen offen gegenüber: „Wir haben uns im Vorstand direkt gut verstanden“, erzählt SGE-Chef Jens Polleit. „Wir haben uns auch nie als Konkurrenten gesehen, weil unser Schwerpunkt ein anderer ist. Er liegt eher in der Kinder- und Jugendarbeit“, fügt der 46-Jährige hinzu und verweist auf die elf Fußball-Nachwuchsteams. ETuS bringt indes nur drei Seniorenteams mit. Und nicht nur das: Laut Konzept wollen die Eisenbahner neben den Mannschaften auch ihre Flutlichtmasten mit ins Südstadion nehmen und am Rasenplatz aufbauen. „Die Masten“, erklärt Gerd Eschenröder, „gehören dem Verein. Es wäre zu schade, sie zu verschrotten. So könnten wir den Rasen abends länger nutzen.“
Klubs fordern Kunstrasenplatz
Wenn es nach den Vereinen geht, soll dies nicht die letzte Veränderung im Südstadion bleiben, wie Jens Polleit erklärt: „Es stehen dringende Sanierungsarbeiten an. Die Bewässerungsanlage des Rasenplatzes ist kaputt, wir müssen das Wasser mit Schläuchen aus der benachbarten Turnhalle holen. Außerdem sind die Stehstufen des Stadions seit drei Jahren mit Bauzäunen abgesperrt. Die Stufen sollen zurückgebaut und begrünt werden.“
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Am wichtigsten ist den Klubs allerdings, dass der Ascheplatz in Kunstrasen umgewandelt wird. Mit dem kleinen Kunstrasenplatz könne das Südstadion nämlich nur bedingt punkten. „Der große Kunstrasen würden uns am schnellsten weiterhelfen“, betont Jens Polleit. „Ab der C-Jugend erhalten wir immer wieder Kündigungen mit Verweis auf den Zustand der Anlage. Dann sind die Jugendlichen mobiler und können mal eben mit dem Bus nach Wattenscheid, Hordel oder Rotthausen fahren, wo es große Kunstrasenplätze gibt.“ Die Kooperation mit ETuS sei eine Win-win-Situation, denn sie biete eine „größere Chance auf Sanierungen“.
Klubs wollen weitere Sportarten fördern
Darüber hinaus wollen die Vereine weitere Sportarten fördern und planen, ihre Turnabteilungen zusammenzulegen, um neue Angebote zu schaffen. „Außerdem möchten wir eine Laufgruppe gründen. Das Südstadion wollen wir dann als Start- und Zielpunkt etablieren“, verrät Jens Polleit, der außerdem von einem Beachvolleyballfeld auf der Anlage träumt.
Reitverein soll nicht umziehen
Falls die Politik dem Umzug von ETuS Gelsenkirchen ins Südstadion zustimmt, soll das Gelände der bisherigen ETuS-Sportanlage an der Dessauerstraße offiziell ausgeschrieben werden. Aktuell gehört die Anlage noch dem Bundeseisenbahnvermögen.
Die ebenfalls an der Dessauerstraße beheimatete Reitabteilung von ETuS, die sich vor einigen Jahren vom Klub trennte, aber noch dessen Namen trägt, soll nicht vom Umzug betroffen sein und ihr bisheriges Gelände weiter nutzen dürfen.
Inwiefern sich all das realisieren lässt, wird sich noch zeigen. Bei der nächsten Sportausschuss-Sitzung Anfang Mai ist das Thema auf der Tagesordnung. Gelsensport steht der Kooperation offen gegenüber, wie Günter Pruin, Leiter der Stabsstelle Sport- und Vereinsentwicklung, betont: „Meiner Meinung nach soll sich die Politik dieses Projekt genau anschauen und es umsetzen, weil hier zwei Vereine etwas stadtteilorientiert machen wollen. Da drängt sich ein Kunstrasenplatz förmlich auf. Allerdings muss die Politik das entscheiden.“
Als Zeitplan für den Umzug haben Gerd Eschenröder und Jens Polleit einen Tag im Blick: „Wir werden das Jahr 2021 nutzen, um alle Vorbereitungen zu treffen. Für den Umzug ziehen wir dann den 1. Januar 2022 in Betracht.“