Gelsenkirchen. Noch nie ist ein Team mit nur einem Sieg aus der Bundesliga abgestiegen. Schalke 04 droht ein solches Szenario. Die Fans machen sich bemerkbar.
Was war das für ein Moment am 9. Januar in der Veltins-Arena: Christian Gross feierte schon in seinem zweiten Spiel als vierter Saison-Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 seinen ersten Sieg, Matthew Hoppe traf nach 30 sieglosen Partien beim 4:0 über die TSG 1899 Hoffenheim gleich dreimal, und die Peinlichkeit, den Uralt-Negativrekord von Tasmania Berlin einzustellen oder womöglich zu knacken, drohte nicht mehr.
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Fast ein Jahr hatten die Königsblauen kein Bundesliga-Spiel mehr gewonnen – zwischen dem 17. Januar 2020, also noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie, als es ein 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach gegeben hatte, und jenem 4:0 über Hoffenheim. „Mir ist bewusst, dass noch knapp 20 unheimlich schwierige Spiele vor der Tür stehen.“
Schalke 04 könnte Negativrekord von Tasmania einstellen
Die Schwierigkeit dieser Partien scheint so enorm zu sein, dass plötzlich auch wieder Tasmania ins Spiel kommt, dass die Schalker nämlich eine erhebliche Gefahr darstellen, den Berlinern tatsächlich einen Negativ-Rekord abzuknöpfen. Welchen? Diesen: Weil es für die Königsblauen seit dem Sieg vom 9. Januar keinen weiteren mehr gegeben hat, sondern lediglich noch drei Unentschieden, muss Tasmania zittern.
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In der Chronik der Berliner, die vom 21. August 1965 bis 14. Mai 1966 31-mal ohne Erfolg blieben, steht ebenso wie in der des Wuppertaler SV aus der Saison 1974/75, mit nur zwei Siegen abgestiegen zu sein. Das kleine Plus der Wuppertaler: Sie schafften acht Unentschieden, die Berliner lediglich vier.
Schalke-Plakat hing am Vereinsgelände
Schalke 04 steht nach 26 Spielen bei nur zehn Punkten und einem Torverhältnis von 16:69. Einen Zähler benötigen die Königsblauen somit noch, um den Negativrekord von Tasmania nicht einzustellen. Die auf die Drei-Punkte-Regel umgerechnete Bilanz der Berliner in jener historischen Saison: 34 Spiele, 15:108 Tore, zehn Punkte. Genau mit dieser Statistik konfrontierten einige frustrierte Schalke-Fans in dieser Woche die S04-Spieler. Auf dem Vereinsgelände der Königsblauen hing ein Plakat mit der Tasmania-Bilanz und dem provokativen Zusatz: "Schafft ihr Söldner das?"
Ein Sieg dürfte in der aktuellen Verfassung der Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis jedenfalls nicht leichtfallen. Diesen benötigt S04 aber, um nicht als einziges Team in der Bundesliga-Geschichte mit nur einem gewonnenen Spiel abzusteigen. Blicken wir einmal auf diese Saison 1965/66 zurück, als Tasmania den Karlsruher SC mit 2:0 und Borussia Neunkirchen mit 2:1 besiegte und der TSV 1860 München mit 50:18 Punkten Deutscher Meister wurde – vor Borussia Dortmund auf Platz zwei und dem FC Bayern München auf Rang drei, die jeweils drei Zähler weniger hatten.
Drei Schalker Abstiege in den 80er-Jahren
Die Königsblauen beendeten diese Spielzeit mit 27:41 Punkten auf dem 14. Platz. Vier Zähler holten sie dabei gegen die Berliner. Am 18. Dezember 1965 gewannen sie bei Tasmania mit 2:1 (Gerhard Neuser und Harald Klose trafen), während sie das Rückspiel zum Saisonfinale vor 8000 Zuschauern in der Glückauf-Kampfbahn am 28. Mai 1966 mit 4:0 für sich entschieden. Torschützen waren zweimal Harald Klose, Günter Herrmann und Manfred Kreuz (85), der neben Willi Koslowski (84) der noch einzige Lebende aus der Schalker Meister-Mannschaft von 1958 ist.
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Vom 14. Rang sind die Schalker Bundesliga-Fußballer in dieser Saison mit ihren zehn Punkten acht Spieltage vor dem Saisonende 14 Zähler entfernt, und der vierte Sturz in die Zweitklassigkeit nach 1980/81, 1982/83 und 1987/88 scheint inzwischen auch beschlossene Sache zu sein. Es scheint sich nur noch die Frage zu stellen, wann der Abstieg der Mannschaft von Dimitrios Grammozis, des fünften Saison-Trainers, besiegelt wird.
Rechnerisch wäre dies schon Mitte April möglich. Denn wenn die Schalker ihre kommenden drei Partien in Leverkusen (3. April), gegen Augsburg (11. April) und in Freiburg (17. April) allesamt verlieren und die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt (Köln, Mainz und Hertha) entsprechend punkten, könnte der Gang in die 2. Bundesliga nach dem 29. Spieltag festgezurrt sein. Im schlimmsten Fall würden die Königsblauen nach dem 29. Spieltag bereits 20 Punkte hinter Relegationsplatz 16 liegen – und hätten dann nur noch fünf Partien, um den Negativ-Rekord zu verhindern, um mit der Zahl der Siege mit Tasmania Berlin und dem Wuppertaler SV gleich- beziehungsweise an denen vorbeizuziehen.