Gelsenkirchen/Oberhausen. Die Deutsche Meisterin Daniela Shala war begeisterte Läuferin. Nach einer Verletzung kam sie zum Tretrollersport – und startet auch dort durch.
Wer rastet, der rostet – dieses Sprichwort gilt seit einem Jahr für viele Leistungs- und Breitensportler. Doch nicht unbedingt fürMichael Zurhausen. Der Sportmanager und Vorsitzende des Rad Clubs Olympia Buer ruht niemals. Nun hat er wieder etwas Neues im Auge. Er plant Rennen im Tretrollersport und will diesem dadurch auch einen höheren Bekanntheitsgrad verschaffen.
Ja, richtig, Tretroller. Aber nicht so einen Roller mit zwei kleinen Reifen und einem Trittbrett dazwischen, wie man ihn aus der Kindheit kennt, oder die nun den E-Scootern ähneln. Die Tretroller, die es Michael Zurhausen angetan haben, haben eine Felgengröße von bis zu 28 Zoll, sind zudem luftbereift. Sie werden auch Footbike oder Kickbike genannt.
Tretroller-Spezialisten treffen sich auf der Trabrennbahn
Um sich ein Bild von diesem Sport zu machen, hat der Organisator drei Tretroller-Spezialisten zu einem Termin auf der Trabrennbahn am Nienhausen Busch in Gelsenkirchen eingeladen: Daniela Shala, ihren Mann Olaf Ernst aus Duisburg und André Thiemann aus Stadtlohn. Natürlich auch mit einem Hintergedanken. Denn zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des Vereins Gelsentrabpark, Uwe Küster, plant Michael Zurhausen Einlagerennen bei den einen oder anderen Veranstaltungen in der Feldmark.
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Doch auch andere Tretroller-Rennen hat Michael Zurhausen bereits geplant. Am 23. Mai soll im Rahmen des 70. Pfingstradrennens in Oberhausen die Deutsche Meisterschaft für Tretroller stattfinden, nur wenige Tage später, am 2. Juni, bei der 27. City-Nacht von Schaffrath, eine DM-Revanche. Doch ob diese beiden Termine angesichts der steigenden Neuinfektionen mit Covid-19 zu halten sind, ist eher fraglich. „Dann verlegen wir die City-Nacht vielleicht in den Juli und tragen dort die Tretroller-DM aus“, sagt Michael Zurhausen.
Daniela Shala hat in ihrer noch relativ kurzen Karriere bereits einige Titel gewonnen. Sie wurde 2014 und 2015 Deutsche Cross-Meisterin und ist seit dem Titel im Tretroller-Straßenrennen 2019 im baden-württembergischen Müllheim noch amtierende Deutsche Meisterin, weil die DM im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausgefallen ist. Den möglichen dritten Cross-Titel in Serie kostete sie übrigens ein Unfall mit einer Autofahrerin, die, mit dem Handy telefonierend, ihr drei Wochen vor DM die Vorfahrt nahm.
Nur Laufschuhe mit einer festen Sohle sind nötig
Aber wie ist die 54-Jährige überhaupt zu diesem Sport gekommen? „Ich bin jahrzehntelang mit Begeisterung gelaufen. Mit Anfang 40 begann aber eine Verletzungsserie, ich hatte Probleme mit der Achillessehne“, sagt Daniela Shala. Als Ersatz zum Laufen bin ich dann auf Tretrollern in Form gekommen. 2011 habe ich meinen ersten Roller gekauft und an einer kleinen Rennserie teilgenommen.“
„Es ist natürlich eine Randsportart, die aber jeder betreiben kann“, sagt André Thiemann, der von 2016 bis 2020 den Deutschen Tretroller Verband als 1. Vorsitzender führte, und der 46-Jährige fügt hinzu: „Ein Tretroller kann aussehen, wie er will, er muss nur eine funktionierende Bremse haben.“ Von 300 bis 4000 Euro, mit einem Stahl- oder Carbonrahmen, kann ein Roller kosten. Zudem benötigt man nur normale Laufschuhe mit einer festen Sohle. „Das ist ein billiger Einstieg, Radrennsport ist teurer“, sagt auch Michael Zurhausen.
Und man verbraucht mehr Energie beim Rollern. Alle paar Schritte wechselt man das Schwung- und das Standbein, mehr Muskeln werden bewegt. „In den einzelnen Bereichen des Körpers entsteht ein stetiger Wechsel aus Spannung und Entspannung, so dass man durchaus auch lange und harte Strecken bewältigen kann“, sagt Daniela Shala.
Ein Fahrgefühl wie man es vom Snowboarden oder Wellenreiten kennt
Was das Fahren mit einem Tretroller so faszinierend macht, hat sie vor ein paar Jahren mal so beschrieben: „Als Anfänger wird man sein Aha‐Erlebnis mit großer Wahrscheinlichkeit auf der ersten längeren Abfahrt haben. Ein Fahrgefühl, das man sonst nur vom Snowboarden oder Wellenreiten kennt: Rollerfahren ist Surfen auf Rädern.“
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Auf Abfahrten kann ein Rollerfahrer schneller sein als ein Radsportler, die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind aber geringer als beim Radsport. Dennoch: Bei der letzten Europameisterschaft wurde über 45 Kilometer ein Schnitt von 30 km/h gefahren. Auf dem sandigen Geläuf der Trabrennbahn fuhr André Thiemann auf einer Runde von 1200 Metern immerhin eine Geschwindigkeit von 22 km/h, in der Spitze 26 km/h.
Die stärksten Fahrer ihrer Sportart kommen aus den Niederlanden und Tschechien. „Die Tschechen sind sogar schon mal die komplette Tour de France oder den Giro d’Italia durchgefahren“, sagt Olaf Ernst. Auch in Finnland hat der Sport eine große Tradition. Dort wird der Tretroller aber eher im Sommer genutzt, als Training für das Fahren im Winter mit dem Kicksled, den traditionellen Tretschlitten.
Zurhausen hat sich um einen Eurocup 2022 in Gelsenkirchen beworben
Michael Zurhausen ist nun richtig auf den Geschmack gekommen. Als er hört, dass es eine Eurocup-Serie gibt, ist er sehr interessiert. Und schon einen Tag später hat er sich beim Verband für die Austragung eines Eurocups im kommenden Jahr beworben. Gefahren werden soll dann auf der Trabrennbahn und in Schaffrath auf der traditionellen City-Nacht-Strecke. Dann wird auch das breite Publikum sich ein Bild von dem Tretrollersport machen können.