Gelsenkirchen. Rad-Profi Hans Pirius dreht im Gelsentrabpark einige Testrunden. Michael Zurhausen will Zweiräder auf dem Gelände von Vierbeinern fahren lassen.
Eigentlich hätte Michael Zurhausen in dieser Woche allerhand um die Ohren gehabt, denn eigentlich hätte am Mittwoch die City-Nacht von Schaffrath stattfinden sollen. Das Radrennen, dass der Rad-Club Olympia Buer seit 26 Jahren traditionell am Tag vor Fronleichnam organisiert. Doch in diesem Jahr ist vieles anders in Zeiten der Corona-Pandemie. Und so findet sich Zurhausen statt bei der Rennorganisation mit Radprofi Hans Pirius und Derny-Fahrer Friedhelm Hentschel auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn ein.
Doch von vorne: Der Rad-Club Buer musste die City-Nacht frühzeitig absagen. Für Zurhausen allerdings kein Grund, die Beine hochzulegen. Stattdessen erinnerte er sich an eine Rad-Aktion, die er selbst in früheren Tagen mitgemacht hatte.
Keine Chance gegen das Pferd
„Da sind wir mit dem Fahrrad gegen ein Pferd angetreten“, sagt Zurhausen. Es sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen. Die Energie und Kraft, die ein Rennpferd da auf die Bahn bringt. „Und wie laut auch das Hufeklappern war.“ Keine Chance hatte er damals gegen das Pferd, das problemlos an ihm vorbeizog. Wo Pferde sind, ist die Trabrennbahn nicht weit.
Und weil der Organisator des Bueraner Radclubs nicht nur in Erinnerungen schwelgen wollte, überlegte er, „ob wir nicht auch bei uns auf der Trabrennbahn mit dem Fahrrad fahren könnten.“ Denn auf der Straße wird es wohl so schnell keinen Wettkampf geben. „Allein die Organisation dauert ja Monate. Und in diesen Zeiten kann man ja nur sehr wenig planen.“
Ob es wohl gehen würde, auf dem Sand der Gelsenkirchener Trabrennbahn zu fahren. Mit einem Rennrad? Probieren geht über Studieren! Und so rief Zurhausen kurzerhand Radprofi Hans Pirius, Drittplatzierter der Ruhrpott Tour 2019 und Bahnrad-Spezialist, an. Ob er das nicht mal ausprobieren wollte? „Da war ich sofort dabei“, sagt der 28-Jährige, der zum Testlauf seine Rennmaschine zumindest etwas anders bereift hat. Statt mit Slicks, also nahezu profillosen Reifen, zog er die Cross-Variante mit Profil auf, die mit 33 Millimetern Breite auch ein bisschen mehr Halt verspricht. Außerdem ließ er ein wenig Druck aus den Reifen.
Etwa 50 Stundenkilometer schnell
„Da muss man jetzt ein bisschen herumprobieren“, erklärt der Sechs-Tage-Spezialist, der aber durchaus auch an Cross-Touren teilnimmt und für Neues gerne zu haben ist. „Ich bin gespannt“, sagt er, schwingt sich auf sein Rad und gibt Friedhelm Hentschel ein Zeichen. Hentschel fährt das sogenannte Derny, eine Art Moped, das dem Rennradfahrer Windschatten verschafft. Etwa 50 Stundenkilometer kann Pirius so auf die Trabrennbahn bringen.
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Zurhausen lächelt zufrieden. „Das sieht doch gut aus“, findet er und glaubt, dass es der Radprofi mit einem Derny vorweg sogar mit einem 400-Kilo schweren tierischen Gegner aufnehmen könnte.
Auf Asphalt haben die Radfahrer einen Kilometerzeit von etwa 1,20 Minuten. Die 1000-Meter-Zeit eines Trabers liegt bei 1,15 Minuten, weiß Uwe Küster, Vorsitzender des Gelsentrabpark-Vereins. „Michael und ich kennen uns schon lang. Als er gefragt hat, ob sie mal zum Testen vorbeikommen können, habe ich natürlich sofort zugestimmt“, berichtet er und verfolgt das außergewöhnliche Treiben auf der Bahn.
„Klapp ganz gut“
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Pirius und Hentschel haben schon die nächste Runde absolviert und machen für ein Zwischenfazit Halt: „Klappt ganz gut“, findet Pirius, der sich ein Rennen auf der Trabrennbahn durchaus vorstellen kann.
Zurhausen lacht: „Im Kopf habe ich schon alles geplant“, sagt er und skizziert seine Überlegungen. „Vielleicht ein Derny-Rennen mit zehn Teilnehmern, oder ein Duathlon, bei dem abwechselnd gelaufen und gefahren wird. Wir fassen mal den September ins Auge. Bis dahin stellen wir was auf die Beine“, ist er sich sicher.