Gelsenkirchen/Gladbeck/Tampa. Sarah Thomas war die erste Schiedsrichterin im Super Bowl. Janine Ortmann von den Gelsenkirchen Devils hofft, dass das kein Einzelfall bleibt.

Dieser Super Bowl 55, er war einer für die Geschichtsbücher. Angekündigt war er als Giganten-Duell zwischen den Quarterbacks Tom Brady, dem wohl besten Spielmacher aller Zeiten, von den Tampa Bay Buccaneers und seinem Thronerben, Patrick Mahomes von Titelverteidiger Kansas City Chiefs.

Er wurde zu einer Machtdemonstration, und zu einem Finale, bei dem Gelbe Flaggen eine entscheidende Rolle spielten. Also auch Schiedsrichterin Sarah Thomas, Down Judge, in diesem Endspiel der National Football League (NFL). Am Ende hatten die Buccaneers die Nase vorne. Und wie!

All das verfolgt hat auch die Gladbeckerin Janine Ortmann, die selbst American Football bei den Gelsenkirchen Devils spielt, und seit einem Jahr auch Football-Schiedsrichterin ist. „Ich hätte es beiden Mannschaft gegönnt, aber die deutlich bessere Leistung haben einfach die Buccaneers gezeigt und völlig verdient mit 31:9 gewonnen“, findet sie.

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Klar, dass Ortmann im Finale auch genau geschaut hat, wie sich Sarah Thomas schlägt. Schließlich war mit ihr erstmals eine Frau als Schiedsrichterin im Super Bowl im Einsatz.

"Es sollte eigentlich normal sein"

„Es war wirklich cool zu sehen, dass da eine Frau auf dem Feld ist. Allerdings sollte es eigentlich total egal und normal sein, dass auch Frauen Schiedsrichterinnen sind“, sagt Ortmann.

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Dass es im Jahr 2021 immer noch eine Besonderheit ist und Sarah Thomas eine Ausnahmeerscheinung, stimmt sie traurig. Die Devils-Schiedsrichterin hofft aber auf einen positiven Effekt, den Sarah Thomas auf andere angehende Unparteiische haben könnte.

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Die 48-jährige Thomas hatte in dem sieben Personen umfassenden Super-Bowl-Schiedsrichter-Gespann die Position des Down Judges inne. Mit Sarah Thomas‘ erstem Einsatz in der NFL 2017 wurde ihre Position von „Head Linesman“ umbenannt und ist nun genderneutral. Als Down Judge steht Thomas an der Line of Scrimmage von der der Ball ins Spiel gebracht wird. In diesem Bereich treffen die Offensive und die Defensive Line aufeinander. Sie entscheidet beispielsweise über Fehlstart, Rückwärtspässe und auch über Abseits.

"Völlig unnötige Strafe"

Und genau so ein Abseits wurde den Kansas City Chiefs im zweiten Viertel zum Verhängnis. „Eine mitentscheidende Szene“, wie auch Janine Ortmann findet. „Meiner Meinung nach, hat sie völlig richtig entschieden“, sagt die Gladbeckerin und betont: „Es war eine völlig unnötige Strafe für die Chiefs. Hätte der Verteidiger vorher zu ihr geschaut, hätte sie ihm signalisiert, dass er zu weit vorne steht. Das ist nämlich unter anderem die Aufgabe des Down Judges.“

Janine und Sascha Ortmann spielen beide bei den Gelsenkirchen Devils American Football.
Janine und Sascha Ortmann spielen beide bei den Gelsenkirchen Devils American Football. © JO

Und darum ging es in der Szene: Eigentlich hatten die Buccaneers ihren Spielzug mit einem Field Goal, also drei Punkten abgeschlossen, doch es war eben besagte Gelbe Flagge aufs Feld geflogen, die Defensive der Chiefs stand im Abseits: eine Zentimeter-Entscheidung. Aber eine mit Folgen. Tom Brady erhielt erneut den Ball und machte es dieses Mal mit den „Bucs“ besser: Erzielte einen Touchdown mit Extrapunkt und fuhr sieben statt drei Zähler ein. Ihren Vorsprung konnten die Gastgeber dadurch auf 14:3 ausbauen.

Flaggen können überprüft werden

Dass solche Entscheidungen knifflig sind, weiß auch Janine Ortmann. „Aber man ist eben unparteiisch und schaut, ob die Regeln eingehalten werden“, sagt sie. „Und es ist besser mal eine Flagge zu viel zu werfen, als eine zu wenig. Denn die geworfenen Flaggen können ja überprüft werden. Die Abseits-Entscheidung wurde ja auch überprüft und für richtig befunden“, sagt sie und kann es kaum erwarten, selbst wieder ihr Können anzuwenden.

Frauen schreiben beim Super Bowl Geschichte

Eingehen in die Geschichte wird dieser Super Bowl natürlich nicht nur wegen des Einsatzes von Sarah Thomas, sondern vor allem, weil Tom Brady als einziger Spieler jemals jetzt sieben Mal die Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe stemmen durfte und, weil sein Team, die Tampa Bay Buccaneers, erstmals als Heimmannschaft den Super Bowl gewann.

Außerdem machten noch zwei weitere Frauen beim Spektakel an Floridas Golfküste von sich reden: Denn mit Maral Javadifar und Lori Locust von den Tampa Bay Buccaneers gewannen erstmals zwei hauptamtliche Trainerinnen den Super Bowl. Javadifar gehört zum Stab der Fitness-Coaches, Locust ist Assistentin in der Defensive.

Ihre Schiedsrichter-E-Lizenz hat sie vor einem Jahr abgeschlossen und auch schon einen Einsatz gehabt, bis die Corona-Pandemie eine Saison unmöglich machte. Auch Ortmann war eine Ausnahme bei der Weiterbildung. Viele andere Frauen gebe es da momentan nicht. Umso wichtiger ist also auch der Einsatz von Sarah Thomas beim Super Bowl, denn sie könnte für den Nachwuchs ein Vorbild sein.

Das Wichtigste für Janine Ortmann ist allerdings erst einmal, dass überhaupt wieder gespielt werden kann. „Dass wir unseren Sport nicht nur im Fernsehen verfolgen, sondern auch selbst wieder raus auf den Rasen können“, sagt sie. Sie möchte endlich wieder selbst aktiv werden, sei es als Spielerin auf, oder als Schiedsrichterin neben dem Platz.

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