Gelsenkirchen. Nach der 0:1 gegen Arminia Bielefeld bereiten viele Medien Schalke auf die 2. Bundesliga vor. Die Intensiv-Station habe das Team verlassen.
Manuel Baum weg, Huub Stevens (mal) wieder da: Die Hoffnung beim FC Schalke 04, im Kellerduell eine Wende einzuleiten, war groß. Aber? „Bis dato lag Krisen-Klub Schalke nur auf der Intensiv-Station der Bundesliga. Seit der 0:1-Blamage gegen Bielefeld befindet sich der abgeschlagene Letzte (4 Punkte) im Vorzimmer zur Pathologie!“, schreibt Michael Makus, der Sportchef der Bild West, in seinem Kommentar. „Passiert auf Schalke nach 29 Sieglos-Spielen in Serie kein sportliches und wirtschaftliches Wunder, gipfelt dieser beispiellose Systemausfall im vierten Abstieg der Vereins-Geschichte. Vor der 2. Liga drohen dem Pleite-Klub (240 Millionen Euro Miese) noch Lizenzentzug und Insolvenz.“
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Seine Empfehlung: „Vorstand und Aufsichtsrat müssen schleunigst und kreativ Geld freimachen. Zum Beispiel durch einen Winter-Verkauf von Abwehr-Mann Ozan Kabak (Marktwert: 25 Millionen Euro) oder einen Canossagang zu einem bekannten Geldgeber. Ein Abstieg würde sicher mehr schmerzen!“
Die Süddeutsche Zeitung titelt: „Ein Fall für den Psychiater“
Eine klare Ansage macht Milan Pavlovic in der Süddeutschen Zeitung. Seine Schlagzeile lautet: „Ein Fall für den Psychiater.“ Und er lässt es nicht aus, darauf hinzuweisen, dass das Zweitrunden-Spiel des DFB-Pokals am Dienstagabend gegen den Viertligisten SSV Ulm eine Partie mit hohem Blamage-Faktor sei.
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Das Problem nach dem 0:1 gegen Bielefeld schildert er so: „Schalkes Spieler werden so sehr von ihren Ängsten gelähmt, dass sie das fußballerische Einmaleins verlernt haben – auch Huub Stevens kann nicht helfen.“ Das Schalker Stadion sei ein Hort der Tristesse geworden. Aber Abgründe könnten immer noch tiefer führen. Seit dem Ende der Bundesliga-Zwangspause im Mai habe es wohl keinen traurigeren Moment gegeben als jenen am Samstagnachmittag.
Schalke hat im Kalenderjahr 2020 eine Tordifferenz von minus 56
Das Dilemma der Königsblauen, die nun sechs Punkte hinter dem Tabellendrittletzten Arminia Bielefeld und sieben hinter dem Tabellenviertletzten 1. FC Köln liegen, beschreibt Kicker-Redakteur Toni Lieto nach der 0:1-Pleite vom Samstag so: „Es war im 13. Saisonspiel bereits Schalkes zehntes Kopfballgegentor. Die Schießbude der Liga sind die Königsblauen, die jetzt saisonübergreifend 25-mal in Serie immer mindestens einen Treffer kassierten, mit insgesamt 36 Gegentreffern ohnehin. Das passt zur katastrophalen Bilanz des Kalenderjahres: Schalke 04 hat aufs Jahr 2020 gesehen eine Tordifferenz von minus 56. Das hat vorher in der Bundesliga noch kein Verein hinbekommen.
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Weiter heißt es im Kicker: „Und vorne? Da ist alles sogar noch schlimmer. Der FC Schalke erzielte in diesem Kalenderjahr nur 17 Tore in 30 Ligaspielen. Von allen Teams, die in einem Jahr durchgängig in der Bundesliga vertreten waren, gehörte der Negativrekord bisher dem 1. FC Köln, der 2009 in 34 Partien immerhin 26 Tore erzielte.“
Die Welt: „Es fehlte jegliche Tiefe im Spiel“
Die für die Bundesliga unzureichende Qualität des Schalker Teams wird auch in der medialen Berichterstattung immer intensiver aufgegriffen. „Ob die Mannschaft in der aktuellen Zusammensetzung in der Lage ist, nach mittlerweile 29 sieglosen Bundesligaspielen in Serie die Wende zu schaffen, wird zunehmend bezweifelt“, schreibt Oliver Müller in der Welt.
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„Am Samstag schafften es die Schalker nicht, die Bielefelder ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Die Angriffsversuche prallten ab, es fehlte jegliche Tiefe im Spiel. Ein Fernschuss von Nassim Boujellab, den Bielefelds Keeper Stefan Ortega parieren konnte, war die einzige Möglichkeit vor dem 0:1 durch Arminen-Kapitän Fabian Klos (53.), der völlig frei zum Kopfball kam.“