Gelsenkirchen-Buer. Die Bueraner gründen als zweiter Fußballverein in Gelsenkirchen eine E-Sport-Abteilung. Die SSV lässt das Projekt wissenschaftlich begleiten.

Erdinc Albayoglu ist technik-verrückt. Auf die Frage, warum gerade er die vor wenigen Tagen neu gegründete E-Sport-Abteilung des Fußball-Landesligisten SSV Buer leiten wird, holt der 39-Jährige weit aus: „Ich habe drei Kinder und vier Playstations. Bei uns ist alles digital. Wir haben in jedem Raum einen Netzwerkanschluss, sogar auf der Toilette“, erzählt er lachend. Und natürlich ist Albayoglu auch leidenschaftlicher Zocker, wie es sich für den Leiter der neuesten Abteilung der SSV gehört.

„Nachdem die Kinder angefangen haben zu zocken, habe ich mir die Spiele irgendwann auch geholt, um zu gucken, was die da überhaupt spielen. Und dann bin ich da hängengeblieben.“

E-Sport – das haben zukünftig auch Erdinc Albayoglu und seine Bueraner im Repertoire. Als zweiter Gelsenkirchener Fußballverein nach dem SV Horst 08 gründeten die Rothosen vor wenigen Tagen ihre eigene E-Sport-Abteilung. Der Weg der SSV ist allerdings ein besonderer: Sie nimmt an einem dreijährigen Projekt der Sportjugend NRW teil und lässt das gemeinsame Spielen vor dem Fernseher wissenschaftlich begleiten. Oder mit anderen Worten: Bei der SSV gibt’s ab sofort Zocken unter Aufsicht.

E-Stadtmeisterschaft gab den Anstoß

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Den Anstoß dazu gab die virtuelle Stadtmeisterschaft, die der Fußballkreis Gelsenkirchen vor zwei Monaten ausspielte: „Da sind wir direkt Zweiter geworden“, berichtet Buers Vorsitzender Marcel Denneborg. „Danach hatten wir schon Zulauf, obwohl es noch gar keine Abteilung gab. Einige Leute haben uns gefragt, ob sie für uns spielen können. Weil kurz darauf der zweite Lockdown kam und wir wieder erstmal keinen Fußball spielen können, ging das dann relativ schnell.“

In den nächsten Wochen werden die Bueraner nun verschiedene Online-Turniere organisieren, an denen ihre Mitglieder coronakonform von der heimischen Couch aus teilnehmen können . Danach will die SSV einen vereinsinternen Ligabetrieb aufnehmen und, sofern es die Corona-Lage zulässt, das eigene Vereinsheim zum zentralen Spielort machen: „Wir möchten“, erklärt Abteilungsleiter Albayoglu, „uns wöchentlich im Vereinsheim treffen, um diese persönlichen Begegnungen zu haben. Uns geht es um ein gutes Vereinsleben, dass alle Fußballer und E-Sportler miteinander in Kontakt kommen. Wenn alle zusammen hier auf der Anlage sind, können die E-Sportler mal auf den Fußballplatz und die Fußballer mal an die Konsole.“

Fokus zunächst voll auf „Fifa“

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Zu Beginn setzen Albayoglu und Co. nur auf ein Spiel: die Fußball-Simulation „Fifa“. „In den ersten zwei, drei Jahren werden wir uns erstmal nur um Fifa kümmern, wir sind schließlich ein Fußballverein“, meint Albayoglu und versichert: „Gewaltverherrlichende Spiele kommen nicht infrage.

Doch was hat es nun mit der wissenschaftlichen Begleitung auf sich? Andrea Weichert, im Vorstand der SSV für Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, klärt auf: „Wir werden hier vor Ort schauen, wie sich der E-Sport auf die Jugendlichen auswirkt. Welche Möglichkeiten haben wir, dass die Jugendlichen vom digitalen zum analogen Sport finden? Oder, wie kann man das Suchtpotenzial eindämmen? Diese wissenschaftlichen Fragen werden wir hier gemeinsam mit der Sportjugend NRW beantworten“, sagt sie und fügt hinzu: „Zwei Jugendliche von uns werden das Projekt auch aktiv begleiten und an Schulungen teilnehmen.“

Wissenschaftliche Unterstützung ist wichtig

Eigentlich hatten sich die Bueraner bei der Sportjugend auch darauf beworben, als einer von zwölf NRW-Vereinen die technische Ausstattung mit Fernsehern und Konsolen gestellt zu bekommen. Dass dies allerdings nicht klappte, stört Andrea Weichert wenig. „Wichtig ist, dass wir trotzdem die wissenschaftliche Unterstützung aus dem Projekt, zum Beispiel durch Schulungen und pädagogische Fachkräfte, erhalten“, betont sie.

„Ich habe selbst einen Sohn und weiß, wie das ist, wenn die Kids Playstation spielen. Heute ist die Kommunikation anders als früher. Gerade die ältere Generation von Eltern steht dem kritisch gegenüber. Deshalb finden wir es als Verein gut, das wissenschaftlich zu begleiten. Das ist auch ein beruhigenderes Gefühl für die Eltern “, ergänzt sie. Mit der neuen Abteilung wollen die Bueraner also ein sicheres und professionelles Umfeld fürs Zocken bieten. Nicht jedes Elternteil ist schließlich so technik-verrückt wie Buers künftiger E-Sport-Experte Erdinc Albayoglu.

Sportjugend Gelsenkirchen unterstützt Projekt

Die SSV Buer erhält beim Aufbau ihrer E-Sport-Abteilung Unterstützung von der Sportjugend Gelsenkirchen. Die Jugendorganisation von Gelsensport wird die ersten Turniere gemeinsam mit der SSV organisieren und die wissenschaftliche Arbeit in den nächsten drei Jahren begleiten.

„Wir waren mit der SSV Buer im Rahmen ihrer Bewerbung bei der Sportjugend NRW sowieso im Gespräch und haben dabei gemerkt, dass wir längerfristig kooperieren wollen . Wir möchten den Aufbau der E-Sport-Abteilung von der Pike auf begleiten und den E-Sport dazu nutzen, Kinder und Jugendliche zusammenzubringen“, erklärt Christian Tabel, Vertreter der Gelsenkirchener Sportjugend.

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