Dülmen. „Vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof bis zum Vereinsgelände an der Uferstraße war alles voll“, sagt Steuermann Klaus Zerta, der 1960-Olympiasieger.

Die Olympiasieger sind aus Italiens Hauptstadt Rom zurück, und in Gelsenkirchen hat es den Anschein, als wäre der FC Schalke 04 zwei Jahre nach 1958 soeben zum achten Mal Deutscher Meister geworden. „Mit so einem Auflauf hatten wir gar nicht gerechnet“, sagt Klaus Zerta und zeigt Bilder aus seinem Olympia-Fotoalbum, auf denen unzählige Menschen dicht aneinandergepresst stehen und strahlen. „Vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof bis zum Vereinsgelände an der Uferstraße“, erzählt er, „war alles voll.“ Rappelvoll.

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Was nach dem Olympiasieg folgt, ist für Heinz Renneberg, für Bernhard Knubel, nach dem in Petershagen eine Straße benannt ist, und für Klaus Zerta fast schon ein bisschen stressig. „Wir sind überall rumgereicht worden, auch auf Regatten“, erinnert sich der Steuermann, der heute im Dülmener Stadtteil Buldern lebt, Fahrrad fährt, Golf und Tennis spielt. Sozusagen altersgerecht. „Aber“, sagt er auch, „das hat Spaß gemacht.“

Veränderungen in der Schule in Gelsenkirchen-Sutum

Und dann gibt es auch noch den Tag, mit dem Klaus Zerta eigentlich gar nicht gerechnet hat. „Ich dachte erst, dass ich gar kein Silbernes Lorbeerblatt bekomme, weil ich zu jung bin“, sagt er. „Für die höchste deutsche Auszeichnung.“ Doch auch die bekommt er. Als Olympiasieger. Überreicht von Heinrich Lübke, dem zweiten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Die Gold-Medaille, die Klaus Zerta am 3. September 1960 in Rom gewonnen hat – mit dem Boot des RV Gelsenkirchen, das Heinz Renneberg und Bernhard Knubel gefahren haben.
Die Gold-Medaille, die Klaus Zerta am 3. September 1960 in Rom gewonnen hat – mit dem Boot des RV Gelsenkirchen, das Heinz Renneberg und Bernhard Knubel gefahren haben. © Lutz VON STAEGMANN

Veränderungen gibt es wegen des Olympiasieges auch in der Schule am Lanferbach in Sutum. Klaus Zerta macht kein Geheimnis daraus, gerne mal Blödsinn gemacht zu haben. „Ich war nicht der Ruhigste in der Schule und jemand, der nicht so gerne zuhörte. Damit habe ich die anderen auch angesteckt“, sagt er und erzählt davon, deshalb in der letzten Reihe gesessen zu haben.

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Das hat sich nach Rom schlagartig geändert. „Ich durfte sofort vorne sitzen und mir nun auch immer als Erster den Kakao aus dem Kasten nehmen“, erinnert sich Klaus Zerta noch genau.

Deutschlands jüngster Olympiasieger

Und wie ist es heute? „Ich will nicht sagen, dass es vergessen ist. Aber ich denke nicht täglich daran“, antwortet Klaus Zerta und erzählt, dass er es auch gar nicht gerne habe, wenn Bekannte andere Bekannte darauf hinwiesen, dass er Olympiasieger sei. „Ich will nicht im Mittelpunkt stehen“, sagt er. In den Geschichtsbüchern des Ruderns und Gelsenkirchens wird er aber immer stehen. Deutschlands jüngster Olympiasieger. (AHa)