Schalke. .

Es gab Zeiten, da ge­hörte der Ruderverein Gelsenkirchen zu den Top-Adressen in Deutschland. Und die Ur­kunden, die im Vereinsheim an der Uferstraße hängen, zeugen von diesen außergewöhnlichen Zeiten. Gerade auch von 1960, vom 3. September, einem Samstag in Rom. Bernhard Knubel und Heinz Ren­neberg gewannen mit ihrem Steuermann Klaus Zerta, der als jüngster deutscher Olympiasieger aller Zeiten gerade mal 13 Jahre und 283 Tage alt war und als Einziger dieses Trios noch lebt, die Gold-Medaille. Vor den Booten aus der Sowjetunion und den USA.

Da war Peter Peters noch gar nicht auf die Welt. Der 45-Jährige, der seit 2008 Chef des Klubs ist, dem er als 14-Jähriger beigetreten ist, arbeitet hartnäckig daran, das Rudern in Gelsenkirchen wieder po­pulärer zu machen. „Hier war ja 15 Jahre fast gar nichts“, sagt er und ist froh, dass sich in jüngster Vergangenheit zu­mindest auf Landesebene wieder Erfolge eingestellt haben.

Pünktlich zu seinem 90-jährigen Bestehen wird der Ru­derverein auch erstmals wieder eine Regatta ausrichten – früher waren tausende Besucher bei den Regatten auf dem Rhein-Herne-Kanal, zuletzt hatte es eine solche Veranstaltung 1995 zum 75-Jährigen ge­geben. Diesmal wird es eine Sprintregatta, und zwar am 31. Oktober (Sonntag) im Stadthafen auf vier Bahnen und einer 300-Meter-Strecke.

Umweltschäden

Diese Sprintregatta ist für Pe­ter Peters allerdings nur ein einziger Schritt in eine bessere Zu­kunft seines Vereins. Ei­gentlich war für die neue Bootshalle inklusive Werkstatt auch schon alles klar, 175 000 Euro waren von der Stadt bereitgestellt worden. Davon ist aber fast nichts übrig geblieben, weil „fast 90 Prozent für den Abriss der alten Halle und vor allem die Beseitigung der Um­weltschäden draufgegangen ist“, sagt Klub-Sprecher Peter Aleweld. Oh­nehin sei auch das Vereinsheim ein marodes Gebäude.

Es ist auch nicht so, als hätten sich die Verantwortlichen des Klubs keine Gedanken gemacht. Das neue Bootshaus mit allen Accessoires, die einen modernen Ruderverein auszeichnen, ist längst von einem Architekten aus Kraichtal, Peter-Peters-Freund Jo­hannes Otto Wenninger, ge­zeichnet worden. Es könnte neben dem Kanu-Club an der Münsterstraße entstehen. Und auf diesen Plan ist Peter Peters, der mit seinem Team versucht, auch andere Interessenten wie zum Beispiel die DLRG mit ins Boot zu nehmen, schon ein bisschen stolz.

Die Vorzüge, die das neue Gebäude, bei dem es sich um ein Zwei-Millionen-Euro-Projekt handelt und das auch ein Ruder-Stützpunkt werden könnte, böte: zum Beispiel Re­gatten direkt vor dem Bootshaus und ein Blick auf die Gi­raffen in der Zoom-Erlebniswelt. „Ei­ne Sandwich-Konstellation“, sagt Peter Pe­ters. Und der Bootspark mit et­wa 50 Booten, der an der Uferstraße ständig ein herabstürzendes Dach befürchten muss, machte seiner zweiten Silbe, Park, dann auch alle Ehre. „Im Planspiel“, sagt Peter Aleweld, „ist alles fertig.“

Es ist Peter Peters und Peter Aleweld sowieso klar, dass sie an der Uferstraße neben dem Schrottplatz langfristig keine gute Zukunft haben können. Zumal der Standort auch die Nachwuchs-Arbeit alles andere als erleichtert. „Es ist nicht so toll, weil wir die Leute nicht großartig begeistern können“, sagt der RV-Vorsitzende und weist darauf hin, dass auch die Sponsoren-Suche so erheblich erschwert werde.

Dennoch: Ihren Bootspark haben die Gelsenkirchener Ruderer – von den 110 Mitgliedern sind etwa ein Drittel Kinder und Jugendliche – schon aufgerüstet und mehr als 7000 Euro für neue Boote ausgegeben. Für Boote, die den Ruder-Ansprüchen 2010 ge­nügen und mit denen vor allem Linda Battling, Sebastian Werk und Lars Peters in der NRW-Spitze rudern. „Es wäre doch blöd, wenn unsere Nachwuchs-Ruderer wegen ihrer hölzernen Pletten von der Konkurrenz ausgelacht würden“, sagt Peter Aleweld, der einen Vorteil seines Vereins auch in der Zusammenarbeit mit mehreren Gelsenkirchener Schulen sieht. „Die Ruder-AGs“, sagt er, „sind sehr erfolgreich.“