Augsburg/ Gelsenkirchen. David Wagner war nach dem 3:2 in Augsburg stolz auf das Schalker Team. „Die Jungs haben gesehen, dass du auch eine andere Waffe zücken kannst.“

Schalke hat in dieser Saison schon richtig glanzvoll gesiegt, zum Beispiel beim 5:1 in Paderborn oder beim 3:1 in Leipzig. Schalke hat auch schon glücklich gewonnen: Das 2:1 gegen Mainz durch das Last-Minute-Tor von Amine Harit mag hier als Beispiel dienen. Und Schalke hat auch schon klasse gespielt und trotzdem verloren – so wie beim 0:2 in Hoffenheim. Aber ein solches Spiel wie jetzt in Augsburg hatte Schalke in dieser Saison noch nie: Die Art und Weise, wie das Team während der 90 Minuten Widerstände bekämpft und Rückschläge weggesteckt hatte, machte Trainer David Wagner sichtlich stolz. „Das war ein besonderer Sieg, weil wir so ein schwieriges Spiel noch nicht zusammen gespielt haben“, strahlte der Trainer.

Schalkes Waffe hieß Kampf und Charakter

Auch interessant

Was die Königsblauen aus Augsburg mitbrachten, waren mehr als die drei Punkte für den 3:2-Auswärtssieg. Wagner glaubt, dass seine Mannschaft aus einer solchen Partie mit einem solchen Spielverlauf weitaus mehr lernen kann als aus einem glatten Erfolg. Seine Erkenntnis: „Es gibt dir Vertrauen, dass du auch Spiele siegreich gestalten kannst, in die du vielleicht fußballerisch nicht so reinkommst aufgrund des Gegners.“ Seine Jungs würden jetzt wissen, „dass du in solchen Situationen auch eine andere Waffe zücken kannst.“ Schalkes Waffe in Augsburg hieß Kampf und Charakter. Dazu griff die Mannschaft mit aller Entschlossenheit, weil es spielerisch an diesem Tag nicht so gut lief.

So viel ist in diesem Spiel gegen Schalke gelaufen

„In diesem Spiel ist so viel gegen uns gelaufen von Anfang an“, erklärte der Trainer und ging ins Detail:

  • 1. Der schlechte Start: „Wir sind schon schwer reingekommen, Augsburg war super aggressiv, wir konnten nicht auf den Platz bringen, was wir bringen wollten.“ Erst als Wagner nach dem 0:1-Rückstand durch Augsburgs Kapitän Baier (38.) auf ein 4-2-3-1-System umstellte, bekam Schalke mehr Zugriff.
  • 2. Der Sané-Schock: „Salif Sané fällt nach acht Minuten aus.“ Der Abwehr-Riese musste mit einer schweren Knieverletzung vom Platz getragen werden. „Das war ein großer Schock für uns, den wir erstmal verdauen mussten“, gab Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri zu.
  • 3. Die Not-Abwehr: „Weston McKennie spielt Innenverteidiger zusammen mit Ozan Kabak, der 19 Jahre alt ist und sein erstes Bundesligaspiel nach fünf Monaten gemacht hat.“ Wagner musste Allzweckwaffe McKennie in die Abwehr ziehen: Er konnte keinen anderen Innenverteidiger für Sané einwechseln, weil Benjamin Stambouli (Bruch des Fußwurzelknochens) und Matija Nastasic (Reizung der Achillessehne) gar nicht mit in Augsburg waren. Dass Ozan Kabak dann sogar das Tor zum 2:2 köpfte, machte die Geschichte der Not-Abwehr dann so richtig schön.
  • 4. Der Hand-Elfmeter: „Das Handspiel gehört auch noch dazu, wenn ich darüber rede, was alles gegen uns gelaufen ist“, sagt Wagner zu Punkt vier. Bastian Oczipka hatte den Ball gegen die linke Hand bekommen – ob das heutzutage einen Elfmeter gibt, weiß man nie so genau.
  • 5. Der Doppel-Rückstand: Zweimal hatte Schalke einen Rückstand zu verkraften: „Aber wir sind zurückgekommen und haben gezeigt, dass wir in den letzten 20 Minuten ein Spiel drehen können“, so Wagner. In den drei Spielen zuvor (Hoffenheim, Dortmund, Bielefeld) baute Schalke nach 70 Minuten immer ab, diesmal war’s umgekehrt. Auch das gibt Vertrauen.

Fünf Punkte, die Schalke das Leben schwer machten. „Wenn du gegen so viele Widerstände angelaufen bist, dann musst du malochen und Charakter und Mentalität haben“, strahlte Wagner. Aus dieser Partie könne man so viel mitnehmen für die weitere Entwicklung der Mannschaft, „weil es ein anderer Sieg war und ein anderes Spiel als die vergangenen.“

Oder, wie es Siegtorschütze Amin Harit ausdrückte: „Wir haben heute gezeigt: Selbst wenn es schwierig ist, können wir Spiele gewinnen.“