Essen. RWE-Trainer Waldemar Wrobel ist nach der 1:2-Niederlage bei Bergisch Gladbach immer noch angefressen. Auch im Umfeld hat die Stimmung den Tiefpunkt erreicht, obwohl die Essener mit fünf Siegen aus sieben Spielen bislang deutlich über der eigenen Kalkulation liegen.
Waldemar Wrobel ist noch immer angefressen. Das hörte man deutlich bei der Pressekonferenz zum Heimspiel am kommenden Freitag gegen den VfB Hüls (19.30 Uhr). Die 1:2-Niederlage beim SV Bergisch-Gladbach hängt wie eine dunkle Wolke über der Hafenstraße. „Es war unsere mit Abstand schlechteste Leistung in dieser Saison“, stellt der RWE-Trainer fest. Der Gegner sei – wie erwartet – engagiert, aggressiv und willensstark aufgetreten. „All das war bei uns nicht vorhanden. Ich gehe aber davon aus, dass wir nicht noch einmal auf diesem Niveau spielen werden.“
Dass eine Mannschaft nicht die richtige Einstellung findet in einem Spiel, nicht ihr Potenzial abruft, das kommt im Laufe der Saison immer mal vor. Insofern könnte man diese zweite Saisonniederlage der Essener eigentlich abhaken. Enttäuschend ist allenfalls, dass in Bergisch-Gladbach mehr möglich gewesen ist, und dass die Rot-Weißen gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner eine sehr gute Ausgangsposition in der Tabelle verspielt haben. Aber übel ist sie auch nicht. Von sieben Spielen hat RWE fünf gewonnen, macht Rang fünf. Noch vor Vizemeister SF Lotte, ein Konkurrent, der als Titelanwärter gehandelt wird. Man habe vor dem Saisonstart die Punktzahl hochgerechnet, verrät Wrobel. „Und wir liegen derzeit deutlich über dieser Kalkulation.“ Also alles in Butter.
Beim RWE kommen Zweifel auf
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Und doch macht dieser Misserfolg offenbar miese Stimmung. Nicht bei den Verantwortlichen, auch nicht unter den Spielern. Aber offenbar hier und da im Umfeld. Kritik ist zu hören, Unzufriedenheit. Den einen fehlt die spielerische Linie, anderen passt die Taktik wohl nicht. Das System mit nur einer Spitze, das sei doch viel zu harmlos, ja, es wirke geradezu ängstlich. Zweifel.
Waldemar Wrobel stöbert nicht täglich in den einschlägigen Internet-Foren, aber er nimmt die Meinungen zur Kenntnis: „Das ist Fußball, das gehört einfach dazu.“ Außerdem sei der Druck bei Rot-Weiss auch ganz normal. „Wer sich für diesen Verein entscheidet, muss mit dem Druck leben. Und wer sich hier im Erfolg feiern lässt und mitreißen lässt von der einzigartigen Atmosphäre, der muss sich auch mit der Kehrseite auseinandersetzen.“ Gleichwohl fällt bei Wrobels Erläuterungen auch das Wort „Mist“, den er zuweilen lesen oder sich anhören müsse. Und plötzlich klingt der RWE-Coach noch ein bisschen energischer als zuvor. Liebend gerne würde er sich mal mit dem einen oder anderen Kritiker persönlich auseinandersetzen.
Essens Rodenberg wird gegen Hüls vermutlich fehlen
Spätestens nach dieser Niederlage in Bergisch-Gladbach flammt bei Rot-Weiss, so scheint es, wieder das überhöhte Anspruchsdenken auf. Wie früher. Und auch jetzt korrespondiert es nicht mit der Situation eines Klubs, der seine dritte Saison nach überstandener Insolvenz spielt. Und Wrobel sagt: „Dass jetzt schon wieder von einigen alles hinterfragt wird, muss ich akzeptieren. Rational nachvollziehen kann ich es allerdings nicht.“
Innenverteidiger Maik Rodenberg ist im Training umgeknickt und wird wegen einer Bänderdehnung am Freitag gegen den VfB Hüls wahrscheinlich ausfallen.