Rom. Die Weltrekordlerin der SG Essen, Daniela Samulski, beginnt ihr Mammutprogramm bei den Schwimm-Weltmeisterschaften am Sonntag mit dem Einsatz in der 100 Meter Freistil Staffel.

Als Daniela Samulski nach der langen Busfahrt von Ravenna ins 400 Kilometer entfernte Rom erstmals im Foro Italico das Wettkampfbecken der Schwimm-Weltmeisterschaften testen wollte, wuselten Kameramänner, Kabelschlepper und Reporter um sie herum. Eine WM ist nun mal keine Essener Stadtmeisterschaft – und als Weltrekordlerin steht die Essenerin plötzlich im Mittelpunkt, auch wenn sie den Eindruck macht, als ob sie den Rummel um ihre Person nicht ganz nachvollziehen kann.

Der steil gestiegene Stellenwert der Daniela Samulski zeigte sich dann auch bei der offiziellen Eröffnungs-Pressekonferenz des Deutschen Schwimm-Verbandes in der italienischen Hauptstadt. Nur die vermeintlichen vier deutschen Topschwimmer sollten den Journalisten über das neue, starke deutsche WM-Team Auskunft geben: Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen, die Europarekordler Paul Biedermann sowie Marco Koch. Und eben Daniela Samulski.

Seit ihrem Weltrekord über 50 Meter Rücken bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin muss die 25-jährige gebürtige Berlinerin, die seit einem Jahr für die Startgemeinschaft Essen antritt, mit einem größeren Erwartungsdruck leben. Doch die blonde Schwimmerin will diese Belastung nicht an sich heranlassen. „Ich sehe das ganz gelassen”, sagte sie in Rom, „es gibt neun Schwimmerinnen, die mit Zeiten unter 28 Sekunden gemeldet sind. Es ist ein ganz starkes Feld. Und auf der 50-Meter-Strecke kann ganz schnell etwas passieren.”

Ein schwacher Start – und alle Träume sind geplatzt. Aber Daniela Samulski ist topfit. Sie fühlt sich sehr gut. Die Vorbereitung in Ravenna ist optimal gelaufen. Und sie sieht mit ihrer gebräunten Haut auch gut erholt aus. „Ich habe nicht nur am Strand gelegen”, sagte Samulski mit einem Schmunzeln auf eine Anspielung auf ihr Outfit, „wir haben auch richtig gut gearbeitet.”

Das kann ihr Trainer Henning Lambertz bestätigen: „Alles ist im grünen Bereich. Das gilt auch für die beiden anderen Essener WM-Starter Hendrik Feldwehr und Caroline Ruhnau.”

Der erste Eindruck vom WM-Becken ist sehr gut. Als Rückenschwimmerin ist Daniela Samulski besonders betroffen von den ungewohnten Bedingungen in einem Freibad. Die Sonne könnte die Sportlerinnen blenden. „Aber man hat für die Fernsehkameras eine Plattform gebaut, die fast ein Sichtschutz sind”, sagte die Essenerin, „außerdem sind die Bedingungen für alle gleich.”

Dies gilt auch für die neuen High Tech-Anzüge. Jedenfalls auf dem Papier. Alle Schwimmerinnen haben freie Anzugwahl. Einige Sportlerinnen sind jedoch durch Verträge an bestimmte Ausrüster gebunden. Daniela Samulski hat ihre Anzüge zu ihrer Zufriedenheit ausgewählt. „Ich habe alles geklärt”, sagte sie, „aber ich habe mich noch nicht entschieden, welchen Anzug ich in welchem Rennen tragen werde.”

Samulski hat ein gewaltiges Programm zu bewältigen. Am Sonntag geht es los mit der 4 mal 100 Meter Freistil-Staffel. „Es ist schwer einzuschätzen, welche Aussichten wir haben”, rätselte sie in Rom, „wir wissen nicht wirklich, was zum Beispiel die Australierinnen drauf haben, weil sie schon im März ihre Qualifikation hatten. Unsere Ergebnisse bei der DM in Berlin waren sehr gut. Am Sonntag wissen wir, was sie wert sind.”

Außer der Freistil-Staffel startet Daniela Samulski noch über 50 und 100 Meter Rücken, über 50 Meter Schmetterling sowie in der 4 mal 100 Meter Lagen-Staffel. Das alles ist kein Problem. „Ich bin es von den Deutschen Meisterschaften gewohnt, über viele Strecken anzutreten”, sagte sie, „das macht mir nichts aus. Außerdem bin ich gut vorbereitet.” Die Jagd auf die WM-Titel kann für Daniela Samulski beginnen.

Info:

Nicht nur Daniela Samulski steigt gleich am Sonntag, dem ersten Tag der WM der Beckenschwimmer in Rom, ins Geschehen ein. Auch für Hendrik Feldwehr wird es gleich ernst. Über 100 Meter Brust muss er ab 9 Uhr den Vorlauf bestreiten, um sich für das Halbfinale am Sonntagabend ab 18 Uhr zu qualifizieren. Caroline Ruhnau, die dritte WM-Teilnehmerin der SG Essen in Rom, startet erst am Montag über 100 Meter Brust. „Hendrik sollte ins Finale, Caroline ins Semifinale kommen”, formuliert SG-Trainer Henning Lambertz seine Erwartungen.