SGE-Ass plant Rückkehr nach Berlin, will aber weiterhin für die SG Essen starten. Heute hat sie bei der DM einen Europarekord im Visier.
Daniela Samulski ist die heißeste Titelkandidatin der Startgemeinschaft Essen bei den 121. Deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin. Und nicht nur das: Die 25-Jährige, die in den vergangenen Wochen schon vier Deutsche Rekorde über 50 Meter Rücken aufstellte, hat auch bei den Weltmeisterschaften in Rom gute Aussichten. Erst einmal muss sie sich aber qualifizieren. Heute will sie im Vorlauf über 50 Meter Rücken schon den Europarekord angreifen. Über dieses Vorhaben, über ihr Heimweh nach Berlin und die bevorstehende Rückkehr in die Hauptstadt sprach Daniela Samulski bei den Titelkämpfen in Berlin mit Thomas Lelgemann.
Direkt im ersten Rennen hier in Berlin haben Sie Ihre Bestzeit über 100 Meter Rücken auf 1:01,05 Minuten verbessert und gehen mit über einer Sekunde Vorsprung auf die Zweite am Sonntag ins A-Finale. Das nennt man wohl Auftakt nach Maß?
Samulski: Ja. Es ist super gelaufen. Vor allem, weil ich vor dem ersten Start immer unheimlich nervös bin.
Sie sind zwar erst 25 Jahre alt, aber schon sehr routiniert. Ist man da immer noch nervös?
Doch, doch. Ich glaube, man muss auch eine gewisse Anspannung haben, sonst geht's nicht. Ich war mit 14 erstmals dabei, aber nervös bin ich mehr denn je.
Sehen wir im Moment die beste Daniela Samulski, die es je gab?
Auf den Rückenstrecken auf jeden Fall. Vier deutsche Rekorde in diesem Frühjahr, es läuft wirklich gut.
In den vergangenen Jahren sind Sie eigentlich eher auf den Schmetterlingsstrecken erfolgreich gewesen. Warum haben Sie sich vermehrt für die Rückendisziplinen entschieden?
Mit meinem Trainer Henning Lambertz habe ich meine Aussichten analysiert. Wenn ich über 100 Meter Schmetterling Deutschen Rekord schwimmen würde, wäre ich nur 14. auf der Welt und würde bei der WM sicher im Halbfinale ausscheiden. Über 50 Meter Rücken bin ich im Moment Vierte der Weltrangliste.
Und wenn alles gut läuft, könnten Sie heute im Vorlauf über 50 Meter Rücken sogar einen Europarekord aufstellen. Wäre das der besondere Kick?
Das wäre schon sehr schön. Andererseits ist es auch komisch, weil ich weiß, dass eine Russin schon 27,4 Sekunden geschwommen ist. Der Rekord wurde aber nicht anerkannt, weil ihr Anzug nicht genehmigt war. Am liebsten würde ich unter 27,4 Sekunden bleiben, dann gäbe es keine Diskussionen.
Obwohl Sie mit 25 Jahren noch im besten Schwimmalter sind, hatten Sie Schwierigkeiten, nach den Olympischen Spielen in Peking wieder die richtige Motivation zu finden.
Das stimmt. Nach Peking war ich richtig K.o. Ich habe jetzt in der Vorbereitung weniger Kilometer gemacht, um mich vor allem vom Kopf her zu erholen.
Sie wollen wieder zurück in ihre Heimatstadt Berlin. Was ist der Grund?
Das hat private Ursachen. Meine Zeit bei der Bundeswehr ist jetzt beendet und ich möchte in Berlin ein Sozialpädagogik-Studium beginnen.
Ist das Ruhrgebiet denn so schrecklich?
Nein, aber es ist anders. Leute aus dem Ruhrgebiet könnten möglicherweise sagen, Berlin ist ja so laut, so groß. Aber es ist nun mal meine Heimat, hier lebt meine Familie. Ich fühle einen inneren Antrieb, noch mal was Neues zu machen.
Und wie geht es mit dem Sport weiter?
Ich würde gerne weiter für die SGE starten und nach den Plänen von Henning Lambertz arbeiten. Wir müssen sehen, dass wir die Voraussetzungen schaffen, dass ich in Berlin trainieren und trotzdem für Essen starten kann.