Essen. Dion Braimoh spielt in der 2. Basketball-Liga bei den ETB Miners groß auf. Dabei begann er als Fußballer, spielte im Nachwuchs von Werder Bremen.

Dion Braimoh hat noch viel vor, die ETB Miners haben viel vor: Anfang des Jahres kam der 25-jährige Flügelspieler nach Essen, in den jüngsten beiden Spielen trat er als Topscorer hervor. Der gebürtige Bremer will sich für höhere Aufgaben empfehlen und den Zweitliga-Basketballern dabei helfen, die Play-offs der 2. Liga Pro B zu erreichen. Ein weiterer Schritt soll am Samstag im Heimspiel gegen LOK Bernau (19.30 Uhr) erfolgen.

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Seit etwas mehr als einen Monat spielen Sie nun für die Miners. Haben Sie sich schon eingelebt in Essen?

Dion Braimoh: Ja, in NRW habe ich mich schon immer wohlgefühlt. Ich habe unter anderem in der 2. Liga in Herford gespielt und ich kenne das Ruhrgebiet ohnehin. Ich war schon mehrmals hier in der Gegend zur Vorbereitung, auch häufiger in Düsseldorf. Es hat mir schon immer gefallen.

Wie ist Ihr Eindruck vom ETB bisher?

Gut, es ist ein professionell geführter Verein, die Dinge laufen strukturiert – es gefällt mir hier. Den Klassenerhalt haben wir ja als Aufsteiger schon so gut wie erreicht, das nächste Ziel sind jetzt die Play-offs mit dem Blick auf den Aufstieg in die Pro A. Mit diesen Jungs, mit diesem Kader muss das Erreichen der K.o.-Runde drin sein. Wir sind gut, wir harmonieren gut. Wenn wir die kommenden zwei Heimspiele in Folge jetzt nutzen, um noch mal ein Momentum aufzubauen und uns noch besser kennen zu lernen, dann sollte das am Ende klappen.

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In den jüngsten zwei Spielen haben Sie jeweils die meisten Punkte für Ihren Klub erzielt. Sind Sie jetzt auch auf dem Feld angekommen?

Ja, nachdem ich Anfang Januar gekommen bin, waren die ersten Spiele noch ein bisschen ruhiger, aber in den letzten beiden Partien konnte ich dann endlich zeigen, was ich kann. Und auch mit den Jungs harmoniert es zunehmend besser, das braucht ja auch immer etwas Zeit.

Wie kam es Anfang des Jahres überhaupt zu Ihrem Wechsel vom Regionalligisten Aschersleben Tigers nach Essen?

Das ging recht schnell. Ich war noch mit zwei anderen Teams in Kontakt, als der Anruf von Essens Sportlichem Leiter Raphael Wilder kam. Wir haben eine Stunde lang telefoniert und schnell gemerkt, dass es für beide Seiten eine Win-Win-Situation ist. Die Miners wollten sich verstärken und ich spiele wieder eine Klasse höher und kann zeigen, was ich kann und dem Team dabei helfen, seine Ziele zu erreichen. Zwei Abende später war der Vertrag schon unterschrieben.

Basketballspieler Dion Mohammed Braimoh von den ETB Miners.
Basketballspieler Dion Mohammed Braimoh von den ETB Miners. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dabei tauchten Sie in der Saison 2023/2024 in keiner Ligenstatistik auf – was war los?

Ich habe professionell 3x3 auf höchstem Niveau gespielt, unter anderem war ich mit dem deutschen Topteam „Der Stamm“ auf der Welt-Tour. Da habe ich beispielsweise Turniere in Doha/Katar gespielt und ich war auch bei der Olympia-Qualifikation in Amsterdam dabei. 3x3 war eine eher spontane Entscheidung und eine gute Erfahrung. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich lieber Fünf gegen Fünf spiele. Ich liebe 3x3, werde das auch im Sommer weiter machen und man könnte auch davon leben, es gab durchaus auch Interesse von ausländischen Teams. Aber dafür muss man auch menschlich gemacht sein, man ist ständig in der Welt unterwegs, man verbringt viel Zeit im Flugzeug. Aber ich will lieber noch einmal im klassischen Basketball angreifen.

Angefangen haben Sie in Bremen einst ohnehin mit einer anderen Sportart. Elf gegen Elf…

Genau, Fußball wurde mir wie bei fast jedem Kind in Deutschland in die Wiege gelegt, das hat einfach jeder von klein auf gespielt.

Sie haben es damals sogar in den Nachwuchs von Werder Bremen geschafft. Der Traum vieler Kinder…

Ja, man war Kind und hat Fußball gespielt, das war toll. Aber mit zehn oder elf Jahren habe ich dann nach und nach die Lust am Fußball verloren. Ich wollte schon vorher zum Basketball, aber das war auch eine finanzielle Sache. Ich habe fünf Geschwister, Basketball im Verein war teurer als Fußball, da durfte also nur der Älteste von uns hin. Als ich dann irgendwann zum Basketball durfte, war es endgültig um mich geschehen. Ich war super schlecht, ich konnte nichts, aber ich wollte auch nicht mehr aufhören. Ich liebe Basketball einfach. Dann habe ich mit 13 oder 14 Jahren von einem auf den anderen Tag endgültig mit dem Fußball aufgehört.

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Der Wechsel fiel nicht mal ein bisschen schwer?

Nein. Aber nicht falsch verstehen, ich bin nach wie vor leidenschaftlicher Werder-Fan, ich liebe den Klub über alles. Beim Erstliga-Wiederaufstieg 2022 war ich da und habe gefeiert und wie viele Fans ein Rasenstück als Erinnerung mitgenommen. Ich versuche immer, zu den Spielen zu fahren, wenn es möglich ist. Drei Stunden hin, drei Stunden zurück. Kein Thema. Mein Herz schlägt noch immer grün-weiß, aber die Liebe zum Basketball ist noch einmal größer. Es ist für mich einfach der attraktivere Sport, das kann man mit Fußball nicht vergleichen.

Welche Ziele haben Sie denn noch im Basketball?

Ich habe das Gefühl, dass ich die vergangenen Jahre mit einer Art Handbremse trainiert und gespielt habe. Letzten Sommer habe ich nach dem 3x3-Abenteuer mit dem Ziel in der Regionalliga in Aschersleben angefangen, mich wieder hoch und mir gute Angebote anderer Klubs zu erarbeiten. Dass es schon nach einem halben Jahr geklappt hat, freut mich sehr.

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In einem Interview vor einigen Jahren hatten Sie die Bundesliga als Ziel genannt – und von der nordamerikanischen Eliteliga NBA geträumt.

Die Bundesliga ist auf jeden Fall weiter mein Ziel. Alles andere werden wir dann sehen (lacht). Mein Freund Kevin Yebo hat vorgemacht, wie man in kürzester Zeit von der Regionalliga über die Pro A beim FC Bayern landen kann. Er hat auch erst recht spät angefangen mit Basketball. Am Ende kommt es einfach drauf an, wie ernst man es nimmt, wie hart man trainiert und wie man auf dem Parkett abschneidet. Ob man den Korb trifft oder nicht.