Essen. Zwei Essener feierten mit der Deutschen Gehörlosen-Nationalmannschaft im Futsal ein historisches Comeback. Doch der Weg dorthin war steinig.
22 Jahre lang gab es sie nicht, nun ist die deutsche Futsal-Nationalmannschaft der Gehörlosen nach zahlreichen Versuchen endlich wieder da – und zwei Essener sind mittendrin.
„Wir sind unglaublich stolz, dass Tayfun Schlechter und Bastian Ziganner beim ersten Futsal-Lehrgang dabei waren und für das Länderspiel gegen die Schweiz nominiert wurden. Dieser Tag war nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern auch ein Meilenstein für den gehörlosen Futsal in Deutschland. Mit mehr als 100 begeisterten Zuschauern vor Ort wurde eindrucksvoll gezeigt, wie viel Potenzial und Leidenschaft in unserem Sport steckt“, zeigt sich der GTSV Essen, der zuletzt auch die NRW-Meisterschaft im Futsal feierte und bei dem Ziganner und Schlechter spielen, begeistert.
Zwei Spieler des GTSV Essen nahmen am Länderspiel Deutschland - Schweiz teil
Der Weg zum Comeback war ein steiniger. Das Spiel um Platz neun in Bulgarien bei der 1. Futsal-Europameisterschaft im November 2002, welches Deutschland damals mit 3:1 gegen Großbritannien gewann, schien lange das letzte in der Geschichte für die Futsal-Gehörlosen-Nationalmannschaft gewesen zu sein.
„Der Schritt zur Wiederaufnahme der Nationalmannschaft zog sich über mehrere Jahre, da man zum Teil auf geschlossene Türen traf und auch allgemein kein großes Interesse daran hatte, die Futsal-Nationalmannschaft wiederzubeleben“, sagt Ziganner selbst.
Während die Frauen auf 2002 auf Anhieb Europameisterinnen wurden, in den folgenden Jahren auch an Futsal-Welt- und Europameisterschaften teilnahmen und vom Bundesinnenministerium gefördert werden, reichte der 9. Platz der Herren nicht für eine Weiterverfolgung des Sports. Der Leistungssportausschuss des Deutschen Gehörlosen-Sportverbands schloss die Futsal-Herren von weiteren Wettkämpfen anders als die Frauen aus, unterstützte sie nicht weiterhin.
Auch interessant
Der Essener Torhüter betont aber, dass der Sport unter den Gehörlosen immer populärer wurde und werde und mehr Mannschaften den Sprung auch in den hörenden Futsal-Spielbetrieb wagen würden. „Nun wurde nach hartem Kampf des Leistungssportausschusses des deutschen Gehörlosensportverbands die Genehmigung erteilt, aber es gibt unter anderem die Vorgaben, dass die Futsal-Abteilung sich selbstständig finanzieren muss. Es gibt keine Fördergelder und sonstige Unterstützungen seitens des deutschen Gehörlosensportverbands“, so Ziganner.
Essener Nationalspieler mussten für die An- und Abreise selbst aufkommen
Beim historischen Länderspiel im Dezember schauten dann 100 Menschen vor Ort und 800 über den Youtube-Livestream zu. Neben Schlechter und Ziganner waren auch Spieler aus Stuttgart, Frankfurt, Heidelberg, Düsseldorf und Spanien nominiert. Die An- und Abreise sowie die Hotel-Unterbringung erfolgte allerdings auf eigene Kosten der Spieler, 250 Euro investierte Ziganner aus der eigenen Tasche. Immerhin die Verpflegung und die Kosten für die Trainingsausrüstung übernahm ein Sponsor.
„Für mich stellte sich die Frage wegen der Kosten aber nicht, da es immer mein Traum war, in einer Futsal-Nationalmannschaft der Gehörlosen zu spielen“, so Ziganner. Am Ende trennten sich die Schweiz und Deutschland 2:2-Unentschieden.
„Für das erste Spiel war dies ein tolles Ergebnis. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt und fand es klasse, wie sich um einen gekümmert wurde. Auch die Kameradschaft untereinander war super. Man kam mit jedem klar und alle haben gut miteinander harmoniert und sich gegenseitig unterstützt. Es war fast so, als würde man sich schon lange kennen“.
Auch interessant
Mehr zum GTSV Essen
- „Lerne Gebärdensprache“: Erster hörender Coach beim GTSV Essen
- Deutscher Meister und Champions League! Essener Klub jubelt
- Bronze! Essenerinnen schreiben mit Deutschland Geschichte
- Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Essen lesen Sie hier!
- Alles rund um Rot-Weiss Essen lesen Sie hier!
- Die Facebook-Gruppe zum Fußball in Essen finden Sie hier!