Essen. Die Moskitos Essen sorgten mit der Verpflichtung von Daniel Weiß für Aufsehen. Er spricht über den Wechsel – und auch sein „Paradies“.

Sieben Monate war Daniel Weiß von der deutschen Eishockey-Bildfäche verschwunden. Nach der verlorenen DEL2-Finalserie mit den Kassel Huskies gegen die Eisbären Regensburg tauchte der 34-Jährige ab, war ohne Verein. „Ich war im Schwarzwald bei meiner Mutter, in meinem Elternhaus“, erklärt Weiß. „Sie hat aus unseren Kinderzimmern eine Wohnung gebaut. Dort wohne ich immer den ganzen Sommer so. Die Wäsche wird gewaschen, es wird gekocht.“

Wie im Paradies lebe er zu Hause, verrät der viermalige deutsche Meister (mit den Eisbären Berlin) mit einem Schmunzeln. „Ich freue mich immer wieder, zu Hause bei meiner Mutter, Schwester und meinen Freunden zu sein.“ Allmählich packte Weiß die Sehnsucht nach dem Eis und dem Puck aber wieder, er unterschrieb bei einem neuen Verein. In der DEL2? Nein.

Moskitos Essen-Neuzugang Weiß: „Danny hat sich sehr um mich bemüht“

Die Moskitos Essen schnappten sich den Mittelstürmer, der bei sieben Vereinen in der ersten Liga zockte. Die Frage, die sich viele Fans der „Mücken“ stellten: Warum ausgerechnet Essen? „Danny (Albrecht, Anm. d. Red.) hat sich sehr um mich bemüht, auch relativ zügig angerufen und mir die Rolle erklärt, die ich einnehmen soll“, erklärt Weiß.

Eishockeyspieler Daniel Weiß
Moskitos-Neuzugang Daniel Weiß an seinem Platz in der Kabine am Westbahnhof. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Auftrag: Bullys gewinnen, vor dem Tor die Durchschlagskraft erhöhen, Härte ins Spiel bringen und Führung übernehmen. Weiß räumt ein, dass er auch ein bisschen auf einen Wechsel in die DEL2 spekuliert habe. „So ehrlich muss ich sein. Da war dann aber nicht das Richtige dabei. Ich wollte eine wichtige Rolle einnehmen.“ Zu zwei, drei Vereinen, die Interesse bekundet hätten, habe er Kontakt gehabt, wurde aber letztlich hingehalten – anders als bei den Moskitos.

„Deswegen war die Entscheidung relativ leicht, hierherzukommen.“ Die Verpflichtung sorgte in der Oberliga für Aufsehen und viele Reaktionen. Die Erwartungshaltung an Weiß ist hoch. Spürt der Routinier den Druck oder lässt ihn das kalt? „Das juckt mich nicht“, entgegnet er. „Wenn du das an dich ranlässt, wird es schwierig. Ich versuche, das auszublenden – sowohl das Negative als auch das Positive.“

Auch interessant

Moskitos Essen: Wie schnell kann Zugang Weiß weiterhelfen?

Zwei Anhänger seines Ex-Klubs EC Bad Nauheim hätten in den sozialen Netzwerken kommentiert, dass sich die Essener Kneipen-Szene auf Weiß freuen könne. Der DEL-Champion lächelt das locker weg: „Meine Kumpels schicken mir immer die lustigen Kommentare.“

+++ Hier lesen Sie alle Moskitos-Interviews, Analysen und Live-Ticker +++

Doch wie schnell kann der Bruder des Krefeld Pinguine-Profis Alexander Weiß den Moskitos richtig weiterhelfen? Bei den Saale Bulls Halle (4:5 nach Penaltyschießen) verlor er das entscheidende Bully vor dem vierten Gegentreffer, rettete die Moskitos durch seinen Ausgleich elf Sekunden vor der Schlusssirene aber in die Verlängerung – ohne bis dahin eine Trainingseinheit mit der Mannschaft absolviert zu haben. Im Heimderby gegen den Herner EV (3:2 nach Penaltyschießen) entschied Weiß das Bully vor dem gegnerischen Tor in den Schlusssekunden der Overtime für sich und drückte den Puck Momente später sogar über die Linie – da war die Zeit aber bereits abgelaufen.

Eishockeyspieler Daniel Weiß
Moskitos-Neuzugang Daniel Weiß im Gespräch mit Julian Lötte, freier Mitarbeiter der WAZ-Sportredaktion, in der Lounge der Mannschaftskabine in der Eissporthalle am Westbahnhof. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Den Riecher für die entscheidenden Situation – zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Hat Weiß offenbar nicht verloren. „Ich mache das schon ein paar Jährchen“, schmunzelt der erfahrene Profi. Zuletzt hielt er sich in der Eissporthalle in Schwenningen fit, der Eismeister, den Weiß gut kennt, ließ ihn in die Halle. „Da fährst du dann aber im Endeffekt alleine spazieren“, erklärt er.

Auch interessant

Moskitos-Neuzugang Weiß: „Habe noch viel, viel Luft nach oben“

Mit Mannschaftstraining könne man das jedenfalls nicht vergleichen. „Ich persönlich habe noch viel, viel Luft nach oben – das ist ja klar. Ich muss erst einmal wieder in den Gameshape reinkommen“, erklärt Weiß vor dem Nikolaus-Derby bei den Füchsen Duisburg (Fr., 19.30 Uhr/WAZ-Liveticker). „Gebt mir noch vier, fünf Spiele. Dann bin ich auf jeden Fall wieder bei einhundert Prozent.“

Seine Stärken ums Tor herum und am Bullypunkt kennt Daniel Weiß, findet, dass er sie in den ersten beiden Spielen auch schon zeigen konnte. „Wenn jetzt noch ein bisschen Spielpraxis dazukommt, dann bin ich guter Dinge, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass wir in der Liga noch ein bisschen Damage machen können.“ Vielleicht ja schon am Freitag in Duisburg.

Moskitos Essen: Nikolaus-Derby in Duisburg im WAZ-Liveticker

Nach dem spektakulären Derbysieg gegen den Herner EV warten die nächsten zwei interessanten Oberliga-Begegnungen auf die Moskitos Essen: Am Freitag (19.30 Uhr, PreZero-Rheinlandhalle) sind die „Mücken“ zum Ruhrderby bei den Füchsen Duisburg zu Gast, am Sonntag (18.30 Uhr) kommt der Herforder EV an den Westbahnhof. Beide Spiele und alle Personalinfos lesen Sie wie gewohnt im WAZ-Liveticker unter diesem Link.

Alle Hintergründe zu den Moskitos Essen: